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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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zu rütteln. Man sprach den Namen Manuel Clostrides mit Ehrfurcht und Bewunderung aus. Ganz besonders bewunderte man, wie er die so verschiedenen Persönlichkeiten der Direktoren bändigte.
    Nur heute abend war es ihm nicht recht geglückt.
    Er saß allein in seinem riesigen Büro im obersten Stockwerk Des Marktes und fingerte nach den Stuhllehnen, als seien sie Zügel der Macht. Als seien sie mit einem Male schlüpfrig geworden.
    Er hatte das Gefühl, daß die Welt, die er so genau zu kennen glaubte, sich schneller veränderte, als es gut war. Er konnte sich nicht sofort anpassen.
    Pragmatisch, vielleicht dogmatisch, aber von schneller Entscheidungskraft und unermüdlicher Kontrolle über seine schwierigen Direktoren – das war das Bild, das er von sich selbst besaß. Er hatte nie lange über Vorahnungen nachgedacht; nur manchmal hatte er lachend erwähnt, wie gut er eine solche Gabe in seinem Amt gebrauchen könnte. Nun hatte er eine Vorahnung, die sich nicht unterdrücken Heß: ein Gefühl der Warnung.
    Wenn er Den Markt gut verwalten wollte, mußte er auf der Seite der Mehrheit stehen. Er konnte also froh sein, wenn Ahmed Lyken von seinen Rivalen gestürzt wurde. Und doch hatte er bei der letzten Versammlung vor der Entscheidung nicht jenes Wort erwähnt, das Nevada Lyken zugerufen hatte, jenes Wort, das ihn so seltsam berührt hatte: Akkilmar.
    Wiederum – weshalb? Um ein potentiell wichtiges Geheimnis zu sichern? Um einen Vorteil den Direktoren gegenüber zu haben? Aber selbst wenn er etwas Wertvolles über Akkilmar erfahren sollte, wie konnte er es ausnützen? Die immer wiederkehrenden Fragen quälten ihn.
    Die Stunden vergingen. Irgendwann im Morgengrauen würden die Techniker die Portale zu Lykens Konzessionsgebiet öffnen, und dann konnte die Invasion beginnen. Es würde kaum zu einer wilden Schlacht kommen, eher zu einem Zermürbungskrieg. Ein einzelner Sieg entschied nichts. Es ging darum, den Gegner so wirkungsvoll wie möglich zu behindern. Wenn Lyken die Brückenköpfe der Gegner unschädlich machte, dann hatte er gewonnen. Wenn es den Eindringlingen gelang, seine Arbeit im Konzessionsgebiet zu unterbinden, dann mußte er gehen. Das war alles.
    Ein Anruf von außen wurde gemeldet. Clostrides aktivierte den Kommunikator. Auf dem Bildschirm zeigte sich einer seiner Adjutanten.
    »Etwas Neues in der Akkilmar-Frage, Chef«, sagte er.
    Clostrides fühlte sich erleichtert. Er warf einen Blick auf die Uhr. Zehn nach zwei. Nicht schlecht, wenn man alles in Betracht zog. »Nun?« Er bemühte sich, keine Erregung zu zeigen.
    Der Adjutant warf einen Blick auf seine Notizen. »Wir beschlossen, Nevadas Spur zurückzuverfolgen«, sagte er. »Wir kamen bis zu einem Mietblock, in dem er unter falschem Namen gelebt hatte. Und hier erfuhren wir etwas, das man nicht mehr als Zufall gelten lassen kann. Bis vor zwei Wochen wohnte im gleichen Hause ein Mann namens Erlking. Er war früher Lykens Gedächtnisstütze.«
    Clostrides beugte sich ruckartig vor. Er fragte scharf: »Habt ihr ihn erwischt?«
    »Wir sind hinter ihm her, Chef. Er hat keine neue Adresse hinterlassen, aber wir bekommen ihn. Bis jetzt hatten wir Schwierigkeiten wegen der Kämpfe. Die Polizei stellte erst vor kurzem die Ruhe wieder her. Aber noch eines, Chef. Sie sollten wissen, daß ihm auch andere Leute auf der Spur sind, ihm und Nevada.«
    »Wer?«
    »Athlone, der Vize-Polizeichef des Ostviertels, fragte nach Nevada und ließ seine Wohnung durchsuchen. Vielleicht war noch jemand da, das wissen wir nicht sicher. Und ein Mann suchte nach Erlking. Vor ihm war bereits ein junger Schnüffler dagewesen, ein typischer Slum-Junge.«
    »Lykens Leute?«
    »Wir vermuten es, Chef. Ehrlich gesagt, ich könnte mir nicht vorstellen, wen das sonst interessieren soll.«
    Clostrides zog die Stirn kraus. »Willst du damit sagen, daß ihr Erlking noch nicht eingeholt habt? Bei so starker Konkurrenz?«
    Der Adjutant sah unbehaglich drein, aber seine Stimme klang beruhigend. »Nicht ganz, Chef. Wir hatten eine Menge Glück, und ich glaube nicht, daß die Konkurrenz das gleiche von sich behaupten kann. Einer unserer Kontaktmänner bei der Stadtpolizei hat uns einen Tip gegeben. Er war heute wegen der Straßenkämpfe unterwegs. Seine Patrouille las ein paar Kultisten auf, die Lykens Werber angegriffen hatten. Später wurden die Leute wieder freigelassen – den Gerüchten nach auf Athlones Befehl. Jedenfalls sind wir ziemlich sicher, daß Erlking einer der Kultisten

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