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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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war.«
    Clostrides preßte die Lippen zusammen. »Was macht ihr im Augenblick?«
    »Wir suchen alle Kultanhänger der Stadt auf. Die meisten halten große Versammlungen auf den Straßen ab, jetzt da man sie aus dem Gebiet um Lykens Stützpunkt vertrieben hat. Ich kann mir vorstellen, daß ein Mann wie Erlking einen großen Wert für sie besitzt. Sie können ihn der Öffentlichkeit als bekehrten Sünder präsentieren.«
    »Wenn ihr ihn festnehmt, verständigt mich sofort«, befahl Clostrides.
    »Gut, Chef.« Der Adjutant unterbrach die Verbindung.
     
    *
     
    In der Holy-Gasse beruhigte sich die Situation allmählich, Gaffles kehrte von einem kurzen Streifzug zurück, als ihm etwas Außergewöhnliches auffiel: eine Ansammlung von Kultisten an einer Straßenecke. Der Auflauf schien eben erst zu beginnen. Er bemerkte einen Lautsprecher mit Verstärkern auf einem Wagen und dahinter eine überlebensgroße Statue von Tacket. Das Gesicht war so von Nägeln durchbohrt, daß man keine Einzelheiten mehr erkennen konnte. Männer verkauften Broschüren und Nägel, andere bezeugten ihre Bekehrung. Gaffles trat zu den Umstehenden, hauptsächlich Slum-Jungen mit ihren Freundinnen, die spöttische Bemerkungen riefen.
    Er wollte sich schon wieder zum Gehen wenden, als ihn jemand am Ärmel zupfte. »Ein Nagel für Tacket, Freund? Ein Nagel für Tacket?« flehte ihn eine Stimme an.
    Er schüttelte die fremde Hand ab, ohne sich umzusehen. »Ein Nagel für Tacket, Gaffles?« wiederholte die Stimme mit einem Kichern.
    Als er seinen Namen hörte, drehte sich Gaffles um. »Flohbiß!« sagte er. »Seit wann haben sie dich aus dem Sündenpfuhl geholt?«
    Der Nagelhändler war ein gekrümmter schäbiger Alter mit spindeldürren Gliedern und einem ewigen Grinsen. Man kannte ihn nur als Flohbiß; er lebte schon immer im Viertel.
    Nun blinzelte er Gaffles zu. »Kauf einen Nagel, und ich hänge einen Draht daran. Kostet dich zwanzig.«
    »Ein langer Draht?« fragte Gaffles skeptisch.
    »Ich habe ein Stück davon vor kurzem eingeholt«, sagte Flohbiß mit einem Achselzucken. »Wenn Jockey nach einem gewissen Erlking sucht, ist es ein heißer Draht.«
    »Gut, gib mir das Ende, und du sollst deine zwanzig haben.« Gaffles zog einladend ein Bündel knisternder Scheine heraus. Flohbiß verschlang das Geld mit den Augen.
    »Und ich verkaufe Nägel für diese scheinheiligen Brüder, um …, na, schon gut. Hör zu, Gaffles. Dieser Erlking ist unter die Kultisten gegangen – zu einer der größten Gruppen. In einer Viertelstunde halten sie in einem Nebensaal der Vergnügungshalle eine Versammlung ab. Sie wollen Profit aus den Straßenkämpfen ziehen. Weißt du, wer der Star des Treffens wird? Der reformierte Tacket-Anhänger höchstpersönlich.«
    »Gut, da hast du deine zwanzig«, sagte Gaffles rasch. Er drückte Flohbiß das Geld in die Hand. Sofort begann der kleine Mann mit hoher Stimme zu rufen: »Einen Nagel! Einen Nagel für Tacket, Freund!«
    »Behalte ihn, du Esel!« sagte Gaffles laut und rannte die Straße entlang.
    Jockey war wie immer in der Kraken-Bar. Zufällig befand sich im Augenblick niemand bei ihm. Gaffles ließ sich auf einen Stuhl neben ihm fallen und erzählte ihm, was er erfahren hatte.
    Jockey schüttelte den Kopf. »Ich staune über mich«, sagte er. »Eben habe ich zwanzig Slum-Jungen befohlen, sich für diese Versammlung zu interessieren. Sollen wir sechzig daraus machen? Und geh du selbst hin. Ich möchte, daß Erlking lebend aus der Menge geangelt wird. Mal sehen, wo wir ihn unterbringen. Nein, das überlasse ich dir. Aber ich würde dir raten, mit ihm in der Vergnügungshalle zu bleiben.«
    Gaffles grinste und stand langsam auf.
    Dann jedoch beeilte er sich. Drei Minuten vor Beginn der Versammlung stand er in einem Seitengang der Vergnügungshalle, beobachtete die Zuschauer und hörte sich mit einem Ohr die Ausführungen eines Spitzels an.
    In dem großen Bau der Vergnügungshalle befanden sich einige Säle, die der Besitzer an Privatleute vermietete, vor allem an Zirkusunternehmen und kleinere Zoos. Um eine niedrige Bühne befanden sich in Hufeisenform Sitzreihen, die an die tausend Zuschauer faßten. Der Saal war verblüffend gut besetzt. Die Vergnügungshalle besaß eine starke Zugkraft, und zu so später Stunde hatten die Besucher ihr Geld ausgegeben und freuten sich über eine kostenlose Vorführung. Die meisten von ihnen waren jung, viele wirkten betrunken. Man sah Paare, die sich auf den Bänken ungeniert miteinander

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