Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
erschienen die verschlafenen Gesichter der Patienten. Selbst der ›Graf‹ tauchte unter dem schützenden Markisendach auf und sah hinunter auf die herbeirennenden Menschen.
    Nach zwanzig Minuten waren Feuerwehr und Polizei eingetroffen. Die Klinik brannte nicht … aber aus drei Kellerfenstern quoll dicker Rauch. Die feuerfeste Tür zu diesem Teil des Kellers war geschlossen, man hörte hinter ihr Klappern und krachende Geräusche und das Zischen von Wasser.
    Die Feuerwehr hämmerte gegen die Eisentür, bis sie endlich geöffnet wurde.
    In einer Feuerwehruniform, rauchgeschwärzt, den Helm auf dem Kopf, eine Rauchmaske vor dem Gesicht, erschien Dicki und grüßte stramm, als er den Brandmeister von St. Hubert, den Polizeileutnant und Dr. Lorentzen inmitten einer Menge anderer Leute im Kellerraum stehen sah. Er riß sich die Rauchmaske vom Gesicht und nahm militärische Haltung an.
    »Brand unter Kontrolle! Schwelbrand im Keller 9. Entdeckung 6 Uhr 43. Ursache rätselhaft! Alarm wurde zur Prolyfaxe gegeben.«
    »Zu was?« fragte der Brandmeister entgeistert. Dr. Lorentzen lächelte leicht.
    »Zur Prophylaxe. Herr Czschisczinski meint, es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Er hat klug gehandelt. Brav, Dicki.«
    Adam grinste stolz. Er trat zur Seite und wies in den Keller. Noch immer wälzten sich Rauchschwaden herbei. Ein paar Schwestern begannen zu husten und liefen nach oben in die frische Luft.
    Was dann kam, war reine Routinearbeit. Keller 9 wurde völlig leergeräumt. Es war der sogenannte Papierkeller. Hier stapelten sich die Kartons und die Verpackung von allem Material, das die Klinik bekam. Vierteljährlich sollte ein Lastwagen alles abholen für den Altpapierhandel. Da das Vierteljahr noch nicht herum war, quoll der Papierkeller fast über von Kisten und Kartons, Zeitungen und Prospekten. Alles wurde jetzt auf den Hof geworfen … eine versengte, durch das Wasser aus Dickis Löschschlauch zusammengepappte Masse, stinkend und rauchend.
    Während die Feuerwehr und Dicki schwitzend auch die Nebenkeller räumten und säuberten, saßen der Brandmeister, der Polizeileutnant von St. Hubert und Dr. Lorentzen im Chefzimmer um den runden Tisch und tranken einen Kognak auf den anfänglichen Schreck. So sicher die Klinik auch gebaut war: Ein Großbrand hat seine Tücken. Er entwickelt sich meistens anders, als die Experten es vorausgesehen haben. Von den Brand- und Wasserschäden ganz abgesehen.
    »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben«, sagte der Polizeileutnant ernst und wichtig, denn endlich passierte etwas in St. Hubert, was außer der Reihe war und einen schönen Bericht rechtfertigte. »Wir müssen die Kreispolizei benachrichtigen und das Branddezernat in München. Nach Lage der Dinge liegt hier eine Brandstiftung vor …«
    »Mir ist das alles völlig rätselhaft.« Dr. Lorentzen lehnte sich zurück. Was er in den letzten Minuten erfahren hatte, machte ihn ratlos. Auf dem Tisch, sauber ausgebreitet auf einem großen Handtuch, lagen die Beweise.
    Eine Schachtel Streichhölzer.
    Ein halb verbrannter Lappen, getränkt mit Benzin.
    Einen Lappen gleicher Art hatte man in Keller 10 gefunden.
    Dort lagerten die Röntgenplatten und weiter, in Keller 11, die Reservebetten. Matratzen und Unterbetten. Alles leicht brennbares Material.
    »Es war Brandstiftung!« Der Brandmeister kippte seinen Kognak hinunter. »Deutlicher geht es ja nicht. Aber es war eine bewußt ungefährliche Brandstiftung. Die Klinik sollte nicht abbrennen, man wollte nur Unruhe hervorrufen. Die Patienten sollten vielleicht aufgescheucht werden. Herr Doktor!« Der Brandmeister sah Dr. Lorentzen fragend an: »Haben Sie Neider? Wissen Sie jemanden, der Ihnen übel will? Haben Sie Feinde?«
    Lorentzen schwieg und sah zu Boden.
    »Nein«, sagte er dann langsam. »Ich wüßte niemanden.«
    Der Polizeileutnant erhob sich geschäftig. »Ich rufe München an«, sagte er tatenlustig. »Heute ist's der Keller, morgen steht der ganze Bau in Flammen. Man erlebt ja die tollsten Dinge. In Norddeutschland brannten neulich Nacht für Nacht Scheunen ab. Der Brandstifter war ein junger Bauernbursche, der ›so gerne Flammen sah‹ und dessen Leidenschaft das Feuerlöschen war. Ein Verrückter also. Wissen wir, wer sich hier rumtreibt?«
    Auf der Schönheitsfarm war an diesem Tag der Betrieb völlig durcheinandergeraten. Das Sirenengeheul der Feuerwehr hatte alle Damen aus den Betten gejagt. Statt sich mit Cremes oder Emulsionen einreiben zu lassen und das Frühstück

Weitere Kostenlose Bücher