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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Brandstiftung war eindeutig. Nur der Täter war völlig unbekannt. Man verhörte Dicki, der den Brand entdeckt hatte. Er hatte in der Nacht nichts Verdächtiges gehört. Das war verständlich. Nach dem Hinauswurf bei der Baronin v. Durrhaus hatte sich Dicki betrunken. Teils aus Kummer, teils aus Ratlosigkeit. Wenn diese beiden Gefühle zusammenkommen und Schutz im Alkohol suchen, kommt ein Mordsrausch zustande. So war Dicki auch gegen 23 Uhr ins Bett gestürzt und hatte geschlafen, bis der Wecker an seinem Ohr losrappelte.
    »Der Brand ist – wenn man davon ausgeht, daß er Schaden anrichten sollte – dilettantisch gelegt worden«, sagte der Kommissar aus München. »Der Papierkeller und die danebenliegenden Keller sind durch Eisentüren geschützt. Ein Übergreifen des Feuers ist also ausgeschlossen, es sei denn, man hat alle Kellertüren offen –«
    »Sie waren aber zu«, sagte Dicki fest. »Ich weiß das genau, weil unter der Türritze heraus der Rauch quoll.«
    »Eben! Was soll also das Feuer? Es sieht alles nach einem dummen Streich aus.«
    »Ich danke für solche Streiche!« Dr. Lorentzen rauchte nervös eine Zigarette. An diesem Tage ruhte der ganze Klinikbetrieb bis auf die Mahlzeiten. Nur Dino Valenti war inspiriert. Er spielte eine Violinversion des ›Feuervogels‹ von Strawinski.
    »So erschreckend hilflos es klingt: Wir müssen warten.« Der Kommissar aus München lächelte wie um Verzeihung bittend.
    »Warten worauf?« fragte Lorentzen.
    »Auf einen neuen Brand. In St. Hubert, bei Ihnen …«
    »Ich danke!«
    »Ist es ein Feuerbesessener, dann legt er weitere Brände. Nur so können wir ihn erwischen. War es wirklich nur ein Streich, dann werden wir den Täter nie herausbekommen.«
    Die Beamten aus München fuhren wieder zurück in die Stadt. Die Wagen begegneten dem schweren Reisewagen des alten Patz, der gerade von St. Hubert den Berg hinaufrollte.
    »Das ist ja eine schöne Bescherung«, sagte der alte Patz, als er mit Dr. Lorentzen allein in dessen Zimmer war. »Brandstiftung. Wir sind doch ausreichend versichert dagegen?«
    »Ja.« Dr. Lorentzen ging unruhig hin und her. Er wußte, warum der alte Patz wiedergekommen war. Die Situation war so völlig idiotisch, daß man hätte laut lachen können, wenn nicht eine Katastrophe daraus erwuchs. Der alte Patz schnitt sich eine Zigarre zurecht, steckte sie in eine silberne Zigarrenspitze und rauchte sie an.
    »Haben Sie mit Ilse gesprochen, Doktor?« fragte er dann.
    »Nein. Sie geht mir aus dem Weg.«
    »Sie hat ihren Stolz. Von mir geerbt. Wir Patzens sind stolz wie die Römer. Aber Sie kennen doch ihre Zimmertür. Klopfen Sie da mal an …«
    »Ich könnte ihr nicht mehr erklären, als was Sie auch schon wissen: Ich liebe Marianne Steegert.«
    »Es ist ein Jammer. Sie benehmen sich wie ein Verirrter in der Wüste, der sein Kamel schlachtet und sich dann wundert, daß er zu Fuß weitergehen muß.« Der alte Patz blies schöne Kringel gegen die Decke und reckte sich im Sitzen. »Ich habe übrigens mit meinem Klinik-Kompagnon Steegert gesprochen. Der Gute ist nicht flüssig. Wenn Ilse die eins Komma fünf Millionen zurückzieht, können Sie die Fenster hier zunageln.«
    Dr. Lorentzen blieb stehen. Sein Gesicht hatte die gelbliche Blässe eines Leberkranken. »Ich werde Ihnen die eineinhalb Millionen beschaffen«, sagte er leise.
    Der alte Patz legte seine Zigarre in den Aschenbecher.
    »Sie?«
    »Ja.«
    »Machen Sie sich keine Hoffnung. Keine Bank wird hier einsteigen. Die Sicherheiten sind zu labil.«
    »Wann brauchen Sie das Geld?«
    »Oho!« Der alte Patz sprang auf. Man sah, er war unsicher geworden. Im Grunde genommen hatte er gar nicht die Absicht, sein Geld aus der Klinik zu ziehen. Es brachte noch keine Zinsen, an Gewinn aus der Klinik war noch nicht zu denken. Er hatte das Geld ausgegeben, weil ihn seine Tochter darum angebettelt hatte. Aber auch das war nicht das Ausschlaggebende. Der Motor seines Spenderherzens lag im Verborgenen. Es war ein Komplex, unter dem er zeit seines Lebens gelitten hatte.
    Keiner hatte dem alten Patz an der Wiege gesungen, daß er einmal Millionär sein würde. Sein Vater war ein biederer Klempnermeister gewesen. Diese Herkunft war für den Sohn, auch als später Millionen in die Kasse der eigenen Baufirma flossen, wie ein großer Schatten. Er mußte erfahren: Ein Bankkonto allein genügte nicht, um von der Gesellschaft anerkannt zu werden. Er blieb der ›Volksschüler‹, der ›Maurerpolier‹, der

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