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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Doktor! Sie haben nichts gehört.«
    »Sie haben nur vom Victoria-See gesprochen, Graf.« Dr. Lorentzen wies auf den OP-Tisch. »Bitte, strecken Sie sich aus. Ich will heute noch einige Teile mit Spaltlappen decken. Die große Rundstielsache machen wir in drei Wochen …«
    Wien, dachte Lorentzen, als er sich wusch und steril machte. Man vermißt ihn. Wer mag er in Wahrheit sein? Ob wir das jemals erfahren werden?
    In diesen Tagen geschah etwas, wovon niemand erfuhr. Die Presse nicht, der Rundfunk und das Fernsehen auch nicht: Der gestohlene Wagen, mit dem der Bankräuber Hans Bornemann geflohen war, wurde im Wald von Patzenhausen gefunden. Ein begeisterter Wanderer, der Oberstudienrat Dr. Ruprecht Hillermann aus Wolfenbüttel, der seine Ferien kreuz und quer durch Deutschland verwanderte, und das schon seit über dreißig Jahren, fand den Wagen im dichten Busch und dachte logisch – er war ja Lehrer –, daß ein Auto dort nichts zu suchen habe.
    Er alarmierte die Landpolizei, von dort ging es zur Kriminalzentrale, und dort wußte man endlich, woher der Wagen kam. Ein Großaufgebot von Beamten erschien in dem einsamen Bergwald. Aus Frankfurt kam ein Staatsanwalt angeflogen. Aus Wiesbaden, vom Bundeskriminalamt, ein Spurenexperte.
    »Ganz klar, der ist hinüber ins Salzburgische«, sagte der Staatsanwalt aus Frankfurt. »Wir werden die Kollegen von Österreich sofort einschalten. Es ist ja eine Kleinigkeit, von hier über die ›grüne Grenze‹ zu verschwinden. Aber auf jeden Fall, meine Herren, haben wir jetzt die Fluchtrichtung. Wir tappen nicht mehr im Dunkeln.« Was Hans Bornemann erhofft hatte, wurde wahr: Seine Spur wurde falsch verfolgt. Die Fahndung lief über ganz Österreich, nach Italien und nach Frankreich.
    »Das Geld muß ausgegeben werden«, sagte der Staatsanwalt bei der großen Mitarbeiterbesprechung in Frankfurt. »Dazu wurde es gestohlen. Wo gibt man plötzlichen Reichtum aus? An der Riviera, an der Adria, in Nordafrika, an Spaniens sonnigen Küsten … dort, wo hübsche Mädchen sind. Ich bin ganz sicher, daß wir eine heiße Spur aufgenommen haben.«
    Hans Bornemann hatte richtig gedacht. Aber er hatte eins übersehen: Daß andere Menschen auch anders denken können.
    Es gab da einen Horst Rappel. Er lebte in Frankfurt, war dreißig Jahre alt, unverheiratet und von Beruf Zeitungsreporter. Er schrieb über Unfälle auf der Straße und Schlägereien zwischen Zuhältern, besuchte die Bordells und interviewte die gefallenen Engelchen, bekam siebenmal die Jacke vollgehauen und erschien zum achten Mal an der gleichen Stelle. Man sieht daraus: Horst Rappel war ein eigenwilliger Typ.
    Als der Bankraub geschehen war, erkannte er, daß dies ein Knüller sein konnte. Nicht umsonst schnappt ein bisher braver Bankbeamter über.
    Und er begann, das stille Leben des Hans Bornemann aufzurollen wie einen Wollfaden, der durch das Labyrinth führt zum hellen Sonnenlicht.
    Horst Rappel traf ebenfalls in Patzenhausen ein.
    Am frühen Morgen des Samstags, bei seinem Rundgang zur Kontrolle der Putzfrauen, die die Klinik ›sonntagsfähig‹ machten, wie es Dicki nannte, entdeckte Adam Czschisczinski einen merkwürdigen Geruch in der Nähe des Kellers. Er blieb stehen, hob die Nase und schnupperte wie ein Dackel.
    Das riecht nach Rauch, dachte er verblüfft. Das riecht so, als ob es irgendwo brennt.
    Nach diesem Gedanken wurde er flott, raste die Kellertreppe hinunter und kam in eine weißgraue Rauchwolke, die sich träge durch die langen Kellergänge wälzte.
    Dicki verlor keine Sekunde. Die Klinik war nach neuesten feuerpolizeilichen Vorschriften gebaut. Auf jedem Flur, auch im Keller, waren Warnsirenen angebracht. Schläuche lagen aufgewickelt in Glaskästen, Hydrantenanschlüsse waren vorhanden, in stählernen Haltern glänzten Schaumlöscher. Außerdem waren alle Stationen durch feuerfeste Schleusentüren abzuriegeln.
    Dicki schlug die Scheibe des Alarmmelders ein und hieb auf den roten Knopf. Im gleichen Augenblick heulte auf dem Dach der Almfried-Klinik die Feuersirene auf, klingelte es Alarm im Bürgermeisteramt von St. Hubert, heulten dort die Sirenen auf und rannten die Männer der Freiwilligen Feuerwehr zum Spritzenhaus.
    Die Patienten fuhren aus den Betten. Dr. Lorentzen, der gerade von seinem morgendlichen Waldspaziergang zurückgekommen war und sich umzog, lief auf die Terrasse seines kleinen Bungalows. Vom Schwestern- und Ärztehaus rannten die Angestellten hinüber zum Klinikbau. Auf den Balkons

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