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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schulter, wenn wir operieren. Wann können Sie kommen, Graf?«
    »Sofort.«
    »Ich halte ein Bett für Sie frei.«
    »Besteht die Möglichkeit, daß ich von anderen Patienten getrennt werde? Man könnte mich erkennen.«
    »Ich will es versuchen. Zimmer 22 ist ein Endzimmer mit einem Sonnenbalkon. Dort sind Sie ganz für sich.«
    Der Mann, der sich Graf nannte, griff in die Tasche seines Anzuges. »Wieviel bin ich Ihnen schuldig, Doktor?«
    »Noch nichts. Ich liquidiere nach der Behandlung. Wann werden Sie in St. Hubert eintreffen?«
    »Übermorgen nacht. Mein Chauffeur wird mich bringen. Ich nehme an, gegen 3 Uhr morgens schläft wirklich alles …«
    »Natürlich.« Dr. Lorentzen verbeugte sich knapp und verließ das Zimmer. Hinter der Tür nahm ihn die Tochter wieder in Empfang und brachte ihn zurück zur Eingangshalle, wo schon Ilse Patz wartete.
    »Es war unheimlich«, sagte Ilse später, als sie wieder in Richtung Salzburg fuhren, nachdem der Chauffeur sie auf die Landeschaussee geschleust hatte. »Ich habe keinen Bissen angerührt. Und dabei hatten sie alle Leckereien gebracht. Kaltes Huhn, Reh in Aspik, wundervolle Krabben, russischen Kaviar … aber alles kam lautlos heran, auf Gummirollen und völlig stumm. Was war denn bei Ihnen los, Lutz? Wirklich ein Wahnsinniger?«
    »Nein.« Lorentzen sah hinaus auf das sommerliche, heiße Land. Die Sonne zog die Nachtfeuchtigkeit auf, aus den engen Tälern wehten Nebel zum blauen Himmel. Es duftete stark nach Tannen und Humuserde. »Ein Patient wie jeder andere. Nur hat er Geld genug, um geheimnisvoll sein zu können.«
    Am Nachmittag erreichten sie ohne Zwischenfall und ohne Panne St. Hubert. Als Ilse Patz im Garagenhof hupte, kam Marianne Steegert heraus.
    Sie sah blaß und eingefallen aus, als habe sie die ganze Nacht geweint.
    In der übernächsten Nacht, pünktlich um 3 Uhr morgens, rollte der große Bentley geräuschlos vor das Kliniktor. Lorentzen selber öffnete und half mit, die Koffer ins Haus zu tragen. Als einzige war nur noch Schwester Hildegard auf; sie sollte den Grafen betreuen. Den Hut tief im Gesicht, als könne ihn auch jetzt noch jemand sehen, eilte v. Rethberg der Schwester nach auf sein Zimmer Nr. 22. Zehn Minuten später wendete der Bentley und fuhr zurück nach Salzburg. Allerdings war es ein Irrtum, zu glauben, keiner habe die Ankunft gesehen. Adam Czschisczinski war noch auf. Im Dunkeln hockte er am Fenster und schielte durch einen Spalt der Gardine auf den Eingang, den er von seinem Zimmer aus überblicken konnte. Hinter ihm, im Bett kniend, flüsterte die Baronin v. Durrhaus. Da ›Dicki‹ die Ausrede gebrauchte, er müsse in seinem Zimmer immer verfügbar sein, Tag und Nacht, denn schließlich sei er ja Hausmeister und für alle da, hatte sie das Verfahren vereinfacht und schlich nachts in Dickis Zimmer. Das war noch nicht aufgefallen – wohl aber staunte man darüber, daß Adam in letzter Zeit tagsüber gähnte, einen müden Eindruck machte und unfähig war, wie bisher weiter schwere Lasten zu tragen. Bei zwei Koffern kam er schon ins Schwitzen. »Der Föhn«, sagte er traurig, wenn man ihn darauf hin ansprach. »Der Föhn bläst über mich hinweg.«
    »Was ist?« flüsterte die Baronin.
    »Ein neuer Gast«, flüsterte Dicki vom Fenster zurück.
    »Um diese Zeit?«
    »Ein Ausländer.« Er ließ die Gardine zufallen und dehnte sich. Dann kraulte er seine dunklen Brusthaare. Die Baronin sah ihm mit glimmenden Augen zu. Welche Männlichkeit!
    »Komm! In einer Stunde muß ich mich wieder wegschleichen.«
    Adam nickte. Er trank ein Glas Wasser. Seine Hand zitterte dabei. Er sah sie erstaunt an und seufzte dann laut.
    Im Bett raschelte die Baronin mit den Kissen und gurrte wie ein Täubchen.
    »Du kannst ihn behalten! Nimm ihn dir mit! Du kannst mit ihm um die Welt reisen!«
    Marianne Steegert stand vor Ilse Patz, die Fäuste geballt, hochrot im Gesicht. Ilse kämmte sich die langen schwarzen Haare und band sie dann lose zusammen mit einem blutroten Band.
    »Hast du mir nichts zu sagen?« schrie Marianne. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Gleich würden Tränen kommen, und das wollte sie Ilse nicht zeigen. Den Triumph, daß sie um Lorentzen weinte, sollte sie nicht haben. Deshalb schrie sie und benahm sich so, als wolle sie sich gleich auf ihre Freundin stürzen.
    Ilse Patz machte eine schöne Schleife in das rote Band. Die Frisur eines jungen Mädchens.
    »Nein!« sagte sie gleichgültig.
    »Du hast ihn wie alle anderen Männer herumgekriegt. Du

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