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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schmutzfink! Du dreckiger Lakai! Mach, daß du wegkommst!«
    Adam Czschisczinski drehte sich um und verließ den Vorraum. Er war in fröhlichster Stimmung. Bei Schwester Rosel hatte er sich erkundigt, wie lange die Baronin im Bett liegen mußte. »Mindestens eine Woche stramm«, sagte Rosel. »Das sind ja große Wunden. Und dann kommt eine Woche Schonung.«
    Zwei Wochen Ruhe. Dicki atmete tief auf. Zwei Wochen Nachtschlaf. Zwei Wochen Mittagsruhe. Zwei Wochen Kräftesammeln.
    Für Dicki kam eine Zeit der Sommerfrische. Er hatte sie dringend nötig. Hohlwangig sah er aus, und wenn er im Garten grub, griff er sich öfter ans Kreuz und seufzte. Bewundernd schielte er dann hinauf zum Balkon, wo Luisa v. Durrhaus lag und sich sonnte. Die Stabilität der Baronin war geradezu unheimlich.
    Im OP trat Ruhe ein. Die Sterilisatoren hörten zu brummen auf. Dr. Lorentzen und der Assistent traten an den Tisch. Man hatte die Baronin, die auf dem Bauch lag, jetzt, abgedeckt. Die zweite OP-Schwester, die einen Fachkursus in Anästhesie mitgemacht hatte, saß vor dem Kopf der Baronin und leitete die Narkose ein.
    Etwas Kaltes fuhr ihr über den linken Oberschenkel. Sie zuckte zusammen, und in ihre Augen trat Angst. Er schneidet schon … und ich bin noch nicht in der Narkose.
    »Aufhören!« stammelte sie. »Nicht schneiden! Ich bin noch wach …«
    »Ich schneide noch nicht.« Die ruhige Stimme Dr. Lorentzens kam näher. »Ich reinige die Haut nur noch einmal mit Alkohol.«
    »Verzeihung, Doktor …«
    Es waren ihre letzten Worte. Vor ihren Augen drehten sich plötzlich Nebel, wie in Watte gepackt war ihre Welt. Eine wundervolle Schwerelosigkeit umgab sie. Ihre Augen schlossen sich.
    »Puls normal. Blutdruck 140 zu 110. Atmung gut.« Die Narkoseschwester holte mit einer blitzenden breiten Zange die Zunge aus dem Mund der Baronin und klemmte sie an einem sterilen Tuch fest. Damit wurde vermieden, daß die Zunge zurück in den Gaumen glitt und während der Narkose Komplikationen eintraten, Erstickungsanfälle zum Beispiel.
    »Dann also los!« Lorentzen sah seinen Assistenten an. »Wieviel pro Hüfte glauben Sie?«
    »Mindestens zwei Pfund, Chef.«
    »Sie werden staunen!«
    Mit einem kühnen, leicht gebogenen Schnitt durchtrennte Dr. Lorentzen die Cutis. Gelbliches Fettgewebe quoll hervor. Ein neuer Schnitt, tiefer eindringend, öffnete die Wunde weit. Der Assistent setzte zwei scharfe Haken an und hob die Fettmassen hoch. Vom Instrumententisch glitt das Skalpell zu Dr. Lorentzen.
    Baronin Luisa v. Durrhaus würde nicht mehr aussehen, als trage sie dauernd Reithosen.
    Es war am Nachmittag nach der Operation, als Lorentzen im Rosengarten der Schönheitsfarm Marianne Steegert traf. Als sie ihn kommen sah, wollte sie von der Bank aufspringen und weggehen, aber dann kam ihr diese Reaktion kindisch vor, und sie blieb sitzen. »Darf ich?« fragte Lorentzen und zeigte auf die Bank.
    »Bitte, es ist ja noch Platz genug.«
    Lorentzen setzte sich. Er sah Marianne voll an. Sie starrte mit unnatürlich steifem Hals geradeaus auf die Rosenrabatte.
    »Was hast du?« fragte er.
    »Was soll ich haben?«
    »Du gehst mir aus dem Weg.«
    »Ich habe viel Arbeit. Die Farm ist voll belegt.«
    »Früher haben wir mittags und abends zusammen gegessen. Seit Tagen habt ihr schon gegessen, wenn ich herüberkomme. Gestern konnte ich feststellen, daß ihr mich belügt. Ihr habt zu essen angefangen, als ich weg war. Ich bin noch einmal zurückgekommen und habe durchs Fenster geblickt. Ihr habt mich nicht bemerkt.« Dr. Lorentzen lehnte sich zurück. »Ich kann auch in der Klinik essen, wenn es nötig ist.«
    Marianne schwieg. Aber um ihre Lippen zuckte es. Lorentzen beugte sich zur Seite. Sein Kinn berührte fast ihre Schulter.
    »Marianne!« sagte er eindringlich. »Wir sollten uns nicht benehmen wie Kinder. Ich habe geglaubt, wir liebten uns.«
    »Vielleicht war es ein Irrtum?!« Sie sprang auf, so heftig, daß sie ihn gegen das Kinn stieß. Er verzog das Gesicht, und sie starrte ihn einen Augenblick entsetzt an, als habe sie ihn bewußt geschlagen. »Der Abend war so romantisch. Sternenhimmel, Mondschein, Sommer. Da macht man manchmal eine Dummheit.«
    »Was du jetzt redest, glaubst du selbst nicht, Marianne.« Lorentzen klopfte auf die Bank. »Komm, setz dich.«
    »Ich muß in den Kosmetikkeller.«
    »Irrtum. Die ganze Farm ist auf dem Spaziergang mit Yoga-Atemübungen. Ich habe die vierzig Grazien in Dirndlkleidern unter Leitung von Ilse durch die Wiesen ziehen

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