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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unterschlagen. Da habe ich das große Kotzen bekommen, Lutz! Da habe ich einfach durchgedreht. Klick, machte es im Hirn. Klick. Und dann liest und siehst du die Berichte vom Leben der Playboys … schicke Boote an der Riviera, tolle Frauen an jedem Finger, und die Kerle arbeiten nicht, die verleben nur das Geld, das ihre Väter verdienen, das Tausende miesbezahlter Arbeiter für sie zusammenscharren. Während die einen am Hochofen schwitzen, verhuren die anderen die Groschen, die die am Hochofen heranschaffen. Ja, und dann sah ich ein Bild in einer Illustrierten. Rolf Bahring, Playboy Nummer 1 in Cannes, mit seiner ständigen Begleiterin, dem Starlet Mia Lobo. Hand in Hand am Meer, vor ihnen eine weiße Motorjacht. Da platzte in mir der ehrliche Mensch. Weißt du, wer Rolf Bahring ist?«
    »Nein …«, sagte Lorentzen gedehnt. Er beobachtete Hans Bornemann. Er ist verrückt, dachte er voll Mitleid. Man muß ihn reden lassen. Die beste Therapie bei Irren ist, sie sich ausreden zu lassen. Je mehr sie sich von der Seele reden, um so freier sind sie nachher. Dann weinen sie und sind wie ein ausgeschüttetes Gefäß. Er kannte es von seinem Praktikum in der Psychiatrie her.
    Bornemann beugte sich vor. »Er ist der Sohn unseres Generaldirektors!« Er schrie es heraus, als verkünde er eine Ungeheuerlichkeit, an der die Welt zerbrach. Und so war es auch. Die Welt des Hauptkassierers Hans Bornemann war an diesem Bild zerbrochen. »Ich habe das Bild stundenlang angesehen«, fuhr er etwas leiser, aber mit heiserer Stimme fort. »Und ich habe mir gesagt: Für den da hast du fast zwanzig Jahre am Schalter gestanden. Du hast Überstunden gemacht, du hast dich abgerackert, du bist in der Liebe und in allem zurückgeblieben … damit er, der Bengel, dieses lausige, blonde Lockenköpfchen, diese lächelnde, braungebrannte Fratze, dieser Halbarsch in der Badehose in Cannes das Starlet Mia Lobo ins Bett nimmt und das Geld verjubelt! Und das nennt man Leben? Und wieder machte es klick in meinem Kopf. Ich nahm den Tresorschlüssel, nahm alles heraus, was drin war – genau zwei Millionen und dreiundzwanzigtausend Mark –, steckte es in meine Aktentasche und verließ wie jeden Abend, freundlich den Nachtwächter grüßend, meine Bank.« Bornemann lehnte sich weit zurück und sah Lorentzen an. »Ja, und nun bin ich hier. Man jagt mich. Mir hilft nur noch eines: Ein neues Gesicht. Und du mußt es mir machen, Lutz!«
    Dr. Lorentzen schwieg. Er kam um den Tisch herum und setzte sich Bornemann gegenüber. Fast war er versucht, dessen Hände zu nehmen und ihm zuzureden wie damals Ursula Fohrbeck, bevor er ihr die Akne vom Gesicht schliff und ihre Ehe damit rettete. Auch er ist krank, dachte er. Man braucht nur seine flackernden Augen zu sehen. Das ist nicht allein Angst und Gehetztsein, das ist auch Irrsinn, eine Psychose, die ihn schlagartig verwandelt hat.
    »Du solltest dich der Polizei stellen, Hans«, sagte er eindringlich. Bornemann zuckte zurück.
    »Bist du verrückt?« rief er.
    »Du bist krank, Hans.«
    »Ich bin normal wie du!« Bornemann sprang auf. »Ich will endlich auch wissen, wofür ich lebe! Soll ich mein ganzes Leben lang nur eine Ameise sein, die heranschleppt und heranschleppt, damit andere sich vollfressen können und das Geld verhuren?! Jetzt gehe ich zur Kasse und nehme einmal ein! Jetzt will ich in St. Tropez in einem Riva-Boot fahren und den Kopf in einen Mädchenschoß legen! Noch bin ich nicht zu alt dazu! Aber ich stehe an der Schwelle, wo's bald aufhört. Ich bin jetzt siebenundvierzig … verdammt, ich habe viel nachzuholen! Und mit zwei Millionen kann man das. Ich werde sie auf den Kopf hauen, Lutz! Nur deswegen habe ich sie genommen: Um sie auszugeben! Ich werde mir Weiber, Nächte, Liebe, Nestwärme, pralles Leben kaufen! Und du wirst mich schön machen wie einen griechischen Jüngling! Mit einer geraden, schmalen Nase, geschwungenen Augenbrauen, mit einem träumenden Mund. Lutz!« Hans Bornemann griff in die Rocktasche und holte ein Bündel Geldscheine hervor. Mit einem Schwung warf er sie auf den Tisch. Tausendmarkscheine. »Ich zahle dir zweihunderttausend Mark für ein neues Gesicht. Ist das ein Angebot?«
    Lorentzen schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht, Hans«, sagte er langsam.
    »Du willst nicht?«
    »Ich darf es nicht. Du hast ein Verbrechen begangen. Ein Arzt ist nicht dazu da, Verbrechen zu begünstigen. Im Gegenteil: Ich müßte dich jetzt anzeigen.«
    »Du … mich anzeigen?« Bornemann wich

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