Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

aufgefordert worden war, dass „T-Shirt doch vernünftigerweise auszuziehen.“ Leider erfolglos. Nachdem er blutig und bewusstlos auf dem Asphalt lag, wurde es ihm ausgezogen. Die herbeigeeilten Polizisten wagten es nicht, Tacki bei diesem Unterfangen zu stören oder ihn gar davon abzuhalten. Erst nachdem er fertig war, fragten sie ihn nach dem Grund. Konsequenzen gab es keine. Was Tacki jedoch in erster Linie ausmacht, ist seine kameradschaftliche Art gegenüber Brüdern und Freunden und sein gutes Wesen. Er war und ist zudem ein Denker und Lenker und für mich der Typus eines Präsidenten, der einem Chapter vorstehen sollte. Er redet nicht nur von Werten, er hält sich dran und ist immer und in jeder Lage für seine Jungs da. Chavez hatte ein abendliches Treffen in seiner Wohnung arrangiert, bei dem ich Gelegenheit bekommen sollte, mich „vorzustellen“. Auch mein zweiter Bürge Mark war anwesend, ein kleiner, glatzköpfiger „Pitbull“. Er ist um die 40 Jahre alt und bekleidet eine gehobene Stellung in einem mittelständischen Betrieb. Überhaupt habe ich die Erfahrung gemacht, dass fast alle Member der Outlaws normalen Berufen nachgehen und sich in festen Arbeitsverhältnissen befinden. Die Bandbreite der Mitglieder erstreckt sich vom Handwerksmeister bis hin zum Nachtclubbesitzer. Viele haben Freundin, Ehefrau und Kinder, und im Gegensatz zu einigen anderen 1%-Clubs sind die Familienmitglieder bei Clubabenden und Partys stets willkommen und auch anwesend. Die Clubmeetings finden allerdings, wie bei anderen Clubs auch, hinter verschlossenen Türen statt. Es gilt das Motto: „Wer in Ordnung ist und sich bewährt hat, der passt eben bei uns rein.“ Es gibt demnach alles, bis auf eins: „Bullen“. Womit wir wieder bei mir wären. Allen beteiligten Personen war klar, dass ich in absehbarer Zukunft aus dem Polizeidienst ausscheiden würde. Ich wäre dann kein „Knecht“ mehr. Demzufolge hieß es: „Wenn du kein ,Bulle‘ mehr bist, dann ist das o.k. Du wirst zwar immer und ständig damit konfrontiert werden, aber irgendwann wird man dich so sehen, wie du bist.“Auch darin unterscheiden sich die anderen großen Clubs von den Angels. Bei den Bandidos in Berlin hat es ein ehemaliger Polizist mittlerweile zum Präsidenten eines Chapters gebracht, glaubt man einer Fernsehreportage. Bei den Hells Angels darf indes niemand Mitglied werden, der jemals als JVA Bediensteter oder Cop gearbeitet hat. Dennoch gibt es so gut wie keine vergleichbaren Fälle wie den aus Berlin. Der Ratten-Verdacht schwebte immer mit. Und auch in meinem Fall wurden diverse Informationen über mich eingeholt, um mich zu durchleuchten. Ich hatte vollstes Verständnis dafür und nahm es leicht, denn niemand wusste besser als ich, dass ich den Grün-Weißen schon lange nicht mehr loyal gegenüberstehen konnte. An diesem Abend sollte ich also „vorsprechen“. Was mit einem lockeren und geselligen Gespräch begann, schlug schlagartig in ein Verhör um. Ich spürte den Druck, der auf mir lastete, versuchte jedoch entspannt zu bleiben und alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. „Warum willst du ein Outlaw werden?“ „Was weißt du überhaupt über den Club?“ … Selbstverständlich wurde ich auch mit meiner rotweißen Vergangenheit konfrontiert, die ich mit meiner Freundschaft zu Toni erklärte. Natürlich gab ich zu, dass auch eine Faszination an dieser „Institution“ existierte, und der Glaube an bzw. die Vorstellung von etwas, was die Realität indes nie hergab. Nun entspannte sich die Situation, und wie auf Knopfdruck veränderten sich die Gesichter der Beteiligten. Mark schüttelte mir als erster die Hand und umarmte mich mit den Worten: „Ich gratuliere, jetzt bist du bei uns willkommen!“ Die anderen schlossen sich an. Ich hatte mich also wacker geschlagen und allen den Eindruck vermittelt, dass ich irgendwann einmal ein Outlaw werden könnte. Ich war von nun an ein Hangaround des Outlaws MC und hatte mich mit der Zeit zu bewähren. Die nächste Stufe konnte ich jedoch erst dann ersteigen, wenn ich offiziell kein Polizist mehr war. Einige Zeit später bekam ich von Tacki persönlich einen „Outlaws Support“-Patch für meine bis dato noch blanke Kutte. Ich freute mich natürlich sehr über diese Geste und ließ ihn umgehend aufnähen. Und wer sich über die „blanke“ Kutte wundert: Meine vormalige Angels-Support-Kutte befand sich bereits irgendwo verstaut.

49. Das Brot und Chavez
    Der „Eintritt“ in den Club,