Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
kollabierte nicht unter dieser Wucht von betäubenden Substanzen. Sie erschien sogar normaler, als wenn sie nichts genommen hatte. Es war als der absolute Wahnsinn, aber ich konnte es nicht verhindern. Als wir einmal auf dem Weg zu einem Termin in Hannover waren, erhielt sie folgende SMS: „Was machst du denn gerade?“ Verena dachte, es wäre ihr Kunde und schrieb zurück, dass sie auf dem Weg sei. Prompt kam zurück: „Mit Tim?“ Es folgten noch ein paar weitere SMS mit dem Inhalt, dass ich Schuld sei, dass sie ihre Tochter verloren hätte. Es war soweit: Die Albaner hatten sie also im Netzentdeckt. Kaum realisierte es Verena, schossen ihr vor Angst die Tränen in die Augen, und sie wurde unglaublich nervös. Als sie auch noch einen Anruf erhielt, schrie sie total hysterisch in den Hörer: „Wer ist da? Lass mich in Ruhe, du Bastard!“ Tatsächlich, es war der kleine Scheißer. Verena war kurz davor, sich aus Panik und Angst zu übergeben. Ich beruhigte sie und sagte ihr, dass sie vor diesem kleinen Wicht keine Angst mehr haben müsse. Ich rief umgehend Chavez an und berichtete ihm von dem Anruf. Auch er sprach mit ihr und beruhigte sie. Da ihr Ex seine Nummer bereits mit seiner SMS „verraten“ hatte, bot Chavez sich an, ihn anzurufen. Kurze Zeit später meldete er sich und gab durch, dass jetzt Ruhe sei. Er habe ihm deutlich gemacht, dass es besser wäre, wenn er Verena ein für alle mal in Ruhe ließe. Chavez dachte, damit sei die Sache erledigt, doch ich wusste, dass diese kleine Schmeißfliege nicht so schnell aufgeben würde. Schließlich war ihm seine einzige Einnahmequelle abhanden gekommen. Die Situation mit dem Brot hatte sich auch vor dem Anruf schon dramatisch zugespitzt. Chavez musste uns regelmäßig besuchen, oder ich fuhr mit dem Brot zu ihm. Jedes Mal dauerten ihre Gespräche mindestens eine Stunde. Während ich in ihm die letzte Hoffnung sah, dass das Brot halbwegs in der Spur bleibt, war sie inzwischen total verliebt in ihn. Es ging soweit, dass sie zu ihm wollte und er sie „managen“ solle. Chavez informierte mich natürlich. So erfuhr ich auch, dass sie hinter meinem Rücken schlecht über mich sprach und mich sogar beschiss, wobei eine zügige Schuldenrückführung inzwischen auch in ihrem Sinne sein sollte. Wir kamen überein, dass es keinen Sinn mehr hatte. Chavez schlug vor, dass er ihr eine Wohnung besorgen würde, damit sie in Zukunft in seiner Ecke wohnen und arbeiten könnte. Er wollte selbstverständlich auf jegliche finanzielle Beteiligung verzichten. Ich erklärte mich bereit. Angetrieben von dieser Aussicht, begann das Brot wieder wie frisch geölt zu funktionieren. Zumindest für eine gewisse Zeit. Chavez musste mir aber auch oft im Club beistehen, da ich ständig auf die Probe gestellt wurde. Mal wurde ich als „rotweißer Bulle“ tituliert, dann konfrontierte man mich mit Misstrauen und Skepsis. Alles diente dazu, zu sehen, wie ich reagieren und ob ich trotzdem immer wieder kommen würde. Ich kam immer wieder. Chavez stellte sich stetsvor mich, egal aus welcher Richtung das Misstrauen kam. Einmal waren Outlaws aus Süddeutschland zu Besuch bei unserem Chapter, harte und sympathische Jungs. Obwohl Chavez sie ebenfalls zum ersten Mal in seinem Leben traf, stellte er mich persönlich vor und lobte mich in den höchsten Tönen. Einer der Gäste aus dem Süden war übrigens „Volker 1%“, ein altes Rocker-Urgestein von gutem Wesen und vortrefflichem Charakter. Als ich mich an jenem Abend von ihm verabschiedete, sagte er zu mir: „Und beim nächsten Mal will ich dich als Prospect sehen.“ Dazu sollte es jedoch niemals kommen: Wenige Wochen später beging Volker Selbstmord. Er erschoss sich. Einige Outlaws aus unserem Chapter erwiesen ihm am Grab die letzte Ehre. Ich hätte ihn gerne wieder gesehen. Mein Beileid gilt seiner Familie.
50. Endzeit
Mittlerweile hatte RA Ahrend die Strafakten in unserem Fall des „erpresserischen Menschenraubes“ erhalten und sogleich akribisch durchgearbeitet. Entgegen ihrer ursprünglichen Aussage, dass sie vor der Dortmunder Polizei nichts gegen mich ausgesagt hätte, hatte Verena, um von sich abzulenken, mich zumindest partiell belastet. Ich war wütend und vor allem fassungslos. Wann immer diese Frau den Mund öffnete, kam eine Lüge heraus. Chavez berichtete mir, dass mich das Brot zunehmend verspottete und damit prahlte, dass sie bald weg sein würde. Zu diesem Zeitpunkt rechnete sie mit der Hilfe Chavez’. Dass alles mit mir
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