Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Verfahrens, welche die Interessen des Kindes vertrat, hatte die kleine Tochter übrigens angegeben, dass ihre Mutter eine Schlafmütze sei und sie deshalb oft zu spät zur Schule gekommen war. Diesen Mann „Tim“ hätte sie aber sehr gerne. Der wäre sehr lieb, und sie hätte Vertrauen zu ihm gewonnen. Darüber freute ich mich. Ich hatte zwar nie beabsichtigt, in irgendeiner Art und Weise als Bezugsperson her zu halten, aber die Kleine war einfach zum Reinbeißen süß. Es ist eine Schande, was ihr schon in jüngsten Jahren alles angetan wurde. Insgeheim dachte ich schon damals, welches Glück es für die Kleine war, in einer Pflegefamilie zu leben. Damit hatte wenigstens eine der beiden es geschafft. Die Mutter hingegen war verloren. Am Samstag feierte eine Freundin aus Minden ihren Geburtstag, zu dem ich eingeladen war. Verena hatte sich des Essens durch einen kalten Befehl von mir angenommen. Es war köstlich und verschaffte ihr durchaus das Ansehen einer bravourösen Köchin. Und ich staunte nicht schlecht und dachte: „Wenn sie will, kann sie also.“ Auf der Feier waren auch zahlreiche Outlaws mit ihren Freundinnen und Frauen anwesend. Und der kleine Pascha war die Attraktiondes Abends. Leider versaute Verena wieder, was sie gerade erreicht hatte. Sie biederte sich in einer derart offensichtlichen Art und Weise Chavez an, dass es nur noch erbärmlich und peinlich war. In den frühen Morgenstunden war nur noch ein kleiner Kreis anwesend, und aufgrund der fortgeschrittenen Stunde entschloss ich, dass wir bei Chavez schliefen, in dessen Wohnung auch die Party stattgefunden hatte. Ich bin durchaus ein geduldiger Mensch, aber wenn man mich überreizt, explodiere ich. Und Verena hatte den Bogen schon lange überspannt. Ich befand mich mit Verena alleine im Wohnzimmer, lag auf einem Schlafsofa, und sie saß vollgekokst auf einem anderen Sofa. In mir brodelte es: „Für wie dämlich hältst du mich eigentlich?“ „Wieso?“ „Denkst du eigentlich, ich bekomme nicht mit, wie du dich an Chavez ranschmeißt? Das ist ja schon peinlich. Wie blöd bist du eigentlich? Chavez ist mein Bruder, und da kannst du machen was du willst, er würde dich niemals anpacken. Das ist eben der Unterschied in so einem Motorradclub. Da läuft das eben anders.“ „Ich will doch gar nichts von ihm.“ Hier hätte ich eigentlich meine Schnauze halten sollen, doch jetzt konnte ich mich erst recht nicht mehr zurückhalten: „Ach, hast du ihm etwa nicht geschrieben, dass du dich in ihn verliebt hast? ,Hey, mein geiler Prinz, unendlich viele Küsse auf deinen geilen Körper. Kussi kussi.‘ Das ist ja genau dieselbe Scheiße, die du mir auch einmal geschrieben hast. Wie dämlich bist du eigentlich?“ Bumm! Jetzt war es raus. Das Brot war zwar im Drogenrausch, aber dennoch geschockt. Sie verließ wortlos das Zimmer und setzte sich in die Küche. Was ging jetzt in ihrem umnebelten Hirn vor sich? In ihr musste gerade eine Welt zusammengebrochen sein. Chavez hatte sie anscheinend getäuscht und an der Nase herumgeführt, denn woher sollte ich alles wissen? Und der war ihre große Hoffnung auf was auch immer gewesen. Der einzige Mensch, der gut zu ihr war, ihr nicht weh tat und ihr immer geholfen hatte, diesen Menschen hatte sie verraten und belogen. Doch ihr Plan ging nicht auf. Was musste sie jetzt durchmachen? Ich sollte es nicht mehr erfahren. Wir fuhren am Sonntag gegen Mittag wieder heim, redeten jedoch nicht, und am Montag war sie verschwunden.
51. Der Super-GAU
Verenas Wohnung war verlassen, und alle Zimmertüren waren verschlossen. Ich ließ alle öffnen. Klamotten und Unterlagen waren verpackt und das Badezimmer komplett leer geräumt. Alles deutete darauf hin, dass sie regelrecht geflohen war und mich auf allen Kosten und Auslagen hatte sitzen lassen. Aber wo war sie hin? Sie kannte niemanden außer Chavez und mich. Er war es schließlich auch, der den ersten Kontakt zu ihr herstellte. Er erhielt per SMS die Nachricht, dass sie bei einer Freundin im Ausland sei. Mit der nächsten Nachricht war sie auf einmal in Hamburg. Zu guter Letzt stellte sich heraus – bitte festhalten! –, dass sie wieder bei ihren Albanern war. Chavez hatte nach den SMS angerufen. Eine männliche Person nahm das Gespräch an, überreichte den Hörer und beendete das Gespräch auch wieder. Sie erzählte Chavez, dass sie angeblich freiwillig zurückgekehrt sei und es ihr gut ginge. Leeres Gerede. Wir gingen sofort davon aus, dass sie gewaltsam zurückgeholt
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