Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
rauskam, erfuhr ich aber nicht. Nur, dass die Aktion am Dienstagnachmittag starten, und ich mitfahren, aber nicht aktiv werden sollte, sondern nur im Auto warten. Eigentlich hatte ich die Schnauze gestrichen voll, denn der Ärger und das ganze Theater vom ersten Umzug reichten mir. Ich betonte, dass ich mich an nichts beteiligen würde. Dienstag gegen Mittag traf ich wie verabredet ein, und Chavez begann, Zeit zu schinden. Er forderte mich auf, erst einmal in Ruhe zu frühstücken. „Hermano, wir müssen doch los!“ „Immer mit der Ruhe, ich warte noch auf den Anruf.“ Dieser kam kurz nach 13:00 Uhr. Der Anruf des „Scheinfreiers“ beim Brot hatte ergeben, dass sie an diesem Tag einen Termin hatte. Chavez überreichte mir das Handy, und eine Stimme sagte mir, dass wir das auf morgen selbe Uhrzeit verschieben müssen. Außerdem sollte ich Chavez ausrichten, dass seine Tasche bei ihm ist. Was damit gemeint war, erfuhr ich später. Mir wurde die ganze Sache zu blöd. Chavez hatte extra für Hamm einen Mietwagen reserviert, den wir nun schon abgeholt hatten. Und dann sowas. Enttäuscht und genervt lag ich auf seinem Sofa und wetterte bedient: „Und was ist, wenn die Alte mir jetzt die Wohnung ausräumt?“ „Also, so blöde ist die wohl auch nicht. Das wäre doch ein glatter Einbruch.“ Wir fuhren noch in einen benachbarten Bekleidungsladen, in dem ich Chavez eine Militärjacke kaufte, ein Dankeschön für die schwarze Bomberjacke, die er mir geschenkt hatte. Danach aßen wir noch etwas. Doch die ganze Zeit über hatte ich ein ungutes Gefühl, und es kam mir so vor, als wollte Chavez mich um jeden Preis bei sich behalten. Am Nachmittag fuhr ich schließlich zurück. Als ich ca. anderthalbStunden später zu Hause ankam, musste ich feststellen, dass mein Schlüssel zu Verenas Wohnung nicht mehr passte. Das Türschloss war ausgetauscht worden. Ich benachrichtigte Anke und bestellte einen Schlüsseldienst. Zudem rief ich die Polizei an und meldete den Vorfall. Es erschien mir angebracht, von nun an alles offiziell zu machen. Zwei Beamte erschienen und erklärten, dass sie nicht auf den Schlüsseldienst warten wollten. Frau Vesting würde als Zeugin eines möglichen Wohnungs-Einbruchdiebstahls genügen. Obwohl die Beamten mich kannten, war die Unterhaltung förmlich und kühl. Nachdem der Schlüsseldienst die Tür geöffnet hatte, bestätigten sich meine Befürchtungen: Die Wohnung war leer geräumt. Ich hatte ihr einen Laptop sowie drei Handys geliehen. Sie waren ebenfalls verschwunden. Respekt vor einer derartigen Dreistigkeit. Mein erster Gedanke war: Verrat! Das Brot hätte das niemals gewagt, wenn ich zu Hause oder in der Nähe gewesen wäre. Nur Chavez wusste, dass ich nicht zu Hause war. Hatte er mich nicht regelrecht weggelockt? Dass die Wohnung von den Albanern überwacht und ausspioniert worden sein konnte, kam mir im ersten Moment nicht in den Sinn. Ich rief jedenfalls sofort Chavez an und schrie erzürnt ins Telefon: „Die Alte hat die Wohnung aufgebrochen und ausgeräumt. Nur du wusstest, dass ich nicht da war.“ „Nun beruhige dich erstmal. Ich habe damit nichts zu tun. Soll ich mit Mark noch vorbeigekommen?“ „Nein, brauchst du nicht.“ Ich bereute bereits, dass ich ihn verdächtigt hatte. Er war doch mein Bruder. „Du musst sofort Anzeige erstatten!“ Er hatte recht und ich es ohnehin vor. Glücklicherweise hatte der Nachbar von Gegenüber die Aktion beobachtet: „Die blonde Frau hat alle Sachen aus dem Fenster geworfen, und ein Mann, der unten stand, hat ihr beim Tragen geholfen.“ Noch am selben Abend telefonierte ich mit meinem Anwalt und erstattete persönlich auf der Wache in Blomberg Anzeige wegen Wohnungseinbruchdiebstahls. Den Hund setzte ich auch noch auf die Liste der gestohlenen Gegenstände. Einige Tage später erhielt ich eine förmliche Zustellung des Amtsgerichts Detmold. Sie enthielt den Eilantrag des Brots, um an die Sachen aus „ihrer“ Wohnung zu gelangen. Darin behauptete sie, dass sie vor allem die Schulsachen ihrer Tochter dringend benötige. Interessant! Die Tochter, die ihr bereits vor drei Monaten vom Jugendamtweggenommen wurde, benötigt Dinge für die Schule? Weiterhin hieß es in dem Schreiben, dass ich gewalttätig geworden und sie deshalb aus der Wohnung geflohen sei. Offensichtlich hatte sie etwas bei der Familienanwältin gelernt, denn diese ganzen Lügen versicherte sie doch tatsächlich vor dem Gericht an Eides statt. Das war schlichtweg unverschämt.
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