Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Untersuchungshaft gesessen, die ganze Zeit seine Schnauze gehalten und sich treu und loyal seinem Club gegenüber verhalten. Er erlitt finanziell einen Riesenverlust und sollte nun auch noch die Anwaltskosten selber zahlen? Eins ist sicher: Wäre dieselbe Sache in einem anderen Charter mit einem beliebteren und mächtigeren Präsidenten passiert, der HAMC Germany hätte ohne Murren gezahlt, denn die Kassen sind voll, und der Club steht finanziell sehr gut da. Aber überall im Leben und in jeder Sparte unserer Gesellschaft passieren fortwährend die gleichen Dinge. Zu der Zeit, es war Anfang Sommer 2008, begann sich in mir allmählich eine Veränderung abzuzeichnen. Die Jahre als Polizeibeamter, verbunden mit den Erlebnissen und den Erfahrungenim Beruf und mit den Kollegen, ließen mich innerlich stetig mehr von diesem „Haufen“ Abstand nehmen. Ich hatte zwar immer mein eigenes Leben gelebt, trotzdem entbrannten in mir der Wunsch und das Verlangen, zumindest in Randbereichen des Lebens „auszusteigen“. Im Gegensatz zum Gros der Gesellschaft, insbesondere zu meinen Kollegen, sah ich meine Aufgabe im Leben nicht darin, zu heiraten, zwei Kinder in die Welt zu setzen, ein Eigenheim zu finanzieren und ein „scheintotes“ Leben zu führen. Es ergab einfach keinen Sinn für mich. Ich hatte zudem die Schnauze endgültig voll von all dem Neid und der Missgunst. Viel zu lange hatte ich vergeblich nach Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Mut und Loyalität gesucht. Gefunden hatte ich lediglich die Umkehr all dieser Werte. Ich sehnte mich aber danach und begann daher, mich mit anderen Lebensformen auseinanderzusetzen: Kameradschaft, Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Treue, Stärke, sicherlich auch Rebellentum, aber alles unter dem Siegel einer positiven Grundeinstellung und Ausrichtung. Die so genannten rechtsradikalen Bruderschaften stießen mich ab, denn ich konnte mich nicht mit der naiven und menschenverachtenden Ideologie identifizieren. Hinzu kam das oftmals primitive, asoziale Verhalten der sogenannten „Kameraden“. Ähnliches galt auch für die Hooligans. Ich konnte mir beim besten Willen keinen Grund vorstellen, irgendeinem Wildfremden auf die Schnauze zu hauen. Gemeinschaft und Zusammenhalt hin oder her. Ich suchte Freiheit und Spaß, und das verbunden mit einer sinnigen, positiven Idee. So wendete ich mich schließlich den sogenannten Rockern zu, denn das gemeinsame Motorradfahren, die Verbundenheit und auch das Anderssein, die Stärke und Ausstrahlung zogen mich immer mehr in den Bann. Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich oft gehört und erfahren hatte, dass sich gerade im Rotlichtmilieu viele Rocker tummelten und sich mit diesen in der Regel auch niemand anlegte. Und welcher Club kommt einem in den Sinn, wenn man sich für diese Kultur zu interessieren beginnt? Richtig, die Hells Angels! Eine Harley-Davidson stand eh auf meiner Einkaufsliste, und zufälligerweise wohnte nur ein paar Kilometer von mir entfernt einer von diesen berühmt-berüchtigten Hells Angels. Er genoss den Ruf, diese Maschinen in bester Perfektion aufzubauen, zu verändern und zuverkaufen. Als ich noch beim SEK war, wollte ich genau gegen solche Leute antreten, dachte ich doch, dass gerade sie meinen Wertvorstellungen widersprachen. Meine Einstellung hatte sich nun radikal geändert. Es nützte auch nichts, dass ein damaliger Kollege aus dem Blomberger Raum mir berichtete, dass er diesen Hells Angel flüchtig kenne. Das sei ein kräftiger, stiernackiger, stadtbekannter Schläger, der auch italienische Papiere besitzen und sehr extravagant leben würde. Er ergänzte seine Kurzvorstellung mit den Worten: „Eines Tages wandert der eh aus.“ Bei mir kam sein Vortrag völlig anders an: Ich wurde hellhörig und neugierig. Auf das Gerede von anderen Leuten gebe ich ohnehin gar nichts, und so fasste ich eines Tages den Entschluss, diesem Typen einen Besuch abzustatten. Ich nahm mir vor, ihm ganz unvoreingenommen zu begegnen und dachte mir: „Wenn er mir ein gutes Produkt anbieten kann und dabei noch in Ordnung ist, warum soll ich mir dann kein Motorrad bei ihm kaufen? Wenn der Typ aber ein Arschloch ist, fahre ich eben zu Harley-Davidson nach B.-Stadt.“ Ich fuhr mit meinem Golf auf seinen Hof, stieg aus und traf auf seinen Lehrling Jerry. Ich fragte, ob Thorsten da sei, und noch bevor der Azubi antworten konnte, kam sein Chef aus der Werkstatt um die Ecke. Er trug ein Sweatshirt mit dem Death Head des Clubs, eine rote Arbeitshose und schien eben
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