Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
geplant und ins Leben gerufen wurde. Damit sind wir wieder bei Falk G., der fast überall seine Finger im Spiel hat – wenn man Gerüchten glauben schenken will. Eines Tages, als Toni in Hannover weilte, wurde er zum „Großen“ gerufen, wie Falk G. oft von Freunden und Brüdern bezeichnet wird. Er wurde gefragt, ob er sich einen Wechsel nach B.-Stadt vorstellen könne. Präsident des neuen Charters sei ein langjähriger Weggefährte von Falk aus Hannover, nämlich Braunbär. Dieser hätte auch ausdrücklich nach Toni gefragt, der seiner Meinung nach „gut nach vorne“ gehen würde. Toni überlegte nicht lange und stimmte zu. Der deutlich kürzere Fahrweg nach B.-Stadt war ein Aspekt. Ein weiterer Grund war, dass das neue Charter überwiegend aus älteren Angels, sprich langjährigen Membern aus Hannover und Westside (Bremen) bestehen sollte, er also dort „eine ruhige Kugel schieben“ könnte. Toni wollte nämlich in aller Ruhe Motorradfahren und mit seinen Brüdern zusammen sein, ohne größeren Ärger zu haben, geschweige denn nochmal ins Gefängnis müssen. Später sagte er zu mir: „Wäre ich doch bloß in Hannover geblieben, da wäre die ganze Scheiße niemals passiert.“ Das B.-Stadter Charter war und ist ein Satelliten-Charter von Hannover. Hinter B.-Stadtsteht also Hannover. Und um auf die Spekulation zurückzukommen: B.-Stadt war für die vier großen Clubs (Hells Angels, Bandidos, Outlaws, Gremium) noch ein leerer Fleck auf der Landkarte. Die Bandidos haben jedoch in Osnabrück ein Chapter, und die beiden Städte liegen nah beieinander. In B.-Stadt gab es aber den Angels-Support-Club Red Devils. Also musste dieser weichen und den Angels sein Clubhaus übergeben. Wenn die Red Devils wissen würden, was viele Angels über sie denken, würden viele freiwillig ihre Kutten ablegen. Aber so ist es eben mit Support-Clubs, Befehle müssen befolgt werden. Der Präsident der Red Devils, eine dickbäuchige Witzfigur, wurde als Prospect übernommen, und das war es. Die Angels besetzten den leeren Fleck auf der Rockerlandkarte und bildeten einen Brückenkopf zum Bandidos MC. Eine andere Sichtweise sieht interne Gründe als ausschlaggebend an. Es gibt Stimmen, die hinter vorgehaltener Hand sagen, dass der Große sich durch diesen Schachzug zweier unbeliebter Brüder aus seinem Charter „entledigte“, nämlich Braunbär und Ray, ihrerseits Präsident und Treasurer (Schatzmeister) des neuen Charters. Auf Grund seiner Vorgeschichte als Free-Fighter galt Braunbär jahrelang als einziger physisch ernstzunehmender Gegner des ehemaligen Profiboxers G. Obwohl es schon einmal Wetten mit hohem Geldeinsatz gab, wurde dieser „Kampf“ niemals ausgetragen. Ray hingegen war Braunbärs Gefolgsmann und sonst eher eine unbeliebte Schabe. Nun kann man den Spekulationen entgegensetzen, dass die zukünftigen Member Braunbär, Ray und Toni aus dem Umkreis von B.-Stadt kamen und der Rest aus Münster, Kassel, usw. Und dies macht den Standort B.-Stadt zu einer logischen Wahl. Die Nachricht von der Neugründung des HAMC B.-Stadt löste bei der Polizei B.-Stadt Schockwellen aus. Kein Wunder, hatte man im Bereich der „organisierten Kriminalität“ ja bisher so gut wie nichts zu tun gehabt. Nun kam mit den circa acht Höllenengeln die Verkörperung des Bösen höchstpersönlich in den Zuständigkeitsbereich. Diese Annahme ist ungefähr so plausibel wie folgende Geschichte: Es gab vor zig Jahren einen weltumspannenden Gipfel „Gut trifft Böse“, bei dem die „organisierte Kriminalität“ sich gegenüber den Ordnungsmächten verpflichtete, für alle gut erkenntlich mit einem Rückenaufnäher herumzulaufen. Seitdem sind die verschiedenen italienischenMafia-Clans, die chinesischen Triaden, die kolumbianischen Kartelle und die japanische Yakuza dafür bekannt, Kutten zu tragen … Nur die Araber hatten sich seinerzeit mit viel Bakschisch und dem Hinweis, dass Kutten und Wüste sich nicht vertragen, rausgekauft. Nach wenigen Wochen wurde an alle Behörden und an jeden einzelnen Beamten, selbst an uns „doofe Schutzpolizisten“, eine VS-Rund-mail (Verschlusssache) geschickt. Überschrift: „Gründung eines HAMC Charter in B.-Stadt“. Weiterhin stand in dieser Mail ganz konspirativ: „Schon im Mai 2009 wurde in Erfahrung gebracht, dass der HAMC ein neues Charter in B.-Stadt gründen wollte. Inzwischen wurde dies bestätigt, und es liegen gesicherte Informationen vor.“ Bla, bla, bla. Beigefügt waren eine Liste mit Namen,
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