Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Fußrasten und ein mächtiger Doppelrohrauspuff. Brachial, brutal und angemessen! Die Finanzierung stand, und Toni legte los. Während der Bauphase vertiefte sich unsere Freundschaft weiter. Oft rief er mich an, um meine Vorstellungen und Gedanken in den Bau der Maschine einfließen zu lassen. Ich hingegen besuchte ihn häufig, um die Fortschritte meines Babys hautnah mitzuerleben. Es war wunderbar. Oft saßen wir abends vor dem Laden oder hinter dem Haus im Garten und grillten. Gerne hockten wir auch zusammen in der Küche, wo Thorsten seine „berühmten“ Fischpfannen kreierte und kochte. Man kann sagen, dass sich zwei fanden, die viel Spaß miteinander hatten und auf einer gemeinsamen Wellenlänge funkten. Das Thema „Polizei“ oder „Club“, sprich „Bulle“ oder Hells Angel, spielte dabei nie auch nur die geringste Rolle. Im Gegenteil, es waren einfach nur Thorsten und Tim, die Freunde wurden. Schon während dieser Phase verdunkelte sich der Himmel für mich in meiner Behörde in Detmold. Ich wurde schließlich des Öfteren mit dem bösen Hells Angel zusammen in der Öffentlichkeit gesehen.Zum Beispiel im Supermarkt beim Grillgut kaufen oder gemeinsam im Auto. Erste Stimmen wurden laut, die fragten, warum ich denn mit „so einem“ Kontakt hatte? Mir war das vollkommen gleich, denn was kümmerte mich das Geschwätz dieser Pharisäer, mit wem und wie ich meine Freizeit verbrachte? Drei Monate später war mein Baby fertig. Ich war unglaublich stolz und konnte es kaum glauben. Leider lag der Sommer schon lange hinter uns, und das Wetter ließ nur noch ein paar Ausfahrten mit meiner Maschine zu. Zur Feier der Fertigstellung dieses Traumstücks des Meisters hatte Thorsten einen befreundeten Fotografen der Lokalpresse informiert, der die Übergabe dokumentierte. Wenige Tage später erschien in dem lokalen Blättchen ein Artikel mit Bild und der Überschrift „50. Custombike fertiggestellt“. Auf dem Bild (siehe ebenfalls „Fotoalbum 1“) war meine Maschine zu sehen. Thorsten, im Harley-Davidson-Shirt, und ich, mit einem weißen Hemd, standen hinter der Maschine und gaben uns die Hände. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir nichts dabei. Eine runde „50“ ist schließlich eine gute Möglichkeit, pressewirksam die Werbetrommel zu rühren. Mein Bike war fertig, und das war für mich das Wichtigste. Und für Thorsten war dieses Projekt mit einem Wert von über 30.000 Euro unmittelbar nach seinem Haftaufenthalt ein immens wichtiges Geschäft gewesen. Er hatte sich im Vorfeld „grünes Licht“ bei seinem neuen Präsidenten „Braunbär“ in B.-Stadt geholt. Vorsorglich hatte er ihn gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn er einem „Bullen“ eine Maschine baute. Braunbär entgegnete nur: „Toni, wir müssen alle sehen wo wir bleiben. Geschäft ist Geschäft, und Club ist Club.“
10. Ein neues Charter in B.-Stadt
Ja, Sie haben richtig gelesen, es gab inzwischen ein neues Charter der Angels, und zwar in B.-Stadt, zu dem auch Toni gehörte. Somit änderte sich das Rückenpatch auf Tonis Kutte innerhalb von wenigen Wochen erneut. Ich fragte ihn: „Alter, was ist denn hier los?“ „Ja, da guckst du was?“ „Was ist passiert?“ Er antwortete diesmal ein wenig ausführlicher: „Es gibt uns jetzt auch in B.-Stadt. Wir haben ein neues Charter gegründet.“ Ich betrachteteseine Kutte, und neben den goldenen Death Heads anderer Charter und dem 5-Jahres-Member-Abzeichen befand sich auf der linken Seite der Kutte, unter dem „B.-Stadt“-Patch, der Aufnäher „Sgt. at Arms“, der Toni als Offizier, sprich Mitglied des Vorstandes des Charters auswies. Der Sergeant at Arms (wörtlich übersetzt: der Waffenmeister/-wart) ist für die innere Disziplin im Charter zuständig. Er achtet auf die Ordnung und Sicherheit des Charters. Dazu gehört, dass das Alkoholverbot während der Meetings eingehalten wird oder Prospects als Wachen bzw. Schutz abgestellt werden. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die als Zeichen des Respekts gewertet werden kann, der ihm vom Club ausgesprochen wird. Polizeikreise hingegen sind überzeugt, dass der Sergeant at Arms auch für die Bewaffnung des Clubs und die Ausgabe von Waffen zuständig ist. Diese „Beamtenköpfe“ haben oft eine blühende Fantasie, wenn es um die Interna der Rockerclubs geht. Warum gab es auf einmal ein neues B.-Stadter Charter? Dafür gab es sicherlich mehrere Gründe, über die man trefflich spekulieren kann. Fest steht, dass das neue Charter von Hannover aus
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