Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Gesocks eifrig die Hände schütteln. Dies ist das ungeschönte Bild von Braunbär. Ich möchte, dass Sie diese Art von Leuten so sehen, wie sie wirklich sind: Es sind nämlich keine tollen Typen mit Macht und Einfluss, sondern Versager, Gescheiterte mit schlechtem Charakter und großer Klappe. Ohne ihre Kutte sind solche Individuen weniger als nichts. Hier in der JVA Dortmund habe ich jemanden aus Minden kennengelernt, der einmal von „Brauni“ in einem Bordell seiner Heimatstadt angepöbelt wurde. Er zog sofort seine Pistole und hielt sie dem Braunbär vor sein Gesicht, worauf der zwar rumschrie, sich aber nicht mehr bewegte. Trotz allem war „Brauni“ nicht zu unterschätzen, denn während einer Zechtour in B.-Stadt mit acht seiner Brüder schlug er einen Mann, der ihm auf die Nerven ging, mit zwei Schlägen krankenhausreif. Auch diese Meldung ging mit dem Hinweis auf das flüchtige Fahrzeug durch die Polizeirechner. Es war auf Toni zugelassen, und wieder einmal hielt Toni brav seinen Arsch hin. Mit der Zeit erhärtete sich mein Verdacht, dass gewisse Kreise der Polizei mit diesem vorbestraftenDrogenhändler zusammenarbeiteten. Als Toni seinen Präsidenten von der Existenz des VS-Rundschreibens bezüglich der Gründung des B.-Stadter Charters informierte, reagierte dieser nicht wie erwartet erfreut oder erstaunt, sondern eher gereizt und schockiert. „Woher weißt du das? Das weiß ich auch schon längst. Ich habe es sogar im Original.“ „Woher hast du denn das?“ „Ich kenne da eine in der Poststelle.“ Als Toni mir diesen Dialog schilderte, gab ich nur zu bedenken: „Eine E-Mail läuft heutzutage also noch über eine Poststelle, und dazu erhält eine zivile Mitarbeiterin Einblick in ein VS Rundschreiben?“ Obwohl auf jedem Clubabend über jede noch so belanglose Neuigkeit gesprochen wurde, unterließ es „Brauni“ sogar, seinen Mentor und eigentlichen Gründer des B.-Stadter Charters, Falk, darüber zu infor- mieren. Während eines Einkaufs in einem Elektromarkt traf ich zu jener Zeit zwei Kollegen der ZKB Detmold, zwei, mit denen ich mich noch verstand und die noch keine allzu großen Vorbehalte gegen mich hegten. Wir kamen ins Gespräch, welches natürlich irgendwann bei meinen Kontakten zu den Engel landete. Ich verteidigte Tonis B.-Stadter Brüder sogar noch und sagte: „Aber jetzt mal ehrlich: Die machen doch gar nichts.“ Daraufhin vertraute mir einer der Beamten an, dass zumindest gegen Braunbär noch offene BTM-Verfahren anhängig waren. Das war für mich überraschend, denn ich besaß den „09-Ausdruck“ (für den Laien übersetzt: den Polizeirechnerausdruck der Person), in dem alle Verfahren, Personendaten und personengebundenen Hinweise ausgewiesen waren. Seit etlichen Jahren gab es in diesem jedoch keine aktualisierten Eintragungen bezüglich stattgefundener Straftaten. Vielleicht wurden diese bewusst nicht eingetragen. Ich wurde hellhörig. Braunbär war zumindest für mich ein „Bullenspitzel“. War das der Grund, warum er noch immer frei herumlief, oder ließ man den Loser mit der Absicht draußen, ihn bei Bedarf aus dem Hut zu zaubern und der Bevölkerung zu zeigen, wie gefährlich und dumm die Rocker sind?
16. Ein Spitzel kommt selten allein
Mittlerweile war ich ein bekennender Supporter der Hells Angels geworden. Ich trug Support-Shirts und Pullover – einige davon hatte mir Toni geschenkt – und meine Kutte, die offizielle rot-weiße Aufnäher, sogenannte Patches zierten. Ich zog diese jedoch nur zum Motorradfahren über. So manch’ Member, der bei Toni zu Besuch weilte, dachte wohl im ersten Augenblick, dass einer von „ihnen“ ankommen würde, wenn ich auf meinem Bike und in meiner Kutte vorfuhr. Ich wurde immer mit Respekt begrüßt. Es wusste ja auch keiner, dass ich offiziell noch ein „Bulle“ war. Mein Engagement und die Begeisterung für den Club rührten in erster Linie daher, dass ich mit Toni befreundet und er für mich der Inbegriff eines Hells Angels war: ehrlich, zuverlässig, loyal, freiheitsliebend und bereit, für sich und seine Freunde mit allen Mitteln einzustehen. Braunbär verkörperte für mich genau das Gegenteil. Und solche Exemplare „Mensch“ lehnte ich schon immer ab. Noch im Jahr 2008 berichtete Toni mir einmal, dass ein unter 20-Jähriger beim B.-Stadter Charter vorgesprochen und eine sehr gute Figur abgegeben habe. Ein Kernpunkt seiner Ansprache war, dass er Kameradschaft und eine Gruppe mit Werte suche, die er in rechtsradikalen
Weitere Kostenlose Bücher