Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Kreisen nicht gefunden habe. Ich sagte zu Toni: „Sag mal, ich dachte ihr seid die Hells Angels und kein Kindergartenverein. Was wollt ihr denn mit so einem Balg? Der kann erst mal erwachsen werden und in ein paar Jahren wiederkommen. Ihr macht euch doch lächerlich.“ Das war am selben Abend, an dem wir die Fertigstellung meines Babys feierten, erst beim Italiener und anschließend im Puff. Genauer gesagt im Saunaclub Harem. Toni war aber schon zu voll, um darauf zu antworten. Ich denke, dass er genau so dachte. Dieses Kind wurde dem Club von Ray zugeführt, ehemals Antares MC Herford, dann Hells Angels Hannover, jetzt B.-Stadt und bekannt als Sprachrohr und Stiefellecker von Braunbär. Das Balg besaß noch keinen Motorradführerschein, geschweige denn ein Motorrad, war aber bereits im Umfeld der Angels angekommen. So viel zu den Selektionskriterien der B.-Stadter Abteilung des bekanntesten Motorradclubs der Welt. Der kleine Scheißer hieß Pfeifer, und als neuer Hangaround im Charter durfte er von nun an den großen Hartz-IV-Empfänger-Präsidentenrund um die Uhr durch die Gegend chauffieren und andere Frondienste verrichten. Irgendwann rief Paul bei Toni an und fragte, ob der Kleine bei ihm ein Praktikum und danach gegebenenfalls eine Lehre als Zweiradmechaniker machen könne. Gutmütig, wie Thorsten war, und weil die Bitte von einem Bruder kam, willigte er ein. Paul bedankte sich und nahm die positive Antwort wohlwollend auf. Heute sind Toni und ich uns einig, dass die Anfrage nur dem Zweck diente, Toni auszuhorchen und zu observieren, denn seit dieses Balg den ersten Schritt in Tonis Werkstatt gesetzt hatte, ging für Toni clubmäßig alles steil bergab. Der Braunbär hatte nun seinen persönlichen Informanten, der wahrscheinlich jeden Tag berichtete, was Toni tat und sagte.
Es ist davon auszugehen, dass ein Dritter, der Beziehungen zu einer Führungskraft hergestellt hat, die ihn in die Lage versetzte, Einschätzungen vorzunehmen. Die Tiefe der Einschätzungen muss aus Sicherheitsgründen offen bleiben.
Einerseits säte man Zwietracht in den Reihen der Angels, und andererseits war abzusehen, dass der „Kollege“ von den Angels zurückgewiesen werden würde. Logisches Denken war aber nicht unbedingt des B.-Stadter Präsidenten Stärke, und vorausgesetzt, es gab einen solchen Plan der Polizei, dann spielte „Brauni“ hervorragend mit. Das Verhältnis zwischen Toni und Braunbär verschlechterte sich jedenfalls schon sehr bald dramatisch. Ich besuchte Toni und Jerry weiterhin regelmäßig und traf dabei zwangsläufig des Öfteren auch auf den neuen Praktikanten. Pfeifer war, wie bereits erwähnt, sehr jung, trug sein Haar seiner früheren Szene entsprechend und war von schlichtem Gemüt. Der Familie gehörten Fitnessstudios, in denen Braunbär selbstverständlich umsonst trainieren durfte. Eines Tages sah ich, dass Pauls Scherge mehrere Verletzungen im Gesicht und auf dem Kopf hatte. Ich fragte ihn, was passiert war. Zuerst wollte er nicht mit der Sprache rausrücken, erzählte dann aber folgende Geschichte: Im Fitnessstudio sei er in letzter Zeit des Öfteren mit einem Türken aneinandergeraten. Dieser habe ihn persönlich beleidigt, und als es keine Wirkung zeigte, hätte der Typ seine Freundin beleidigt. Als auch dasnichts fruchtete, sprudelte „das Falsche“ aus dem Türken heraus: „Du und deine Scheiß Hells Angels …“ Und da sei er halt durchgedreht. Man könne ja alles zu ihm sagen, aber nichts gegen die Engel. Also verabredeten sich die beiden in einem Steinbruch, um den Streit Mann gegen Mann auszutragen. Der Türke war zwar besser gebaut, aber unser Pfeifer rechnete sich dennoch gute Chancen aus. Als sie aufeinandertrafen, zog der Türke plötzlich eine Pistole und schlug Pfeifer den Knauf ins Gesicht, woraufhin der zu Boden ging und getreten und geschlagen wurde. So lautete Pfeifers Version. Die Version, die ich für realistischer halte, liest sich wie folgt: Unser Jung-Hangaround dealte in kleinem Maße bereits mit Gras. Dabei war er wohl seinem Widersacher in die Quere gekommen, der dem Business bereits seit längerer Zeit nachging. Also stellte er den Neuling zur Rede und haute ihm erst einmal gepflegt eins auf die Schnauze. Es ging Pfeifer nämlich niemals um die Ehre der Engel, und es war auch nicht die Leidenschaft fürs Motorradfahren, die ihn zu den Hells Angels zog. Der kleine Scheißer wollte schlichtweg Schutz für seine kleinkriminellen Geschäfte, und den versprach er sich von
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