Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
waren wir ein unschlagbares Team. Jeder wusste, in welchem Maße wir miteinander befreundet waren. Dieser Kollege sprach mich also eines Tages an, um mir etwas zu sagen. Es schien, als ob er mit sich gerungen hatte. Letztlich vertraute er sich mir aber aufgrund unserer Freundschaft an und berichtete, dass mehrere Kollegen an ihn herangetreten wären, um ihm zu verstehen zu geben, dass „sein Kontakt und seine Nähe zu mir seinem Ruf schadeten“. Als ich das hörte, war für mich das Fass übergelaufen. Nicht mal im Traum hatte ich daran gedacht, jemals eine solche Entscheidung treffen zu müssen, im Gegenteil, es sollte gelten: „Die kriegen mich nicht klein und beißen sich an mir die Zähne aus.“ Nach dieser „Beichte“ stand mein Entschluss sofort fest: Zu diesem abstoßenden „Haufen“ willst du nicht mehr gehören. Wer war ich denn? Ein Aussätziger? Ein Ekzem, dem man sich nicht nähern sollte? Jetzt warSchluss, denn das musste und wollte ich mir nicht mehr bieten lassen. Noch am selben Tag fuhr ich zu einer bekannten Psychologin nach Lemgo, Frau Dr. Jensen-Pauls. Ich kam nach einiger Wartezeit auch ohne Termin dran und schilderte ihr meine Erlebnisse und meine Gefühlswelt des letzten Jahres. Sie war schockiert und fassungslos. Und schon während dieses ersten Termins war ihr klar, dass eine Rückkehr zur Polizei undenkbar war. Schon während des Gesprächs fragte sie mich nämlich nach meiner zukünftigen beruflichen Vorstellung. Und ob Sie es glauben oder nicht, sie schlug mir schon damals vor, ein Buch über meine Erfahrungen und Erlebnisse zu schreiben. Frau Dr. Jensen-Pauls überwies mich dann zu einer Weiterbehandlung. Ich wählte hierfür Frau Dr. Wermeling aus, die auch als Bereitschaftsärztin für die Detmolder Polizei tätig war und Psychiaterin ist. Ich suchte sie schon am nächsten Tag auf und fühlte mich bei ihr sofort gut aufgehoben und in besten Händen. Nachdem ich auch ihr meine Erlebnisse geschildert hatte, sagte sie zu mir: „Herr K., wie konnten Sie das nur so lange aushalten? Wieso sind Sie nicht schon viel eher gekommen?“ „Frau Doktor, ich bin kein Mensch, der aufgibt oder zusammenbricht. Außerdem bin ich niemand, der gerne krankgeschrieben ist, aber irgendwann ging es nicht mehr.“ „Das hat doch überhaupt nichts mit aufgeben zu tun. Die Situation, der Sie ausgesetzt waren, ist doch einfach nur unerträglich und nicht hinnehmbar. Ich nehme Sie jetzt drei Wochen raus. Sie müssen erst einmal zur Ruhe kommen. Das ist ja unerträglich.“ Das Datum war der 25.4.2009. Seit diesem Tag habe ich nie wieder eine Uniform getragen. Als ich Wochen später mit meinem Hausarzt Dr. Wang, einem Chinesen, sprach, fragte er mich, ob ich denn nicht dem Wunsch der Kollegen hätte entsprechen können. Ich antwortete: „Dr. Wang, stellen Sie sich einmal vor, ich würde angesprochen werden, warum ich denn ausgerechnet bei Ihnen Patient bin. Es würde doch auch genügend deutsche Ärzte geben.“ Er verstand sofort, und seit diesem Tag stand auch er bedingungslos hinter mir und konnte nur den Kopf über das Verhalten „unserer“ sogenannten Polizei schütteln.
14. Ein glänzender Anwalt und Freund
Frau Dr. Jensen-Pauls erteilte mir während meines ersten Besuchs bei ihr zwei Auflagen: Ich sollte mich um einen Psychotherapeuten bemühen und mir gleichzeitig einen Anwalt besorgen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie unermesslich wichtig dieser zweite Punkt sein würde. Ich bin ein Mensch, der an das Schicksal und Fügungen glaubt. Dinge geschehen, weil sie geschehen sollen, und man trifft die Menschen, die man treffen soll. Wenn wir an einen bestimmten Punkt, eine Weggabelung, kommen, dann ist es gleichgültig, ob wir vorher dreimal links und einmal rechts abgebogen sind oder einmal links und zweimal rechts. Es ist egal, weil wir an einem uns vorherbestimmten Punkt stehen. Das ist zumindest meine Ansicht. Einige Tage vor meinem ersten Arztbesuch erhielt ich eine SMS von einem kostbaren Freund. Seine Frau hatte ihm von einem Anwalt in B.-Stadt erzählt, der über einen sehr guten Ruf verfügte und zudem ein Experte auf dem Gebiet des Beamten- und Verwaltungsrechts war sowie ein Fachmann im Bereich des Waffenrechts. Einer inneren Stimme folgend, schickte mir mein Freund den Namen des Anwalts mit dem Zusatz, dass ich mich in nächster Zeit dort einmal melden sollte. Es gab keine Absprache oder sonstiges zwischen ihm und seiner Frau. Entweder war diese SMS ein glücklicher Zufall,
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