Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
aber sie ergibt sich nie.“ Er sagte mir später, dass er nach dieser Nachricht wusste, wes Geistes Kind ich war. Kurze Zeit später erhielt ich von ihm folgende SMS: „Lieber Herr K., Sie sind kein PK, sondern Offizier. Ein Leutnant ist eben kein Kommissar.“ Das aus der „Feder“ eines solchen Mannes zu lesen erfüllte mich mit Stolz, und er hätte mir kein schöneres Kompliment machen können. Ich begann nach vorne zu blicken und war mir sicher, dass ich nichts mehr mit diesem „Haufen“ zu tun hatte. Herr Ahrend sollte mir Anwalt, Vertrauter, Leidensgenosse und väterlicher Freund zugleich werden und mich bei allen behördlichen Terminen begleiten. Er war schließlich der Einzige, dem ich in dieser Hinsicht vertrauen konnte. Dieser Mann sollte mir irgendwann das Leben retten.
15. Das hässliche Gesicht
Das B.-Stadter Charter des HAMC hatte sich mittlerweile etabliert, und Toni fuhr jeden Donnerstag zum Clubabend. Irgendwie kam es mir häufig so vor, dass er nach Feierabend lieber noch mit uns vor seinem Laden gesessen hätte, als sich fertig zu machen und aufzubrechen. Später stellte sich heraus, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Aber Pflicht war nun einmal Pflicht. Toni besuchte zuverlässig beinahe jeden Clubabend seines MCs. Präsident Paul B., überall bekannt als Braunbär, spielte sich gerne als Alleinherrscher auf, und man konnte meinen, dass er seinen Lehrmeister Falk aus Hannover kopieren wollte. Der wiederum war froh, dass er diesen Primaten, der in Hannover sein Laufbursche und Mann fürs Grobe gewesen war, nicht mehr um sich haben musste. Braunbär war fast zwei Meter groß, massig, über 130 Kilogramm schwer und früher als brutaler Türsteher und Käfigkämpfer bekannt. Inzwischen war er vom regelmäßigen Alkoholkonsum ordentlich aufgedunsen. Zudem ließ er keine Line aus, und seine guten Jahre schienen lange hinter ihm zu liegen. Braunbär war ein alter Bekannter der B.-Stadter Polizei, da er bereits mehrere Male wegen BTM-Handels im Gefängnis gesessen hatte. Aus „unerklärlichen“ Gründen durfte er das letzte Mal seine Haftstrafe vorzeitig beenden, ganz im Gegensatz zu seinen beiden Mittätern, welche voll absitzen mussten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt … Aus Kampfsportkreisen hörte ich, dass „Brauni“ andere Dealer ans Messer lieferte und in der jeweiligen Disco, in der er gerade tätig war, niemals eine Razzia stattgefunden hatte. Braunbär besitzt eigentlich gar keine Nase mehr, sondern nur noch ein plattgedrücktes Stück Fleisch mitten im Gesicht, was dieses nicht nur primitiv, sondern auch abgrundtief hässlich aussehen lässt. Gepaart mit einem sehr schlicht strukturierten Verstand, machte es diesen Typen zum abstoßendsten Individuum, das man sich nur vorstellen kann. Über das Schicksal seiner Nase kursieren unterschiedliche Gerüchte. Einige behaupten, eine Hantel sei auf die Nase gefallen, andere sagen, er habe sich das Nasenbein entfernen lassen müssen, nachdem ein paar Südländer ihm nach einem Streit einen Baseballschläger durchs Gesicht gezogen haben. Er selbst macht in der Stern-Reportage über die Höllenengel Hannover den Witz, dass das „vom häufigenOralverkehr kommt“. Man möchte meinen, dass der Präsident eines Hells-Angels-Charters eine mächtige und wohlhabende Persönlichkeit sein muss. Das ist auf Grund von guten Kontakten und Beziehungen (siehe z.B. Hannover) in anderen Chartern auch oft gegeben. Nicht jedoch in B.-Stadt. Offiziell bezog „Brauni“ Hartz IV und machte eine Umschulung zum Fernfahrer. Er fuhr einen alten verrosteten Opel Corsa, für den er sich offensichtlich schämte, denn er parkte ihn immer abseits. Ab und zu fungierte er in einer Disco in Herford noch als Türsteher. Trotzdem konnte er sich für seine verbeulte Harley, die neben der von Falk G. in Tonis Werkstatt stand, nicht einmal eine Batterie für 100 Euro leisten. Wie gesagt, „Braunis“ beste Zeiten waren zumindest in finanzieller Hinsicht schon lange vorbei – wenn es sie überhaupt einmal gegeben hatte. Toni hingegen fuhr einen großen schwarzen Mercedes, tolle Motorräder und flog oft in seine angemietete Wohnung nach Marbella. All das stieß Paul mit der Zeit immer mehr auf. Anfangs hatten sich die beiden noch sehr gut verstanden und sogar gemeinsam mit ihren Freundinnen eine Boxveranstaltung von Mario Huck in B.-Stadt besucht. Bei solch einer Gelegenheit konnte er natürlich mit seiner Kutte auf wichtig machen, stolz „Schau laufen“ und jeglichem
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