Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
im Münsterland betrieb. Toni hatte sich vor Jahren in Kassel tätowieren lassen, und da die Qualität seiner Tattoos wirklich erstklassig war, riet er mir, meine auch dort stechen zu lassen. Vor allem die Qualität der Schattierungen begeisterte mich, dennoch blieb ich bei meinem Wunsch eines Hells-Angels-Tätowierers, und so verschaffte mir Toni einen Termin bei seinem Vize. An dem verabredeten Tag verspätete ich mich um einige Minuten und traf Toni in Arbeitsklamotten in seiner Werkstatt an. Er begrüßte mich mit den Worten: „Ja, Junge, jetzt brauchen wir auch nicht mehr los. Du bist zu spät.“ Dann lachte er und sagte: „Warte, ich zieh mich schnell um.“ Auch Pfeifer und Jerry lachten. Ich war erleichtert, und kurze Zeit später fuhren wir im dicken schwarzen Mercedes in Richtung Münster los. Im Auto bedankte ich mich bei Thorsten, dass er es für mich möglich gemacht hatte. Er antwortete: „Ist doch kein Problem. Mach ich doch für einen Freund.“ Anderthalb Stunden später trafen wir vor dem Studio ein. Charlie erwartete uns bereits. Er hatte eine gemütliche Statur mit langen Haaren. Seine Arme und Hände waren szeneüblich mit lauter Tätowierungen bedeckt. Wann immer er Toni sah oder von ihm angerufen wurde, begrüßte er ihn mit seiner rauchigen Stimme und den schmeichelnden Worten „Toni, mein Bester!“ Charlie hatte schon die Schriftzüge in Hells-Angels-Lettern ausgedruckt und legte sie mir zur Ansicht vor. Ich staunte und fragte ihn:„Diese Schrift bekommt aber nicht jeder, oder?“ „Na hör mal. Natürlich nicht! Das ist ,unsere‘ Schrift, und du kriegst sie, weil du ein Freund von Toni bist.“ Das wollte ich hören und war stolz darauf. Dann lag ich auch schon bäuchlings auf der Liege, und Charlie tat seinen Job. Ich musste an einen Song der Böhsen Onkelz denken: „Keine ist wie du“, womit die Nadel gemeint ist, die beim Tätowieren die Tinte unter die Haut sticht. Während ich auf der Liege lag und Charlie die Outlines (Außenlinien/ Umrandungen) stach, erzählte ich ihm, dass ich ein „Bulle“ sei. Er sagte, dass er damit kein Problem habe. Es gäbe schließlich solche und solche. Er selbst habe auch einen Bekannten bei dem „Verein“. Ich sah die gute Stimmung als Chance, ihn zu fragen, ob man dann bei den Hells Angels vorsprechen könne. Vorausgesetzt natürlich, ich wäre kein „Bulle“ mehr. Er antwortete: „Also, ich sehe da keine Probleme. Wenn du nicht mehr bei dem ,Verein‘ bist, müsste das gehen. Das gleiche Thema hatten die im neuen Charter in Cottbus auch, da waren die aber bei der Militärpolizei. Ich kann mich mal für dich erkundigen.“ Nach ca. zwei Stunden waren beide Hinterarme fertig tätowiert, wurden verbunden und in Folie eingewickelt, und nach einem gemütlichen Pläuschchen vor dem Laden fuhren Toni und ich noch zu einem seiner Kunden nach Dortmund, wo er dessen Maschine verarztete. Ich war natürlich sehr stolz auf meine ersten Tätowierungen. Damals befand ich mich noch im Dienst, und dort sollte schon bald die „Neuigkeit“ die Runde machen, dass ich mir die Begriffe „Blut“ und „Ehre“ auf die Arme tätowiert hatte. Als ich das erfuhr, musste ich schmunzeln, da es erstens nicht zutraf und zweitens niemand die Tattoos unter meiner Kleidung bisher gesehen hatte. Trotzdem sollte meine anfängliche Freude über die Tattoos schon bald in Enttäuschung und Wut umschlagen. Meine Tätowierungen bestanden aus je einem Wort, dessen Buchstaben an der Außenseite leicht schattiert sein sollten. Für jeden Tätowierer-Azubi wäre diese Arbeit eine Leichtigkeit gewesen. Nach dem Abheilen meiner Tattoos stellte sich jedoch heraus, dass Charlie, der behauptete, schon seit 15 Jahren zu tätowieren, absolut stümperhaft die Schattierungen versaut hatte. Die hellen Buchstaben standen auf einem schwarzen Balken. Es waren keine Schattierungen oder Graustufen zu erkennen, sondern einfach nur eine dunkleUmrandung. Ich konnte es nicht fassen. Toni rief umgehend bei Charlie an und schilderte ihm das Ergebnis. Dieser sagte: „Toni, mein Bester, bla, bla, bla. Kein Problem, in vier Wochen kümmere ich mich darum. Bald ist der Euro-Run, davor wird es eng, aber danach mache ich das.“ Ich wollte allerdings nicht mehr so lange warten. Deshalb rief ich Charlie ein paar Tage später selbst an und fuhr zu ihm. Während der Fahrt rief Pfeifer an. Ich befand mich gerade in Bad Lippspringe auf einer Tankstelle, und es regnete in Strömen. Pfeifer hatte ein
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