Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
hat das denn gemacht?“ „Das hätte hier jeder Anfänger oder sogar meine Frau wesentlich besser hinbekommen.“ „Das ist aber richtig scheiße!“ … sind nur ein paar Beispiele der Reaktionen. Ich schämte mich, und aus Respekt vor Tonis Bruder verriet ich den Namen des Pfuschers nicht. Ich hatte allerdings ernsthaft überlegt, ihn noch einmal zu besuchen und meine Faust die restliche Arbeit erledigen zu lassen. Charlie sah jedenfalls wie das geborene Opfer aus. Ich hakte die Sache ab, als ich jemanden fand, der es „reparieren“ wollte. Ich begann mich darauf zu freuen und wieder positiv in die Welt zu blicken. Ein Kampfsportschüler aus Ankes Schule, ein Mitglied des Outlaws MC, hatte ihr Stefan empfohlen, der den Room 68 in der Nähe von Gütersloh betreibt. Glücklicherweise bekam ich zügig einen Termin bei ihm und fühlte mich von Anfang an an der richtigen Adresse. Ich hatte mir bereits Gedanken gemacht und mehrere Tätowiervorschläge ausgedruckt. Beide Schriftzüge sollten von Tribals eingebettet werden, um die grausigen dunklen Balken verschwinden zu lassen. Nachdem ich Stefan die Entwürfe gezeigt und wir alles durchgesprochen hatten, handelten wir einen Stechtermin wenige Tage später aus. Stefan kam auch aus der Bikerszene und war einstmals Prospect beim Outlaws MC. Da er zusätzlich als Messetätowierer agiert, gab es irgendwann ein Problem. Die meisten Tattoomessen werden nämlich von der rot-weißen Fraktion ausgerichtet, und diese mag es nun mal nicht, wenn Mitglieder rivalisierender Clubs auf „ihren“ Messen arbeiten. Als bekannt wurde, dass Stefan Prospect des Outlaws MC war, musste er sich entscheiden: Club oder Geld verdienen auf Messen. Stefan entschied sich für seine Familie, denn diese ernährte er schließlich neben dem Studio auch durch seine Arbeit auf den zahlreichen Conventions in ganz Deutschland. Deshalb verließ er den Club im Guten und pflegt weiterhin freundschaftliche Verbindungen. Da ich oft meinen „Big red Machine“-Gürtel und diverse Support-Kleidung trug, war ichfür Stefan immer einer von den „Rot-Weißen“, was jedoch unserer Bekanntschaft keinen Abbruch tat. An einem Samstagmittag fing Stefan mit meiner linken Seite an, und nach elf Stunden tätowieren war er – besser gesagt wir – fertig. Seine Frau Steffi und er waren sich danach einig: „Hier wurden ja schon Tausende tätowiert, aber elf Stunden am Stück ohne das geringste Klagen durchzuhalten, das haben wir noch nicht erlebt. Du bist echt eine harte Sau. Eine einzigartige Leistung.“ Das Kompliment freute mich natürlich. Um der Ehrlichkeit Genüge zu tun: Die letzten Stunden taten schon höllisch weh. Und es wäre sicherlich vernünftiger gewesen, das Motiv wie üblich in mehreren Sitzungen zu erledigen. Aber ich wollte es einfach fertig haben. So sehr hasste ich die alte Version. Am Abend gingen wir gemeinsam Essen und tranken danach noch etwas. Ich hatte mit meinen unter der Folie frisch blutenden Tätowierungen noch Sex mit einer Freundin der beiden im Gästezimmer, und am nächsten Vormittag ging es mit der rechten Seite weiter. Das Tribal dort war allerdings wesentlich kleiner, und so waren wir diesmal schon nach drei Stunden fertig. Das Ergebnis, das konnte jeder schon unmittelbar nach Fertigstellung sehen, war wunderbar. Stefan ist wirklich ein Meister auf seinem Gebiet, weshalb er später noch mehrere andere Meisterwerke auf meinem Körper verewigen durfte. Ich taufte ihn irgendwann auf den Namen „Tattoogott“.
20. Marbella
Toni ging es geschäftlich allmählich wieder besser. Der Prinz lebte wieder sein Leben: dicke Autos, Wohnung in Marbella, schöne und einzigartige Motorräder. Ein Projekt, das sich just zu dieser Zeit in Arbeit befand, war der Harley-Umbau für den Tattoo-Pfuscher Charlie. Dieser hatte von einem wohlhabenden skandinavischen Bruder, der es liebte, mit Charlie zu feiern, eine nagelneue Harley-Davidson-Nighttrain geschenkt bekommen, die Toni nun umbauen sollte. Gewünscht wurde ein breiteres Hinterrad. Dafür mussten die Schwinge und der Fender verändert werden. Der Prinz beherrschte dieses Handwerk par excellence. Und weil es sich bei Charlie um einen Bruder undden Vize-Präsidenten seines Charters handelte, bekam der den gesamten Umbau selbstverständlich fast zum Selbstkostenpreis. Abgesprochen war, dass Charlie eine Anzahlung leisten und den Rest in monatlichen Raten abtragen sollte. Unmittelbar vor dem Euro-Run wurde Charlies Bike gerade noch fertig. Toni
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