Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Einkommensverhältnissen, die alle nichts mit Geschäftsleuten und Rotlichtgrößen aus anderen Chartern gemein hatten. Und so war selbst bei Übernahme der Reisekosten durch den Club fraglich, ob sie über die finanziellen Mittel für den Aufenthalt in Rio verfügt hätten. Toni bot noch an, die Hotelkosten für einen weiteren Begleiter zu übernehmen. Er fragte selbstverständlich auch Braunbär, ob er nicht mitkommen will. Niemand wollte. Und da die beiden die Einzigen waren, die sich gemeldet hatten, fiel demnach auch die Entscheidung auf sie. Toni und Heinrich buchten den Flug sowie das Hotel, jedoch gab es noch ein „kleines“ Problem: Tonis Kutte war immer noch unter Verschluss. Voller Enttäuschung verkündete er mir: „Wenn ich die nicht wiederkriege, dann fliege ich da gar nicht erst hin. Das wäre ja das Allerletzte.“ Er vermutete allerdings, dass ihm die Kutte unmittelbar vor dem Abflug auf dem Flughafen überreicht wird, da er das B.-Stadter Charter ohne Kutte nicht ordnungsgemäß vertreten können, und es sich somit vor den anderen Engeln lächerlich machen würde. Tatsächlich bekam er seine Kutte schon ein paar Tage vor dem Abflug zurück, durfte sie jedoch erst am Tag des Abfluges wieder anziehen. Ein reines Kindergartentheater. Bereits am Flughafen traf er auf befreundete Engel aus anderen Chartern, und gemeinsam ging es nach Rio. Leider war die gesamte Veranstaltung von den brasilianischen Brüdern katastrophal organisiert worden. Eine Frage der Mentalität oder schlichtweg der fehlenden Erfahrung? Es gab zu wenig zu essen, nach dem offiziellen Programm strömten die Member in unterschiedlichen Gruppen auseinander und feierten für sich weiter. Selbst das obligatorische T-Shirt mit Aufdruck des World-Run 2009 konnte Toni nicht mehr erlangen, da es keine mehr gab. Der Prinz verblieb mit Membern des Wiener Charters bis zum Schluss auf dem Festplatz, und seinen Worten zufolge war er der Letzte, der die Festivität verließ. Was ich ihm unbesehen glaube. Der Präsident der Wiener Hells Angels lobte ihn noch für seine Freundschaft und Beständigkeit, woraufhin Toni erwiderte: „Ist doch klar, ichbleibe hier bei meinen Brüdern.“ Der Präsident sagte nur: „So ist es richtig, Toni.“ Mittlerweile wurden in B.-Stadt bereits andere Pläne geschmiedet. Kurz nach Tonis Rückkehr saß ich mit ihm zusammen im Büro, als der Braunbär anrief und fragte: „Wie war es denn?“ Toni berichtete und teilte ihm auch enttäuscht mit, dass die Organisation schlecht war. Die beiden telefonierten wie alte Freunde, und Paul sagte zum Abschied, dass sie sich ja bald auf dem Clubabend sehen würden. An dieser Stelle haben wir dann die Zeit eingeholt. Toni war aus Rio und ich aus Marbella zurück. Es war Anfang der Woche, und ich verabschiedete mich ein zweites Mal innerhalb kurzer Zeit von ihm, um zum zweiten Abschnitt meiner ärztlich verordneten Entspannungskur in Richtung Mallorca aufzubrechen. Ich befand mich gerade zwei Tage auf der Insel und kehrte am späten Nachmittag in mein Hotelzimmer zurück, hängte meine noch nassen Badesachen auf dem Balkon zum Trocknen auf und genoss den fantastischen Ausblick auf das Meer. Meine Handys hatte ich wie jeden Tag im Zimmersafe belassen, holte sie jetzt hervor und schaltete sie ein. Auf dem silbernen Handy las ich folgende SMS von Toni: „Das war es. Bin ,out‘ weil ich ’nem ,Bullen‘ eine Wohnung vermietet habe.“ Ich verstand diese Nachricht zuerst gar nicht. Nach einiger Zeit dämmerte mir, was passiert war. Obwohl ich nichts dafür konnte, rief ich voller Schuldgefühle meinen Freund Thorsten an. Vielleicht war ja doch alles nur ein schlechter Scherz von ihm. „Sag mal, willst du mich verarschen? Was ist passiert?“ „Ach weißt du, ich habe die Schnauze voll. Das sind doch wirklich alles Primaten. Ich bin ,out‘, weil ich dir die Wohnung in Marbella vermietet habe.“ „Das gibt es doch gar nicht. Sind die total bescheuert? Du hast doch gar nichts gemacht. Thorsten, auch wenn ich nichts dafür kann, aber ich habe jetzt wirklich Schuldgefühle.“ „Hör auf, du kannst da überhaupt nichts für. Wir sprechen, wenn du wieder da bist. Wir sitzen grad mit Kai und Sabse im Garten und essen etwas.“ „Es tut mir echt leid, und ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Wir sehen uns bald wieder.“ Wir verabschiedeten uns und legten auf. Ich war fassungslos und geschockt. Ich rief sofort Anke an und erzählte ihr diese unglaubliche Nachricht. Auch sie
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