Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
in die erste Etage. Dort wurden mein Anwalt und ich bereits erwartet, und man bat uns, Platz zu nehmen, bevor die Polizeiärztin Frau Dr. von Wenning sich meiner annehmen würde. Als sie uns schließlich in Empfang nahm, konnte ich sie auf den ersten Blick nicht genau einschätzen. Sie war Mitte bis Ende 40, trug eine sehr individuelle Weste mit Pelzkragen und entsprach überhaupt nicht dem „seriösen und spießigen“ Bild, das ich von einer Polizeiärztin (Amtsärztin) hatte. Als wir uns gegenseitig vorstellten, stieß ein Weißkittel dazu. Meine Untersuchung sollte mit diversen medizinischen Tests beginnen. Auf der Agenda standen die Überprüfung der Seh- und Hörfähigkeit sowie eine Blutabnahme. Ich betonte vorher noch ausdrücklich, dass ich nichts ohne meinen Anwalt machen würde. Dem Weißkittel, der sich selbst immens wichtig nahm, passte das sichtlich nicht: „Das geht nicht. Außerdem haben wir das hier noch nie so gemacht.“ „Gut, dann mache ich es eben nicht.“ Frau Dr. hatte das letzte Wort, und als ich auf den anderen Arzt verwies, klärte sie mich auf, dass er nur ein Mitarbeiter war. Sani „Wichtig“ hatte also keine Kompetenz. Warum plusterte er sich dann so auf? Ich absolvierte die Tests mit Bravour. Ein zusätzlicher Beweis, dass ich absolut fahrtauglich war. Abschließend stand noch ein Belastungs-EKG auf einem Ergometer an. Ich hatte mich bisher tapfer geschlagen, doch die Anwesenheit in dem Polizeigebäude, umgeben von Uniformen und Streifenwagen, lähmte mich zusehends, erzeugte eine beklemmende Schwere und ließ Übelkeit aufsteigen. Daher musste ich erklären, dass mir schlecht ist und ich das Belastungs-EKGnicht absolvieren kann. Der mir ohnehin schon feindselig gesinnte Pseudoarzt sah meinen muskelbepackten, tätowierten Oberkörper und blickte verunsichert die anwesende Ärztin an. Sie fragte mich: „Wollen Sie vorher noch etwas essen? Oft ist es ja so, dass man auf leeren Magen nicht so gut treten kann.“ Der Scherge posaunte nun leicht gereizt den Befehl heraus, dass ich jetzt das EKG absolvieren solle. Jetzt ebenfalls gereizt erwiderte ich: „Es geht nicht um den leeren Magen und es wird sich auch nicht bessern. Mir ist schlecht, weil ich dieses ganze Polizeiumfeld zum Kotzen finde.“ Die Ärztin erkannte, dass es keinen Sinn mehr hatte und erklärte die Tests für beendet. Kurze Zeit später saßen Herr Ahrend und ich mit der Ärztin in ihrem großräumigen Büro, und nach anfänglichem Smalltalk ging es ans Eingemachte. Sie befragte mich nach meinem Lebenslauf und meinem Werdegang bei der Polizei. Schließlich kam ich an den Punkt, an dem das Mobbing gegen mich begonnen hatte. Ich berichtete detailliert und wahrheitsgemäß, was mir nach meinem Motorradkauf alles widerfahren war und wie sich mein Krankheitsbild verschlechtert hatte. Herr Ahrend unterstützte mich in meinen Ausführungen und überreichte der Ärztin mehrere Atteste meiner Psychotherapeutin Frau Dr. Wermeling, die eine kontinuierliche Verschlechterung meiner Psyche attestierten. Frau Dr. von Wenning überraschte uns mit ihrer scharfen Analyse: „Den Grund der Feindseligkeiten und des Mobbings Ihrer Kolleginnen und Kollegen gegen Sie sehe ich größtenteils im Neid der anderen. Sie sind eben eine Persönlichkeit und ein Individualist, der zudem noch materiell in Form von Kleidung, Porsche und Harley-Davidson deutlich aus der normalen Masse der Kollegen heraussticht. Ich persönlich kann diese Hetze nicht nachvollziehen, zumal es gerade im Bereich Münster schon viele Polizeieinsätze im Zusammenhang mit den Hells Angels oder den Bandidos gegeben hat, an denen ich beteiligt war. Da sind durchaus völlig normale Leute darunter. Wahrscheinlich hat ihr Problem auch einen geographischen Grund, da Sie ja in einer eher ländlichen Behörde ihren Dienst verrichten. In einer Großstadt hätte das Ganze wahrscheinlich niemanden interessiert.“ Ich war wirklich erfreut und dankbar über ihre objektive Betrachtung und Einschätzung meines Falls. Nach einemausgiebigen Gespräch mit reichlich Notizen erklärte sie uns durch die Blume, dass ihr der Fall eigentlich klar sei. Die Vorschriften sähen jedoch ein zusätzliches psychologisches Gutachten vor, das in ihr Abschlussgutachten mit einfließen würde. Für Herrn Ahrend und mich stand fest: Die Polizeiärztin Frau Dr. von Wenning hatte ihre Entscheidung bereits getroffen. Es stand mir also noch ein letzter Arztbesuch bevor, bis meine Polizeidienstunfähigkeit
Weitere Kostenlose Bücher