Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
feststehen würde.
30. Psychiatrische Klinik in Bad Salzuflen
Das Zusatzgutachten sollte von Herrn Dr. Menzke in der psychiatrischen Klinik in Bad Salzuflen gefertigt werden. Natürlich begleitete mich wieder mein Anwalt Herr Ahrend zu diesem Termin. Wir fuhren diesmal mit seinem Wagen von B.-Stadt aus nach Bad Salzuflen und erreichten die Klinik pünktlich zum vereinbarten Termin. „Fünf Minuten vor der Zeit ist des preußischen Soldaten Pünktlichkeit!“ sagte er, und uns verblieben noch ein paar Minuten auf dem Parkplatz vor der Klinik, bis wir hinein gingen. Der Empfang wies uns den Weg, und als wir am Büro ankamen, bot sich uns ein Bild des Schreckens. Es war eine Gammelbude: unordentlich, unaufgeräumt, schmuddelig, für einen ordentlichen Menschen schlichtweg eine Zumutung. In der Muffbude stellte sich uns jemand als Dr. Menzke vor. Ein Patient, der den Doktor spielte, oder der Arzt selbst? In dem „Räuberzivil“ entsprach er dem Bild eines 68er-Revoluzzers. Dazu schien er nicht sonderlich motiviert zu sein und erweckte den Eindruck, dass er bis eben noch auf der Liege im Behandlungszimmer gepennt hatte. Das Oberbett war krumm und schief, und das Weiß schon grau. Es war kein Patient, es war Dr. Menzke persönlich und mir war blitzartig klar, dass der Arzt offensichtlich mit der Welt und sich unzufrieden war. Ich fand, das Zimmer passte zu seinem Erscheinungsbild, sozusagen eine Einheit von Person und Sache. Trotzdem wollte ich nicht aufgrund des Äußeren voreingenommen sein. Aber die Vorgeschichte belastete meinen Standpunkt zusätzlich: Dr. Menzke hatte in einem Brief an den Leiter VL explizit betont, dass er während seiner ärztlichen Applikation keine dritteanwesende Person dulden könne. Herr Bentheim hatte in meinem Fall Partei für mich ergriffen und Dr. Menzke dringend geraten, eine Ausnahme zu machen. Dennoch spürten wir eine gehörige Portion Feindseligkeit in seiner Art mir gegenüber. Er jammerte herum, dass ihm dies noch nie untergekommen wäre. Er könne mich durch die Anwesenheit einer weiteren Person nicht wie gewohnt untersuchen. Ich musste unwillkürlich denken, was für „geheime Praktiken“ er wohl anwenden würde, dass er mich nicht wie gewohnt untersuchen kann, bloß weil mein Anwalt anwesend ist. Mir absolut schleierhaft, wie man als Erwachsener, mitten im Berufsleben Stehender sich derartig aufführen kann. Dr. Menzke und ich setzten uns nach diesem Auftakt an einen Tisch mitten im Büro, und Herr Ahrend durfte abseits in der Ecke des Zimmers Platz nehmen. Der Doktor musterte mich scharf und fragte dann direkt: „Wie geht es Ihnen?“ Kurz und knapp erwiderte ich mit meiner Standardantwort: „Beschissen!“ „Erzählen Sie mal. Wie macht sich das bemerkbar? Welche Symptome haben Sie?“ „Ich habe oft Kopfschmerzen, ein mulmiges Gefühl, aufkommende Übelkeit und Angstzustände.“ „Wo genau haben Sie denn die Kopfschmerzen? Hier vorne oder weiter hinten?“ Dabei zeigte er mit seinem Finger an die gemeinten Stellen auf seinem Kopf. Ich schloss innerlich wieder ab und starrte aus dem Fenster. Blickte den Doktor wieder eine lange Weile an und dann zu Herrn Ahrend. Man konnte merken, wie der Zorn in Dr. Menzke aufstieg. „Wollen Sie nicht mit mir reden?“ fauchte er mich an. Ich reagierte nicht. „Wenn Sie meinen, dass Sie hierher kommen und einen auf dienstunfähig machen und dann eine Pension kassieren, so läuft das nicht. In Ihrem Fall kann man auch über eine stationäre Behandlung nachdenken. Als Beamter haben Sie da eine Mitwirkungspflicht.“ Jetzt schaltete sich unvorhergesehen Herr Ahrend ein und sagte zu Dr. Menzke: „Herr K. will ja Dienst versehen.“ Das war anscheinend zu viel für den Doktor. Er hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht damit. Man konnte förmlich sehen, wie er innerlich kapitulierte. Er wandte sich mir wieder zu und sagte: „Wenn Sie nicht mit mir reden wollen, dann brechen wir jetzt hier ab. Das hat ja keinen Sinn.“ An Herrn Ahrend gerichtet, sagte er: „Ich werde dazu einen Bericht verfassen und diesen dann der Behörde zukommen lassen.“Wir verabschiedeten uns anständig und verließen schon nach kurzer Zeit wieder die Klinik. Noch im Auto stellten wir unisono fest: „Was für ein … !“ Aber vielleicht irrten wir uns ja auch. Es erscheint mehr als wahrscheinlich, dass der gute Dr. Menzke bereits im Vorfeld „geimpft“ worden war, wenn nicht sogar verhetzt. Anders war sein feindseliges Verhalten mir gegenüber nicht zu
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