Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Portion Genugtuung und Schadenfreude, was sich beim Umzug in der alten Wohnung abgespielt hatte: Der kleine Zuhälter befand sich, wie beinahe ständig, auf seinem Lieblingsplatz, dem Sofa, und ging seiner Hauptbeschäftigung nach, dem Fernsehgucken. Irgendwann abends klingelte es an der Haustür, und Verena öffnete. In Sekundenbruchteilen waren vier bis fünf riesige, maskierte schwarze Schränke in die Wohnung gestürmt und hatten ihren Zuhälter zusammengeschlagen und in das Wohnzimmer geschleift. Sie konnte noch sehen, dass er im Wohnzimmer mit Klebeband und Kabelbindern gefesselt lag, bevor sie in aller Schnelle ihre Sachen zusammenraffte und sich noch von einem der Maskierten die Lederjacke ihres Zuhälters aus dem Wohnzimmer herausreichen ließ. Darin befand sich ihr hart erarbeitetes Geld der letzten Monate. Sie entnahm der Jacke das Geldbündel und zudem die Autoschlüssel des Zweitwagens des Hartz-IV-Empfängers, eines Golf V. Diesen nutzte ihr langjähriger Peiniger hauptsächlich, Verena spritsparend zu ihren Arbeitsplätzen zu fahren. Vor allem die Stelle mit ihrem Ex kostete sie weidlich aus, dass der kleine Scheißer anfangs wie ein quiekendes, ängstliches Ferkel gewimmert hätte, ehe er auf einmal verstummt und in eine Art Schockstarre verfallen war. „Ich glaube, der hat sich vor Angst in die Hose gemacht.“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen …
37. Im neuen Zuhause
Schon in der ersten Nacht nach Verenas Umzug quälten mich viele Gedanken. Ich begann zu realisieren, dass sich für mich eine vollkommen neue Lebenssituation ergeben hatte. Die Rolle als Vaterersatz oder Lebensgefährte hatte ich zwar im Vorfeld bereits abgelehnt, es stellte sich mir aber die Frage, wie es jetzt für Verena und ihre Tochter weitergehen würde. Das konnte mir schon deshalb nicht egal sein, da ich die Wohnung, die sie bewohnte, auf meinen Namen angemietet hatte. Und noch etwas veränderte sich schlagartig: Von einem Tag auf den anderen hatte ich es nicht mehr mit der lieben Sandy, sondern mit einer vom Leben zerstörten, jungen Frau namens Verena zu tun.Viele mögen jetzt den Kopf schütteln und erhaben mahnen: „Aber so etwas weiß man doch vorher.“ Ich kann dazu nur ganz klar sagen: „Nein, das kann man in diesem Ausmaß nicht vorher wissen!“ Jedenfalls bei ihr nicht. Verena bzw. Sandy hatte sich die ganze Zeit über als liebenswürdige, vernünftige und gepflegte junge Frau ausgegeben, die durch Schicksalsschläge des Lebens in ihr unerträgliches und jahrelang andauerndes Martyrium gerutscht war. Das war allerdings nur ihr Gesicht, das sie jederzeit wie auf Knopfdruck im Club aufsetzen konnte. Jetzt setzte ich Stückchen für Stückchen das Puzzle ihres realen Lebens zusammen: Schon als kleines Mädchen war sie von ihrem Vater und dessen Arbeitskollegen vergewaltigt worden. Ihr Vater hat sie sogar einmal fast mit einem Telefonkabel erwürgt. Als der Alte schließlich weg war und sie mit ihren Geschwistern alleine bei der Mutter wohnte, hat sie ab dem neunten Lebensjahr Alkohol getrunken und ihrer Mutter beim Drogenkonsum zugesehen. Mit 13 Jahren hat sie „konsequenterweise“ ebenfalls angefangen, Marihuana zu rauchen. Nach der Trennung vom Vater hat die Mutter die Wohnung offensichtlich in die reinste Alkohol- und Drogenhöhle verwandelt, in der die Männer ein- und ausgingen. Die Mutter besorgte sich vom Kindergeld Drogen und feierte jeden Tag mit vielen Freunden exzessive Partys. Als „Beweis“ zeigte Verena mir Fotos aus dieser Zeit. Ich bin aufgrund dieses total asozialen Niveaus vor Schock beinahe hinten übergekippt. Logisch, dass sie eine Hauptschule besuchte, auf der sie auch noch als Schlägerin auffiel – wenn sie die Schule überhaupt mal besuchte und nicht schwänzte. Schon früh hat sie die Schule ohne Abschluss geschmissen und ist nur wenig später schwanger geworden und hat ihre Tochter bekommen. Zu jener Zeit begegnete sie ihrem Kosovo-Albaner, der anfangs noch ganz lieb war, sie aber mit 18 Jahren dann zum Anschaffen geschickt hatte. Offensichtlich war es ein Familiengeschäft, denn sein größerer Bruder hatte auch einige Frauen am laufen. Da man damit eine Menge Geld verdienen kann, hatte er ihr die Lüge von der gemeinsamen Zukunft aufgetischt. Tatsächlich bezahlte ihr Exfreund damit seine Luxuskarossen, die Sippe kaufte sich ein Haus in Albanien und zudem ein Mehrfamilienhaus in Hamm, das von Verenas Geld komplett renoviert wurde. Sie zeigte mir ihre Abrechnungs-Bücher,
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