Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Familie nicht das freie Weihnachten kaputtzumachen. Einmal musste ich mich während des Dienstes von einer Krankenschwester fit spritzen lassen, weil ich beim Aussteigen aus dem Streifenwagen beinahe zusammengeklappt wäre. Der Schmerz, der dabei durch meinen Körper rannte, fühlte sich an, als ob man mir ein Messer in den unteren Rücken rammte. Nach den Feiertagen ließ ich mich dann endlich krankschreiben. Da sich die Arbeitsunfähigkeit hinzog, wurde ich rund drei Monate später von Dr. Piepenbrock zu einer Untersuchung vorgeladen. Meine Mutter nutzte die Gelegenheit und sandte ein Fax an den Polizeiarzt Piepenbrock, in welchem sie wegen einer ambulanten Reha-Kur für mich fragte. Sie dachte an Massagen und Fangopackungen in dem Kurort, in dem ich lebte. Die Kliniken waren quasi vor der Haustür. Als ich im Behandlungszimmer stand, stürmte Dr. Piepenbrock herein und schrie mich ohne Begrüßung an: „Rehakur? Wollen Sie schon in Rente? Damit scheiden Sie aus dem Dienst aus!“ Irritiert antwortete ich: „Herr Doktor, beabsichtigt war damit, dass meine Schmerzen gelindert werden.“ „Rehakur bedeutet Ausscheiden aus dem Dienst. Das ist etwas für Schwerstversehrte. Wollen Siedas?“ „Das habe ich so nicht gemeint. Es sollte der Wiederherstellung meiner Dienstfähigkeit dienen.“ „Nun legen Sie sich mal auf die Liege.“ Danach ergriff er mein Bein und streckte es so ruckartig in die Höhe, dass ich vor Schmerzen aufschrie. Er wollte damit meine Bewegungsfähigkeit testen. Nun wurde ich angewiesen, die kompletten Belastungstests (inklusive Ergometer) zur Überprüfung meiner „Fahrtauglichkeit zum Führen von Dienst-Kfz“ zu absolvieren. Trotz dreimonatiger Bewegungsunfähigkeit und somit absolut außer Form, bestand ich sie ohne Probleme, sieht man einmal von den Schmerzen ab. Da machte mir der Doktor klar, dass ich langsam wieder in den Dienst zurückkehren muss. Ich entgegnete, dass ich immer noch Probleme mit meinem Rücken habe und noch Regenerationszeit benötige. Dr. Piepenbrock gewährte mir eine Woche und ergänzte, dass man sich bei einer so langen Krankheitsdauer ernsthaft Gedanken über die Dienstfähigkeit machen müsse. Erst als ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass ich normalerweise sehr fit und auch beim SEK gewesen sei, wurde er schlagartig freundlicher zu mir. Da ich aber noch kein Beamter auf Lebenszeit war, kam ich unter Schmerzen seinem „Rat“ nach einer Woche nach und trat wieder meinen Dienst an. Ich bin nicht der Einzige, der solche Erfahrungen mit diesem Doktor gemacht hat, wenn ich den Erzählungen einiger „Kollegen“ Glauben schenken darf. Glücklicherweise traf die Information meiner Ärztin, dass Dr. Piepenbrock über meine Dienstunfähigkeit entscheiden sollte, aber nicht zu. Aber wenn ich es richtig betrachte, war der doch von Anfang an der Meinung, dass ich nicht in diesen „Haufen“ gehörte. Und mittlerweile sah ich es auch so. Da hätte ich dann ja auch mal einen Witz reißen und ihm zu seiner „Weitsicht“ gratulieren können. Vielleicht würde er auch noch in zehn Jahren darüber nachgrübeln, wie ich das wohl gemeint habe.
46. Falsche Engel
Es waren etliche Wochen vergangen, seit in Hannover an höchster Stelle bekannt geworden war, dass sich ein möglicher „Bullenspitzel“ in den eigenen Reihen beziehungsweise im Satelliten-Charter B.-Stadt befinden würde. Und bekanntlich warteten wir auf Reaktionen. Gegen Ende des Jahres erfuhr ich dann, dass im Januar der B.-Stadter Vorstand ausgetauscht werden sollte. Es passierte jedoch nicht. Inzwischen hielt ich es für möglich, dass die für die Hells Angels wichtige Information weder im eigenen Charter, geschweige denn bundesweit publik gemacht worden war. Auf deutsch: Die Zeichen standen auf Vertuschung. Und damit schwand auch die letzte Hoffnung auf Gerechtigkeit und die Umsetzung der alten Leitsätze der Gründungsväter des Hells Angels MC: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Loyalität. Das waren und sind die Leitsätze, auf die sich der Club stützt. Einer für alle und alle für einen. AFFA! Angels Forever Forever Angels (Engel für immer für immer Engel – bezieht sich auf die im Regelfall lebenslange Mitgliedschaft im Club). Doch was sind solche Versprechen und Losungen heutzutage noch wert? Offensichtlich zählt nichts davon. Genauer gesagt, die Club-Werte zählten offensichtlich nicht im B.-Stadter Charter. Die sind für mich schlichtweg falsche Engel. Über den gesamten Club kann und
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