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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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end of story. Und was Frau Schelzig damit eigentlich sagen wollte, ist wohl, dass eine Infektion, die auf diese Weise zustande kommt, über kleine Wunden, wesentlich direkter und schneller verläuft als eine Infektion über die Schleimhäute. Daher auch die kurze Inkubationszeit.»
    Ach, Kristina, dachte Danowski. Aber stärker als sein Mitleid war die Erleichterung darüber, dass es sie getroffen hatte und nicht ihn. Als wäre er dadurch bis auf weiteres geschützt.
    «Ich weiß es zu schätzen, dass Sie deshalb gekommen sind», sagte er. «Um mir das zu erzählen.»
    «Wir sind auch hier, um Sie zu fragen, ob Sie inzwischen mehr über die Umstände der Tat wissen», sagte Peters. «Wenn wir den genauen Hergang kennen, würde uns das bei unserer präventiven Arbeit helfen.»
    Danowski schüttelte den Kopf. «Die wichtigste Zeugin habe ich bisher nicht gefunden.»
    «Simone Bender?», fragte Schelzig. «Vielleicht ist sie längst tot und hat jene angesteckt, die ihren Leichnam verstecken. Wenn wir von einer Toleranzgrenze von plus minus zwei Tagen bei der Inkubation ausgehen und vermuten, dass sie sich vielleicht erst im letzten Augenblick bei Patient  1 angesteckt hat, dann müsste sie trotzdem spätestens heute oder morgen krank werden.»
    «Patient  1 », sagte Danowski. «Sie meinen Carsten Lorsch.»
    «Ja. Übrigens habe ich alles, was ich an Spuren auf den Glassplittern gefunden habe, auf hochauflösenden Bildern an Ihre Forensik geschickt. Möglicherweise sind darauf tatsächlich Fingerabdrücke zu identifizieren, die Kollegen waren ganz zuversichtlich.»
    Danowski sah auf. «Das wäre in der Tat ziemlich interessant. Wenn ein Fingerabdruck von jemand anders als Carsten Lorsch oder Simone Bender darauf zu finden wäre, dann gäbe es zumindest einen konkreten Hinweis auf mögliche Helfer.»
    «Wessen Helfer?», fragte Peters, der offenbar nicht gern lange aus dem Gespräch gelassen wurde.
    «Das kann und darf ich Ihnen nicht sagen.»
    «Aber Sie gehen von einer Beziehungstat aus?»
    «Am Ende ist in gewisser Weise jede Tat eine Beziehungstat», schwadronierte Danowski, um seine Ahnungslosigkeit zu überspielen. Die Kollegen erzählten ihm wirklich gar nichts mehr, seitdem er hier festsaß. Dann wandte er sich wieder an Schelzig. «Carsten Lorschs Fingerabdrücke können die Kollegen ja von Ihnen bekommen, aber wissen Sie, ob jemand sich darum kümmert, bei Simone Bender in der Wohnung welche von ihr zu sichern?»
    «Wie ich höre, ist Ihr Kollege Finzel mit anderen Dingen beschäftigt», sagte Schelzig. «Und der Sohn war wohl ein- oder zweimal nicht anzutreffen. Jetzt warten alle auf einen richterlichen Beschluss oder so was.»
    «Hier», sagte Danowski, griff in die Jackentasche und schob ihr den Plastikbeutel mit dem Kühlschrankmagneten aus der Wohnung von Simone Bender über den Tresen. «Das habe ich schon eine Weile unverpackt in der Tasche gehabt, aber vielleicht können die Kollegen noch was damit anfangen. Schönen Gruß von mir.»
    «Ich mach gern Ihre Botengänge», sagte Schelzig und verstaute den Magneten in einem weißen Kunststoff-Brustbeutel mit hermetischem Verschluss. Peters folgte ihrer Bewegung irritiert mit den Augen, aber Danowski konnte nicht erkennen, ob er sich über den Magneten wunderte oder über Schelzigs Geistesgegenwart, einen Beutel mitzuführen. Dann nahm sie aus einer anderen Tasche auf der Rückseite des Beutels einen Notizzettel und einen Kugelschreiber aus Metall.
    «Hier», sagte sie zu Danowski. «Schreiben Sie auf, was Sie brauchen. Auch wenn ich nicht glaube, dass ich eine Ausnahme machen darf.»
    Danowski zog den Zettel zu sich und nahm den Stift von ihr. Er versuchte, in ihrem Blick zu lesen, aber sie wich ihm aus. Der Stift war schwerer, als er auf den ersten Blick aussah, und lief an beiden Seiten unauffällig, aber effektiv spitz zu. Ein sogenannter Tactical Pen, wie er bei Waffennarren und Apokalyptikern beliebt war, als verdeckte Selbstverteidigungswaffe. Er erinnerte sich daran, dass er Schelzig wegen des Mittelalterwappens auf ihrem T-Shirt schon für eine Liebhaberin von Ritterfestspielen gehalten hatte, und er fand es nicht undenkbar, dass sie außerdem auch noch einen Waffenfimmel hatte. Ihre dünne und angespannte Art sah nach Schießstand aus. Er schrieb untereinander auf, was er brauchte, und schloss mit «Bilder von meinen Kindern», was Schelzig mit einem etwas unwirschen «Ich bin keine Fotografin» kommentierte.
    Peters nahm ihr den Zettel ab und

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