Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
Vom Netzwerk:
sagte: «Ich werde sehen, was sich machen lässt.» Danowski nickte. Wenig vielversprechende Worte aus dem Munde eines Bürokraten, aber es gelang Peters, eine gewisse Wärme hineinzulegen, die Danowski sich gern gefallen ließ. Nach einem kurzen Zögern hielt Peters ihm die Hand beziehungsweise den Handschuh hin. Danowski schlug ein.
    «Wir kommen wieder.»
    Peters stand auf und wandte sich zum Gehen. Danowski schob Schelzig ihren Kampfstift wieder hin. Sie schüttelte den Kopf.
    «Den Stift können Sie ausnahmsweise behalten.»
    Sie wirkte kurz angebunden und unsicher, als wäre sie ungeschickt darin, Dinge mit Hintergedanken zu tun. «Danke.»
    «Er ist jetzt kontaminiert. Ich darf ihn gar nicht mehr mit von Bord nehmen», sagte sie. Stimmt ja, dachte Danowski.
    Er folgte ihnen ein Stück Richtung Rezeption und blieb dann stehen, während sie in der provisorisch errichteten Schleuse verschwanden. Wobei er darauf achtete, die um seinen Unterleib geschlungene Überdecke mit der linken Hand sorgfältig festzuhalten.
    Bis sich ihm jemand von der Crew in den Weg stellte. Von hinten legte ihm ein anderer die Hand auf die Schulter, und als Danowski sich nach ihm umdrehen wollte, schob dieser ihn nach vorn Richtung Wegblockierer.
    «Sie verhalten sich alles andere als unauffällig hier bei uns», sagte der, der ihm im Weg stand, in vage osteuropäischem Akzent, aber was wusste Danowski von Akzenten. Ein Mann Ende dreißig, mit trockener Haut, die an manchen Stellen fast durchsichtig schien, genau wie seine gleichmäßig leicht geröteten Augäpfel. Er roch schlecht gelüftet und nach warmem Essen. Jetzt zeigte er auf Danowskis Unterleibsschurz. «Schwer zu übersehen.»
    «Wenn Sie mir eine Hose leihen, ist die Situation im Handumdrehen entschärft», sagte Danowski und wäre gern weitergegangen.
    «Sie führen Gespräche mit Behördenvertretern, aber ich muss Sie daran erinnern, dass Sie hier keine Polizeigewalt haben», sagte der Uniformierte.
    «Das würde ich gern mal mit dem Kapitän besprechen», sagte Danowski und machte sich frei.
    «Der Kapitän ist beschäftigt.»
    Sie ließen ihn durch, und beim Weitergehen spürte er, wie die klimatisierte Luft zwischen seinen Beinen hindurchzog.

31 . Kapitel
    Kurz vor der Autobahnabfahrt Hamburg-Marmstorf fragte Finzi sich, ob er verfolgt wurde. Der silberne Polo war ihm schon vorhin aufgefallen, in Buchholz, als er die Niederlassung der PSP harm besucht hatte. Der Polo war ihm durch die Stadt und durchs Gewerbegebiet gefolgt, und zwar auf absolut professionelle Art und Weise: mit wechselndem Abstand, aber nicht näher als drei Wagen hinter Finzi. Außer dort, wo der Straßenverlauf längere Zeit kein Abbiegen erlaubte, sodass der Polo sich auch mal zwei Spuren versetzt schräg vor ihn geschoben hatte, um nicht die ganze Zeit in Finzis Rückspiegel zu sein.
    Niemand verfolgt Polizisten, dachte Finzi. Niemand verfolgt überhaupt irgendwen im Auto. Pkw-Überwachung gab es nur in der Drogenfahndung und bei allem, was mit organisierter Kriminalität zusammenhing, aber die Kollegen waren immer in zwei oder drei Wagen gleichzeitig unterwegs. Um das Ganze abwechslungsreicher und dadurch unauffälliger aufzuziehen und um einen Wagen aus dem Spiel nehmen zu können, sobald er aufgefallen war. Seitdem Finzi nicht mehr trank, fühlte er sich hin und wieder verfolgt: Schritte im Keller, Stimmen unter seinem Fenster, ein silberner Polo im Rückspiegel. Wer hatte keinen silbernen Polo. Wahrscheinlich war es nicht einmal derselbe wie vorhin in Buchholz.
    Und weil er seinem Gefühl nicht mehr traute, seitdem es ihn dazu bewogen hatte, zehn Jahre lang zu trinken und sich am Ende mit einem erfolglosen Selbstmordversuch zu verzetteln, bog er auch nicht viermal rechts ab. Wodurch er in Buchholz zweifelsfrei hätte feststellen können, ob ihm der Polo tatsächlich folgte.
    Jetzt aber, auf der Autobahn, fand er es doch seltsam, dass zwei Wagen hinter ihm wieder der silberne Polo im Rückspiegel auftauchte. Das Kennzeichen hatte er sich vorhin nicht sicher gemerkt, aber er erinnerte sich, dass es mit « SHG » begann, Stadthagen, wo viele Mietwagen registriert waren. Und warum war dieser Polo jetzt wieder da, nachdem Finzi seine Fahrt zwischendurch für fast eine halbe Stunde unterbrochen hatte, um mit dem stellvertretenden Geschäftsführer der PSP harm über Simone Bender und ihre Arbeit dort zu sprechen?
    Er beschloss, den ältesten Trick anzuwenden: in Hamburg-Marmstorf runter von der Autobahn

Weitere Kostenlose Bücher