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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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nicht infrage stellen, vermeiden die Fragen aneinander, sie vermeiden die regelmäßige Aussprache. Zunächst werden Konflikte und Enttäuschungen in Beziehungen häufig verleugnet, sodass ein zerbrechliches Gleichgewicht aufrechterhalten werden kann. Längerfristig verdeckte Trennungswünsche oder unbewusste Trennungsängste führen nicht selten zu psychischen oder psychosomatischen Beschwerden eines Partners oder eines Kindes. Kinder sehen und hören gut. Sie wissen in der Regel viel besser Bescheid, als ihre Eltern es für möglich halten. Es ist erstaunlich, wie früh Kinder eine anstehende Trennung der Eltern in ihrem veränderten, manchmal auffälligen Verhalten (zum Beispiel Lernschwierigkeiten) bereits signalisieren, obwohl es den betroffenen Paaren noch nicht wirklich bewusst ist (Voß 1991). Wohl aus einer unbewussten Überzeugung heraus, den Eltern zu helfen, kann ein Kind in einer dauerhaft schwelenden Beziehungskrise der Eltern auffälliges Verhalten entwickeln. Somit lenkt es die Aufmerksamkeit auf sich selbst und weg von der latenten Paarkrise. Die Trennungsambivalenzen eines oder beider Elternteile können so vorübergehend oder längerfristig durch die Symptome einesKindes überlagert und verdrängt werden. Treten ambivalente Gefühle dauerhaft und belastend in den Vordergrund des Beziehungserlebens, sind sie meistens mit zunehmender Unzufriedenheit und mit Veränderungs- oder auch Trennungswünschen verbunden. Das wiederum kann Angst machen und dazu führen, die ambivalenten Gefühle zu » übersehen« und zu verdrängen. Nach dem Motto: » Lieber nicht sehen, was ich nicht sehen will , lieber zu diesem Teil meiner Gefühle und damit zu mir selbst und zum anderen auf Distanz gehen .«
    ▶▶ Beispiel: Schleichende Distanzierung
    Frau C. hat längere Zeit auf die Realisierung ihres Kinderwunsches warten müssen. Als das ersehnte Kind endlich da ist, zentriert sie sich liebevoll auf das Kind und gibt schließlich eigene Hobbys und den Wiedereintritt ins Berufsleben auf. Ihr Mann findet das anfangs ganz in Ordnung, da er selbst zu der Zeit beruflich stark gefordert ist. So hat jeder ungestörte Zeit für seine »persönlichen Leidenschaften«, Frau C. für ihr Kind und Herr C. für seine Karriere. Das Kind schläft nicht ohne die Mutter an seiner Seite ein, der Mann bleibt immer länger im Büro. Sie werfen sich gegenseitig nichts vor, nehmen aber ihre wachsende Unzufriedenheit wahr. So geraten sie immer mehr in eine Sprachlosigkeit und Langeweile, sobald sie freie Zeit oder Urlaub miteinander verbringen. Sex ist längst nicht mehr so wichtig, und sie finden sich schließlich in einer »verkehrsfreien Zone« (Clement) wieder. Bis Frau C. sich »Hals über Kopf« in einen alleinerziehenden Vater vom Spielplatz verliebt und in kürzester Zeit die Trennung vollzieht.
    Werden ambivalente Beziehungsgefühle frühzeitig kommuniziert, besteht die Chance, die Krise zum Aufbruch und zur Erneuerung der Beziehung zu nutzen, wobei das Ergebnis offen ist. In dieser Phase wird häufig von einem oder beiden eine Eheberatung oder Paartherapie initiiert. Sind beide noch wirklich an einer Verbesserung ihrer Beziehung interessiert, können Veränderungsspielräume entdeckt werden, und die Beziehung kann sich restabilisieren. Vorraussetzung dazu sind:
    → wirkliches gegenseitiges Interesse (Liebe?)
    → eigene Veränderungsbereitschaft
    → gemeinsame ehrliche Bilanz der bisherigen Beziehung
    → Aufarbeitung möglicher bestehender Kränkungen
    → gemeinsame Visionen und Ziele für eine weitere gemeinsame Zukunft .
    FRAGEBOGEN: BEZIEHUNGSBILANZ
    In der trennungsambivalenten Phase, können Sie mit diesen Fragen versuchen, sich über die Qualität Ihrer Beziehung klarer zu werden.
Was bindet mich noch an dich?
Welche Werte teile ich mit dir, welche nicht?
Fühle ich mich von dir so akzeptiert, wie ich bin?
Kann ich dich in deiner Art so annehmen, wie du bist?
Kann ich dir noch vertrauen und mich auf dich verlassen?
Fühle ich mich dir überlegen/unterlegen oder gleichwertig?
Kann ich mich in unserer Beziehung sexuell entfalten?
Haben wir noch Spaß miteinander?
Auf was will ich in meiner Beziehung nicht weiter verzichten?
Wann und wodurch habe ich angefangen, an meiner Liebe zu dir zu zweifeln?
Wodurch fühle ich mich am meisten verletzt?
Was ist für mich im Moment nicht verzeihbar?
Was fehlt mir am meisten in unserer Beziehung?
Was stört mich am meisten an dir?
Was ist mein Anteil an unserer Beziehungskrise?
Habe ich

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