Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Tren nungs- und Scheidungsgruppe für die Betroffenen ein neues und sicheres soziales Übungsfeld, um sich mit der eigenen Trennungssituation und den Folgen zu befassen. Die Gruppe bietet Halt, Unterstützung in der emotionalen Verarbeitung der Trennung, Austausch und neue Freundschaften. Zu erfahren, dass Leid kein isoliertes persönliches Geschehen ist und sich selbst als hilfreich für andere zu erleben, fördert die Hoffnung, dass Veränderung möglich ist. Alltagsfragen im Umgang mit den Kindern, den Freunden, dem/der ehemaligen Partner/in, der Wohnung und der beruflichen Situation müssen neu beantwortet werden. Aufkommende Gefühle wie Trauer, Wut, Enttäuschung, Versagen, Einsamkeit … brauchen Zeit und Raum zur Verarbeitung.
Einige persönliche Erfahrungen von Gruppenteilnehmern:
→ ich fühle mich von den anderen verstanden, akzeptiert und weniger allein mit meinen Problemen
→ die Gruppe ist für mich ein Ankerplatz und gibt mir Halt und Struktur
→ in der Gruppe fühle ich mich geborgen in meiner sonstigen Ungeborgenheit
→ ich habe neue Freunde gefunden und kann die schlimme Zeit ohne die Kinder besser überstehen
→ ich habe gelernt, die Trennung zu akzeptieren, und beginne mich wirklich zu lösen
→ ich habe Hoffnung und erkenne Licht am Ende des Tunnels
→ im Austausch mit den anderen beginne ich, deutlicher meine Anteile am Scheitern meiner Beziehung zu erkennen und zu akzeptieren
→ die Mischung aus Frauen und Männern, aus Verlassenen und Verlassenden fordert mich heraus und lässt mich toleranter werden.
Gruppen für Getrennte oder Geschiedene werden als Selbsthilfegruppen von den Betroffenen oder als therapeutische von Beratungsstellen geleitet oder von freien therapeutischen Praxen angeboten. In der Regel trifft sich eine geleitete Gesprächsgruppe zum Thema Trennung und Scheidung wöchentlich mindestens zehn Mal zu zweistündigen Sitzungen. Teilnehmen können Frauen und Männer, die sich getrennt haben oder verlassen wurden. Angeboten werden auch separate Frauen- und Männergruppen. (Hötker-Ponath 2009)
Wut und Hass
»Der Hass ist die Liebe, die gescheitert ist.«
Sören Kierkegaard
Wut, manchmal auch Hass, gehört zur psychischen Ablösung im Trennungsprozess dazu. Weinen wir vor oder in der Wut, spüren wir die schmerzhafte Erfahrung oder auch die Trauer, die hinter der Wut verborgen ist. Auch beim Tod eines nahestehenden Menschen erleben wir nicht nur Trauer, sondern hin und wieder Zorn – Zorn auf die Unbarmherzigkeit des Schicksals, auf Gott, auf die Ärzte, die nicht alles versucht haben, auch auf den Verstorbenen selbst, der uns allein gelassen hat. Der Zorn ist meistens jedoch kurzfristig und geringer als die Verzweiflung über die Endgültigkeit.
Wut ist hilfreich, um uns aus Zuständen der Angst, Hilflosigkeit und Trauer herauszuholen. In der gesunden Wut erleben wir uns nicht mehr ausgeliefert, sondern energievoll und handlungsfähig. Wir wollen uns wehren, und plötzlich fallen uns alle negativen Seiten des anderen ein. Sind wir für den anderen nicht mehr liebenswert, ist er es für uns auch nicht mehr, also ist er ›böse‹. So bauen wir vorübergehend ein Feindbild auf, ganz im Sinne der Aussage von Sartre, dass die Hölle immer die anderen sind. Bei der ›Trennungswut‹ stehen die Kränkungsgefühle im Vordergrund sowie die Verzweiflung und Ohnmacht, sich nicht gegen die Entscheidung des anderen wehren zu können. »Ich fühle mich weggeworfen wie ein nasser Putzlumpen« … »Ich fühle mich total wertlos …«
Auch Neid- und Rachegefühle können in dieser Zeit auftauchen, besonders dann, wenn derjenige, der gegangen ist, schon einen neuen Partner hat. Wir erleben es als ungerecht, wenn die Vorteilschancen nach der Trennung ungleich sind. Das betrifft nicht nur die ›neue Liebe‹ des Verlassenden, sondern auch finanzielle Ungleichheiten und die zu Recht befürchtete Verschlechterung der Lebenssituation. Diejenigen, die starke Wut- und Rachegefühle gegen den Partner entwickeln, wehren sich gegen den erlebten Schmerz mit Angriff. Indem sie diesen in der Wut innerlich wegstoßen , entwickeln sie psychische Aktivität und Abstand zum verloren gegangenen Partner. Wut kann jedoch auch in Hass auf den Partner übergehen. Alles das, was früher geliebt wurde, wird nur noch gehasst. Es scheint so, als ob nichts Gutes mehr übrig bleibt und jemals vorhanden war. Der Hass löscht im Erleben die Liebe aus. Richtet man in dieser Phase den Hass auf den
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