Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Schmerz und dass Sie ihm wehgetan haben, aushalten. Es reicht, wenn Sie Verständnis für die emotionale Ausnahmesituation Ihres Partners aufbringen, Ihre Abgrenzung wahren und in dieser Zeit keine weitreichenden Entscheidungen fordern. Selbstverständlich steht es Ihnen beiden jederzeit zu, sich aus Situationen zurückzuziehen, die Ihnen zu emotional werden oder in denen Sie sich angegriffen fühlen. Sie haben das Recht, sich zu wehren oder für Sie unerträgliche Situationen zu beenden. Vermeiden Sie jedoch, auf Angriff mit Gegenangriff zu reagieren, sonst geraten Sie in eine Machtkampfspirale, die Sie möglicherweise aus früheren Zeiten kennen. Versuchen Sie, in der Defensive zu bleiben und Ihre berechtigten Interessen zu einem späteren Zeitpunkt deutlich zu machen. Sie sollten diese in emotional aufgeladenen Zeiten nicht als ›Kampfmittel‹ benutzen. Seien Sie in emotional ruhigeren Zeiten bereit, mögliche Fragen Ihres Partners bezüglich der Trennung und deren Folgen, so gut es für Sie geht, zu beantworten. Benennen Sie Ihre eigenen Interessen bezüglich Ihrer eigenständigen Zukunft. Sie können jetzt schon den weiteren Verlauf des Trennungsgeschehens mehr in Richtung Fairness oder Eskalation mitgestalten. Geben Sie sich selbst und Ihrem Partner/ Ihrer Partnerin Zeit für den emotionalen Abschiedsprozess.
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Menschen, die unfreiwillig, unvorhergesehen oder zum für sie falschen Zeitpunkt ihre Beziehung aufgeben müssen, tendieren in dieser Phase zu polarisierenden Gefühlen und Verhaltensweisen. Es ist eine psychische Schwerstarbeit, die Realität der Trennung wahrzunehmen. So schwer es ist, das emotionale Chaos von heftigen und widersprüchlichen Gefühlen zuzulassen, so unvermeidlich ist es, um sich wirklich zu trennen und sich an das Leben ohne den Partner zu gewöhnen sowie letztendlich die emotionale Energie abzuziehen und in andere Beziehungen zu investieren.
▶▶ Beispiel: Es liegt nur an dir
Frau D. beginnt eine Einzeltherapie, da sie, seitdem die Kinder aus dem Haus sind, zunehmend unter depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen und Verlustängsten leidet. Eine zuvor durch sie eingeleitete Eheberatung scheitert an der Bereitschaft des Mannes, der die Symptome und Behandlungsbedürftigkeit bei seiner Frau sieht. Frau D. übernimmt die »Symptomzuschreibung« ihres Mannes und beginnt an sich und »für die Beziehung zu arbeiten«. Kurze Zeit später verlässt Herr D. »wie aus heiterem Himmel« seine Frau und zieht zu einer Arbeitskollegin. Frau D. fällt, wie sie sagt, »aus allen Wolken«, weint, schreit, tobt, klagt ihn an und ist verzweifelt. Sie spürt sich so intensiv, wie nie zuvor in ihrer Verzweiflung, aber auch in ihrer Wut und in ihrem »Überlebenswillen«. Herr D. »kennt seine Frau nicht mehr« und bricht den Kontakt gänzlich ab. »Er macht sich«, wie sie sagt, »feige vom Acker.« Sie »durchleidet« die erste Zeit und schließt sich einer Trennungsgruppe an. Sie entwickelt sich zu einer starken Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt. »Endlich bin ich erwachsen geworden.«
Je nachdem, wie unerwartet und verletzend die Trennung für Sie ist, werden Sie anfangs die Gründe für die Trennung mehr bei sich oder bei Ihrem Partner suchen. ›Unfreiwillig Getrennte‹ kreisen am Anfang mit ihren Gedanken oft hauptsächlich um die Frage: » Warum? « und »Was habe ich falsch gemacht?« In nächtelangen Grübeleien oder verzweifelten Anfragen oder Anklagen an den sich trennenden Partner werden Erklärungen gesucht. Zumeist vergebens. Nicht selten verweigern Trennungsaktive Erklärungen für ihre Entscheidung, entweder, weil sie meinen, genug geredet zu haben, oder weil sie sich vor lästigen Schuldzuweisungen und weiteren emotionalen Auseinandersetzungen scheuen. Sie gehen und lassen viele Fragen offen.
Vielleicht kennen Sie das; auch, wenn Sie erklärende Antworten bekommen, ist Ihre Fassungslosigkeit am Anfang der Trennung größer als ein wirkliches Verstehen. Gerade jetzt werden Sie wahrnehmen, wie nicht nur Ihre Gefühle, sondern auch Ihre Gedanken hin- und herwandern, kaum zu ordnen sind. Sie pendeln zwischen der Vergangenheit und der Zukunft: von den Liebeserinnerungen in der erstenZeit hin zu den Enttäuschungen, bis zur Trennung und in die nicht vorstellbare Zukunft, gefolgt von Ängsten, was auf Sie zukommt und ob Sie jemals wieder einen neuen Partner finden werden. Sie sind sicher, dass Sie immer allein bleiben werden und alles schlimm enden wird. Sie » malen schwarz
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