Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
Vom Netzwerk:
spürbar wird und wieder nachlässt. Finden Sie ein Schlusswort oder einen kurzen Schlusssatz für diese Übung. Schreiben Sie diesen in Ihr Tagebuch und widmen Sie sich ganz bewusst einer anderen Tätigkeit. Sie können diese Übung immer dann wiederholen, wenn Ihre Wutgefühle Sie hindern, sich anderen Gefühlen oder Tätigkeiten zu widmen. Sie werden Veränderungen in Ihren Gedanken und Gefühlen bemerken. Auch die Schlussworte werden nicht immer die gleichen bleiben.
    Unverarbeitete Wut und Verletzung blockieren eine sachliche und vernünftige Auseinandersetzung über die Trennungsfolgen. Das wirkt sich negativ aus auf:
    → die seelische und körperliche Gesundheit
    → die emotionale Befindlichkeit der Kinder
    → die Erarbeitung kindgerechter Umgangsregelungen
    → die finanzielle Einigung und andere Vereinbarungen
    → die Trauerarbeit und die emotionale Ablösung.
    Befindet sich derjenige, der verlassen worden ist, in einer emotionalen und/oder finanziellen Abhängigkeit, verstärken sich Enttäuschung und Verletzungsgefühle. Es ist verständlich, aber riskant, der eigenen Ohnmacht auf der Ebene der Umgangsregelung und FinanzenAusgleich zu verschaffen. Wird derjenige, der die Trennung initiiert hat, unter Duck gesetzt, fühlt er sich in der Entscheidung, einen »unmöglichen und mit Erpressung arbeitenden Menschen« zu verlassen, bestätigt und reagiert mit Gegendruck. Beide riskieren, die Möglichkeit einer fairen Trennung zu verspielen. Faire Trennungen haben dann eine Chance, wenn derjenige, der sich trennt, den anderen rechtzeitig informiert und ihm die Chance gibt, sich vorzubereiten. Andererseits ist es auf der Seite des Verlassenen wichtig, die emotionale Verletzung zu bearbeiten und von den Trennungsfolgen abzutrennen. Das bedeutet zum Beispiel, die Finanzen fair zu trennen und keinen Alleinanspruch auf die gemeinsamen Kinder zu deklarieren.
    Wird die notwendige, gesunde Wut bei einem Trennungsverlust verdrängt oder abgespalten, kann es zu anhaltenden depressiven Reaktionen kommen. Gerade Menschen, die in ihren Aggressionen gehemmt sind und dazu eine strenge moralische Über-Ich-Instanz in sich tragen, überspringen häufig die Phase des Protests und der Auflehnung. Dadurch sind sie gefährdet, nach dem Verlust des Partners eine anhaltende depressive Entwicklung zu nehmen. Die Wut wird nach innen gelenkt. Sie äußert sich verkleidet in Selbstanklagen und Schuldgefühlen, da sich derjenige allein für das Scheitern der Beziehung verantwortlich macht. Fragen wie » Was habe ich nur falsch gemacht?« und »Warum habe ich mich nur so verhalten?« … »Hätte ich nur …« entwickeln sich zu Endlosschleifen und bleiben unbeantwortet. In der Depression nach einem Trennungsverlust werden die eigene Person und das eigene Leben negativ, manchmal als nicht mehr schützenswert, erlebt (Suizidgefährdung). Der Betroffene kann nicht weinen, keine Freude und keinen Ärger spüren. Er erlebt sich innerlich » wie erstarrt «, manchmal wie » tot «.

    Trauer und Schmerz
    »Lassen Sie mich noch etwas über die Trauer sagen,
    die nach dem ersten, wortlosen, unmäßigen Schmerz folgt.
    Der Schmerz ist blind, die Trauer hingegen sehend, sie ist bestimmt
    durch das Erinnern, das Sich-Vergegenwärtigen des Menschen,
    dessen Nähe man wünschte, suchte, behalten wollte, dem man sich ganz
    geöffnet hat, den man liebte.«
    Timm 2003
    Einen Verlust zu betrauern, gibt uns die Freiheit, Gefühle auszudrücken, die wir normalerweise nicht zeigen würden. Trauer zeigt sich besonders im Weinen, was in unserer westlichen Gesellschaft – zumindest öffentlich – tabuisiert ist und vermieden wird. Manchmal lachen wir, obwohl uns zum Weinen zumute ist. Wir vermeiden, unsere Tränen zu zeigen, weil wir uns in dem Moment schwach und hilflos fühlen, obwohl wir um die erleichternde Wirkung wissen. Im Weinen spüren wir den Trennungsschmerz besonders stark, aber auch die allmähliche Lösung der damit verbundenen psychischen und körperlichen Spannung. Der Paartherapeut Krantzler meint: »Das Sterben einer Beziehung ist die erste Stufe in einem Prozess, in dem der Tod festgestellt, die Beziehung dann beweint und zu Grabe getragen wird, um der Selbsterneuerung den Weg zu bahnen.« (Krantzler 1984)
    Männer haben in unserem Kulturkreis noch weniger die ›Erlaubnis‹ und auch die Übung zu weinen als Frauen. Damit bleibt der innewohnenden Trauer vieler Männer der Ausdruck versagt. Es sei denn, sie werden völlig überraschend und

Weitere Kostenlose Bücher