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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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räusperte er sich.
    »Ausgezeichnet. Ich habe nämlich oft der Meinung Ausdruck verliehen, dass wir unsere jüdischen Besucher besonders willkommen heißen sollten.«
    »Tauchen denn auch andere Besucher auf?«, fragte Arkadi.
    Es gab eine Antwort - Fachleute für radioaktiv verseuchte Gebiete -, doch Martschenko bewahrte sein Lächeln, und als er die Pässe zurückgab, fügte er seine Karte hinzu.
    »Herr Brodsky, wenn Sie bitte meine Karte nehmen würden, mit meiner Dienststelle, Telefon- und Faxnummer. Wenn Sie mich vorher anrufen, kann ich eine viel bessere Unterkunft besorgen und eventuell einen Tagesbesuch für eine größere Gruppe organisieren, unter strenger Aufsicht, versteht sich, wegen der Strahlung. Der Spätsommer ist günstig. Erdbeerzeit.« Falls der Hauptmann von Jakow eine überschwängliche Antwort erwartet hatte, so sah er sich getäuscht. »Na, hoffen wir jedenfalls, dass der Regen vorbei ist und wir keine Arche Noah brauchen, stimmt’s? Meine Herren, es war mir ein Vergnügen. Renko, wollten Sie zufällig irgendwohin?«
    »Nein.«
    »Hätte mich auch gewundert.«
    Der Hauptmann stieg in den Wagen, und Bobby winkte ihm zum Abschied. »Arschloch.«
    »Bobby«, fragte Arkadi, »wie viele Pässe haben Sie eigentlich?«
    »Genug.«
    »Gut, denn das Gehirn des Hauptmanns ist wie ein Klolicht, das mal funktioniert und mal nicht. Diesmal hat es nicht funktioniert, aber vielleicht beim nächsten Mal, und dann wird er Sie mit Timofejew und mir in Verbindung bringen, Ihre Papiere überprüfen oder Oberst Oschogin anrufen. Er hat seine Nummer. Es wäre vielleicht ratsam, jetzt zu verschwinden.«
    »Wir warten noch. Übrigens, Noah war auch ein Arschloch.«
    »Wieso Noah?«, fragte Arkadi. Dies war eine ganz neue Anschuldigung.
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Hätte Noah denn etwas sagen sollen?«

Jakow erklärte. »Abraham diskutiert mit Gott darüber, dass er alle Bewohner von Sodom und Gomorrha töten will. Moses bittet Gott, nicht alle Anbeter des goldenen Kalbs zu vernichten. Aber Gott spricht zu Noah, er solle ein Boot bauen, weil er die ganze Welt überfluten wird, und was tut Noah? Er sagt kein Wort.«
    »Kein Wort«, wiederholte Bobby, »und rettete eine Minimalzahl. Was für ein Feigling.«
    Eigentlich war Eva zu den Panasenkos gefahren, um Roman zu untersuchen, doch bei dem Gewitter hatte die Kuh Reißaus genommen und den Gemüsegarten zertrampelt, und so versuchten sie und Maria gerade zu retten, was noch zu retten war, als Arkadi eintraf. Er half ihnen. Es war heiß und schwül, die feuchte Erde dampfte, und bei jedem Schritt roch es intensiv nach zerdrückter Minze oder Kamille.
    Das alte Paar hatte in schnurgeraden Reihen Rote Bete, Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Knoblauch und Dill gezogen, die alle zu den Notwendigkeiten des Leben gehörten, dazu Sellerie, Petersilie, Senf und Meerrettich, die dem Leben die Würze verliehen, und schließlich Büffelgras für Wodka und Mohn für Brot. Die Kuh hatte den Garten regelrecht umgepflügt. Das Wurzelgemüse musste wieder eingesetzt und das Blattgemüse geborgen werden. Wo Pfützen standen, zog Roman mit einer Hacke einen Abflussgraben.
    Maria trug ein Tuch um den Kopf und ein zweites um die Hüfte, in dem sie alles sammelte, was sie auflas. Eva hatte ihren Arztkittel und ihre Schuhe ausgezogen und arbeitete barfuß in T-Shirt und kurzen Hosen, ohne Halstuch. Arkadi schätzte sie auf Mitte Dreißig, aber sie war zierlich wie ein junges Mädchen.
    Sie arbeiteten in getrennten Reihen, gruben die Hände in den Schlamm, zogen das grüne Gemüse heraus und setzten das Wurzelgemüse wieder ein. Die Frauen arbeiteten schneller und effizienter. Die Nachbarinnen - Nina mit der Krücke, Olga mit der trüben Brille und Klara mit den Wikingerzöpfen - kamen herüber und sahen zu. Ihr Interesse und die Größe des Gartens ließen keinen Zweifel daran, dass Roman und Maria die gesamte Dorfbevölkerung ernährten. So wie sich Maria ins Zeug legte, hätte sie einen kleinen Zug hinter sich herziehen können. Sie lächelte zufrieden. Nur hin und wieder schaute sie von den rot geäderten Blättern einer roten Rübe auf, die sie gerade in der Hand hielt, und funkelte Roman an.
    »Bist du sicher, dass du den Kuhstall verriegelt hast? Sie hätte von Wölfen gefressen werden können. Die Wölfe hätten sie kriegen können.«
    Roman stellte sich taub, und Lydia, die Kuh, äugte durch eine Lücke zwischen den Latten der Stallwand. Die beiden kamen Arkadi wie zwei Betrunkene

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