Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
Vom Netzwerk:
der Ärztin zusammen sind, nehme ich an, dass es Ihnen gut geht. Ich habe mir Sorgen gemacht wegen Hulak.«
    »Haben Sie Boris Hulak gekannt?«
    »Er und mein Großvater haben am Telefon stundenlang über die Verräter hergezogen, die das Kraftwerk schlossen. Aber mein Großvater würde nie jemandem ernstlich wehtun.«
    »Das ist gut zu wissen.«
    Oxana wirkte erleichtert. Und wenn ein Mann, der eine Zugfahrt entfernt in einem Rollstuhl saß, keinen Überfall auf ihn plante, war auch Arkadi zufrieden.
    »Sehen Sie!« Sie deutete auf einen Storch, der über den Fluss glitt, begleitet von seinem Spiegelbild im Wasser.
    »Wie Sie. Sie kommen und gehen auch einfach.«
    Oxana zuckte mit den Schultern und lächelte. In puncto Unergründlichkeit hatte ihr Mona Lisa nichts voraus.
    »Erinnern Sie sich an einen Anton Obodowski?«, fragte Arkadi. »Ein großer Mann Mitte dreißig. Hat früher mal geboxt.«
    Ihr Lächeln wurde breiter.
    Arkadi versuchte es mit einer leichteren Frage. »Wo finde ich die Woropais?«
     
    Dymtrus Woropai skatete in einer Straße mit leer stehenden Häusern, rollte auf seinen Inlinern rückwärts, seitwärts und vorwärts und bugsierte dabei mit einem Eishockeystock einen Gummiball um Schlaglöcher und Grasbüschel herum. Sein blondes Haar war gerade so lang, dass es vom Luftzug gehoben wurde, und seine Augen waren auf den kullernden Ball gerichtet. Er bemerkte Arkadi erst, als er nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt stand. Er preschte sofort vor und holte mit dem Stock aus, und Arkadi warf den Mülleimerdeckel, den er hinter seinem Rücken versteckt hatte. Der Deckel traf Dymtrus am Fußknöchel, und er schlug der Länge nach hin. Arkadi stellte ihm einen Fuß ins Genick und drückte ihn zu Boden.
    »Ich möchte mit Katamai sprechen«, sagte Arkadi. »Sie können meinen Stock in den Arsch haben.« Arkadi beugte sich hinunter. Er hatte vor dem stämmigen Dymtrus Woropai Angst, und gegen Angst gab es manchmal nur ein Mittel. »Wo ist Katamai?«
    »Leck mich.«
    »Atmen Sie gern?« Arkadi drückte seinen Absatz gegen Woropais Adamsapfel.
    »Haben Sie eine Kanone?« Woropai verdrehte die Augen, um es festzustellen.
    Arkadi zog ihm die Pistole aus dem Holster, eine Neun-Millimeter-Makarow, Milizausführung. »Jetzt schon.«
    »Sie werden nicht schießen.«
    »Schauen Sie sich um. Wie viele Zeugen sehen Sie?«
    »Scheiß drauf.«
    »Ich wette, Ihr Bruder ist es Leid, Ihr Bruder zu sein. Ich glaube, es wird Zeit, dass er auf eigenen Beinen steht.« Arkadi entsicherte die Waffe und drückte Dymtrus, um überzeugender zu wirken, die Mündung an den Kopf.
    »Warten Sie. Scheiße. Was für ein Katamai?«
    »Ihr Freund und Mannschaftskamerad, Ihr Milizkollege Karel Katamai. Er hat den Russen am Friedhof gefunden. Ich möchte mit ihm reden.«
    »Er wird vermisst.«
    »Nicht von jedem. Ich habe mit seinem Großvater gesprochen, und wenig später spielen zwei Schläger, Sie und Ihr Bruder, Hockey mit meinem Kopf.«
    »Worüber wollen Sie reden?«
    »Nur über den Russen, sonst nichts.«
    »Lassen Sie mich aufstehen.«
    »Geben Sie mir einen Grund.« Arkadi beschleunigte die Entscheidungsfindung durch eine Gewichtsverlagerung. »Also gut! Ich will sehen, was ich tun kann.«
    »Ich möchte, dass Sie mich zu ihm bringen.«
    »Er wird Sie anrufen.«
    »Nichts da, ein persönliches Treffen.«
    »Ich kriege keine Luft.«
    »Ein persönliches Treffen. Arrangieren Sie das, sonst komme ich und schieße Ihnen ins Knie. Dann werden wir sehen, wie Sie skaten.« Arkadi drückte ein letztes Mal, bevor er den Fuß wegnahm.
    Dymtrus setzte sich auf und rieb sich den Nacken. Er hatte kleine Augen, und sein Gesicht wölbte sich wie das Blatt einer Schaufel. »Scheiße.«
    Arkadi gab ihm seine Handynummer, und da er das Gefühl hatte, dass es Dymtrus in den Fäusten juckte, schob er die Bemerkung nach: »Sie sind kein schlechter Skater.«
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Ich habe Sie trainieren sehen. Eis ist Ihnen lieber, oder?«
    »Ja und?«
    »Ich wette, Sie sind zu gut für die hiesige Liga.«
    »Na und wenn schon?«
    »Nur eine Feststellung.«
    Dymtrus strich sich das Haar zurück. »Was verstehen Sie denn von Eishockey?«
    »Nicht viel. Ich kenne ein paar Leute.«
    »Wen denn zum Beispiel?«
    »Wayne Gretzky.« Arkadi hatte von Wayne Gretzky gehört.
    »Den kennen Sie? Scheiße! Glauben Sie vielleicht, der würde jemals hier runterkommen?«
    »Nach Tschernobyl? Nein. Sie müssten nach Moskau.«
    »Und dort

Weitere Kostenlose Bücher