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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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könnte ich ihn treffen?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Aber es wäre möglich? Ich bin groß und schnell, und ich gehe über Leichen.«
    »Das ist eine unschlagbare Kombination.«
    »Es wäre also möglich?«
    »Mal sehen.«
    Ein positiver gestimmter Dymtrus stand auf. »Okay, mal sehen. Könnte ich meine Pistole wiederhaben?«
    »Nein. Die ist meine Sicherheit. Wenn ich mit Katamai gesprochen habe, bekommen Sie die Waffe zurück.«
    »Und wenn ich sie brauche?«
    »Halten Sie sich Ärger vom Hals.«
     
    Seinerseits besser gelaunt, fuhr Arkadi zum Cafe, wo er Bobby Hoffman und Jakow antraf.
    »Ich hab’s ausgerechnet«, sagte Bobby zu Arkadi. »Wenn Jakows Vater hier war, als die Fähre mit den Juden versenkt wurde, und das war 1919 oder 1920, dann ist Jakow um die Achtzig. Ich wusste nicht, dass er so alt ist.«
    »Anscheinend versteht er etwas von seinem Metier.«
    »Er kennt alle Tricks. Aber wenn man ihn so ansieht, denkt man, alles, was der Mann will, ist in Tel Aviv am Strand sitzen, ein Nickerchen machen und sanft entschlafen. Wie fühlen Sie sich, Renko?«
    Jakow hob seinen Basiliskenblick. »Er ist in Ordnung.«
    »Ich bin in Ordnung«, wiederholte Arkadi. Und das war er auch, trotz einer Vielzahl blauer Flecke.
    Jakow war herausgeputzt wie ein Rentner, der ausgehen wollte, um Vögel zu füttern, aber Bobbys Gesicht war vom Schlafmangel ebenso gezeichnet wie seine Kleider, und seine Hand wirkte geschwollen.
    »Was ist passiert?«
    »Ein Bienenstich.« Bobby tat es mit einem Achselzucken ab.
    »Ich habe nichts gegen Bienen. Was Neues von Obodowski? Was treibt er in Kiew?«
    »Er tut genau das, was man von einem Mann seines Schlags erwarten würde, wenn er in seine Heimatstadt zurückkommt. Er protzt mit Geld und einer Frau.«
    »Der Zahnhygienikerin?«
    »Richtig. Wir sind nicht in Russland. Viktor und ich sind hier nicht befugt, ihn festzunehmen oder zu verhören.«
    »Ich will nicht, dass er verhört wird«, flüsterte Bobby. »Ich will seinen Tod. Das lässt sich überall bewerkstelligen. Ich bin hier in einer ganz prekären Lage. Und nichts geschieht. Meine beiden russischen Bullen trinken Tee und bummeln durch Einkaufspassagen. Ich liefere Ihnen Kusmitsch frei Haus, doch Sie wollen ihn nicht. Sie observieren Obodowski, dürfen ihn aber nicht anrühren. Deswegen werden Sie nicht bezahlt, weil Sie nichts leisten.«
    »Kaffee.« Jakow brachte Arkadi eine Tasse. Es gab keinen Kellner.
    »Und unser Jakow betet die ganze Nacht. Ölt sein Schießeisen und betet. Ihr seid vielleicht ein Paar.«
    »Gestern waren Sie geduldiger«, meinte Arkadi.
    »Heute mache ich mir vor Angst in die Hosen.«
    »Dann erzählen Sie mir, was Sie letztes Jahr hier gewollt haben.«
    »Das geht Sie nichts an.« Bobby lehnte sich aus dem Fenster. »Regen, Radioaktivität, undichte Dächer. Das macht mich fertig.«
    Ein Fahrzeug der Miliz rollte auf den Parkplatz neben Jakows verbeulten Nissan. Hauptmann Martschenko stieg aus, und zwar so langsam, wie Arkadi fand, als posierte er für ein Gemälde mit dem Titel Der Kosake im Morgengrauen. So manches war Martschenko nicht aufgefallen - eine aufgeschlitzte Kehle, mögliche Reifenspuren und Fußabdrücke an einem Tatort -, doch die neuesten Bewohner der Zone hatten seine Aufmerksamkeit erregt. Der Hauptmann betrat das Cafe und heuchelte beim Anblick Bobbys und der anderen freudige Überraschung wie ein Mann, der ein Lamm sieht und an Lammkoteletts denkt. Er kam geradewegs an den Tisch.
    »Was sehe ich, Besucher? Renko, bitte machen Sie mich mit Ihren Freunden bekannt.«
    Arkadi sah Bobby an und fragte ihn stumm, was für ein Name ihm genehm wäre.
    Jakow schaltete sich ein. »Ich bin Jitzhak Brodsky, und das ist mein Kollege Chaim Weitzman. Bitte, Herr Weitzman spricht nur Hebräisch und Englisch.«
    »Kein Ukrainisch? Nicht mal Russisch?«
    »Ich dolmetsche.«
    »Und Sie, Renko, sprechen Sie Hebräisch oder Englisch?«
    »Ein wenig Englisch.«
    »Das sieht Ihnen ähnlich«, sagte der Hauptmann, als wäre es ein Makel. »Freunde von Ihnen?«
    Arkadi improvisierte. »Weitzman ist der Freund eines Freundes. Er wusste, dass ich hier bin, aber er ist hergekommen, um das jüdische Grab zu besuchen.«
    »Und übernachtet nicht nur einmal, sondern zweimal, ohne die Miliz davon in Kenntnis zu setzen. Ich habe mit Vanko gesprochen.« Martschenko wandte sich an Jakow. »Dürfte ich um Ihre Papiere bitten?« Der Hauptmann studierte sie genau, um seine Autorität zu unterstreichen, dann

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