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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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endlosen Reihen verseuchter Fahrzeuge gemahnten an die hunderttausende Soldaten, die radioaktive Trümmer aufgespürt, weggeräumt und verladen hatten. Die Lastwagen waren hier. Wo waren die Männer?, fragte sich Arkadi. Niemand hatte verfolgt, was aus ihnen geworden war.
    »Zwei Fahrgäste«, sagte Arkadi. »Sie bringen Sie raus wie normale Kunden.«
    »Aber es sind keine normalen Kunden. Und alles, was vom Normalen abweicht, macht mich nervös.«
    »Ist es vielleicht normal, dass man radioaktiv verseuchte Autoteile verkauft?«
    »Schwach radioaktive.«
    »Steigen Sie aus, solange Sie noch wohlauf sind.«
    »Das könnte ich. Ich sollte die Früchte meiner Arbeit ernten und nicht auf einem Friedhof leben. Das Verhältnis zu Hauptmann Martschenko ist unerträglich geworden. Das Arschloch drängt ständig auf meine Entlassung.«
    »Hält er manchmal Ihren Transporter an?«
    »Das würde er nicht wagen. Ich habe da oben mehr Freunde als er, denn ich bin großzügig und verteile Geld unter die Leute. Genau besehen bin ich der Einzige in der Zone, der eine gute Sache laufen hat. Ich sitze hier wie die Made im Speck.«
    »Sie sitzen auf einer radioaktiven Müllkippe.«
    Bela zuckte mit den Schultern. »Warum sollte ich das für zwei Männer, die ich überhaupt nicht kenne, aufs Spiel setzen?«
    »Für fünfhundert Dollar, die Sie mit niemandem teilen müssen.«
    »Fünfhundert? Würden Sie ein Taxi aus Kiew kommen lassen, müssten Sie für Hin- und Rückfahrt, für zwei Leute und das Gepäck bezahlen. Hundert Dollar, locker. Aber Sie würden nicht an den Kontrollpunkten vorbeikommen.«
    »Was transportieren Sie heute?«
    »Einen Motorblock. Ich habe einen speziell ausgerüsteten Transporter, mit Notsitzen für die Kunden.«
    »Dann sind die beiden eben zwei Kunden, die mitfahren wie üblich.«
    »Aber ich wittere Verzweiflung. Verzweiflung bedeutet Risiko, und Risiko bedeutet Geld. Tausend für jeden.«
    »Fünfhundert für beide. Sie fahren die Strecke so oder so. Die eigentliche Frage ist, ob Sie überhaupt zurückkommen sollen.«
    Bela breitete die Arme aus. Seine Kettchen und Anhänger klimperten. »Sehen Sie sich um. Ich habe noch tausende Autoteile zu verkaufen.«
    »Weil Ihnen die Haare ausgehen. Werfen Sie mal einen Blick in den Spiegel.«
    Bela fasste an seinen Haaransatz. »Sie Witzbold. Fast wäre ich drauf reingefallen.«
    Arkadi zuckte mit den Schultern. »Und die Manneskraft ist normal?«
    »Ja doch!«
    »Fünfhundert, wenn Sie die zwei nach Kiew bringen. Für eine Dienstleistung, die normalerweise im Preis inbegriffen ist. Eine Hälfte bei der Abfahrt, die andere bei der Ankunft. Und die Abfahrt sofort.«
    »Sofort? Wir bauen den Motor gerade aus, und das dauert noch.« Bela blickte in den Außenspiegel eines Wagens.
    »Einen trockenen Mund?«
    »Das liegt am Staub, den der Wind ständig aufwirbelt.«
    »Sie müssen es ja wissen. Ich dachte mir nur, weil alle anderen hier doch turnusmäßig wechseln, nur Sie nicht. Ich möchte nicht erleben, wie Sie in der einen Hand einen Sack Geld und in der anderen einen Infusionsschlauch halten.«
    »Sparen Sie sich Ihre Vorträge. Ich war schon Jahre hier, bevor Sie aufgekreuzt sind, Chef.« Bela klopfte sich den Staub von den Ärmeln.
    »Meine Rede.«
    »Themenwechsel.«
    Sie bogen um eine Ecke in eine Gasse mit schweren Lastwagen. In hundert Lkw-Fenstern löste sich eine orangefarbene Sonne von der Erde, so wie ein Regentropfen auftrifft und zerplatzt, nur umgekehrt. Auf halber Strecke die Gasse hinunter sprühten Funken.
    »Fünfhundert.« Bela fasste wieder an sein Haar.
    »Ich kann feilschen nicht ausstehen«, sagte Arkadi. »Aber wie wär’s damit? Sie machen Ihre Bürste sauber und kämmen sich anschließend die Haare. Wir fangen bei fünftausend an. Nein, bei zehntausend, und für jedes neue Haar in der Bürste ziehen wir tausend ab.«
    »Dann würde ja nichts für mich übrig bleiben.«
    »Und wir haben noch gar nicht darüber gesprochen, dass Sie hier einen illegalen Handel mit Staatseigentum betreiben.«
    »Die Sachen sind verseucht.«
    »Bela, das ist kein strafmildernder Umstand.«
    »Was geht Sie das überhaupt an? Das ist ukrainisches Eigentum. Und Sie sind Russe.«
    »Ich lasse den Laden dichtmachen.«
    »Ich haben Ihnen vertraut.«
    »Nehmen Sie es nicht persönlich.«
    »Fünfhundert.«
    »Abgemacht.«
    Um den Ausbau stärker verstrahlter Motoren zu verhindern, waren die Kühlerhauben einiger Laster zugeschweißt worden. Belas Leute, die Schutzmasken

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