Treue Genossen
um in einer Mordsache zu ermitteln. Schön, ermitteln Sie. Fragen Sie, was Sie wollen. Aber lassen Sie die Finger von Eva. Um Eva kümmere ich mich. Sie braucht jemanden, auf den Verlass, der auch morgen und übermorgen noch da ist. Kehren Sie nach Moskau zurück, und niemand kommt zu Schaden.«
»Ich habe mich einsam gefühlt«, sagte Eva. Sie trat an das Fliegengitter. »Ich habe Alex angerufen und gebeten herüberzukommen. Es war meine Idee.«
»Alles?«
Sie wich seinem Blick aus.
»Genügt Ihnen das?«, fragte Alex. »Also, Sie haben hier nichts mehr verloren, klar? Wir können wieder Freunde werden. Wenn wir uns in Moskau auf der Straße begegnen, erinnern wir uns an die feuchtfröhliche Samogon-Party und tun so, als wünschten wir uns gegenseitig nur das Beste. Einverstanden?«
Alex war als Erster wieder auf den Beinen. Er steckte die Pistole, eine Neunmillimeter, hinten in seinen Gürtel. Arkadi erhob sich langsamer.
»Eine Frage noch.«
»Der Ermittler ermittelt wieder. Ausgezeichnet.«
»Wen haben sie angerufen?«
»Wer hat wen angerufen?«
»Bei der Samogon-Party haben Sie uns engagiert vorgespielt, wie die Techniker im Kontrollraum den Reaktor in die Luft jagten und dann Moskau benachrichtigen mussten. Wenn haben sie in Moskau angerufen?«
»Ist das Ihr Ernst? Was spielt das für eine Rolle?«
»Wen?«
»Eine ganze Reihe von Leuten wurde verständigt. Der Energieminister, der Direktor für Reaktorbau, der Gesundheitsminister, Gorbatschow, das Politbüro.«
»Aber wen haben sie angerufen? Irgendeine anerkannte Autorität, die mit Nuklearkatastrophen Erfahrungen aus erster Hand hatte. Ich glaube, die Techniker haben Felix Gerasimow angerufen, Ihren Vater.«
»Das ist eine Vermutung.«
»Es lässt sich nachprüfen.«
Alex schien ein breites Spektrum von Antworten zu erwägen. Beherrscht hob er Arkadis Motorrad auf und wischte den Schmutz vom Sattel. »Angenehme Heimreise, Renko. Passen Sie auf sich auf.«
Ein Gedanke schoss Arkadi durch den Kopf. »Sie sagten, Sie hätten eine Abmachung mit mir. Haben Sie auch eine Abmachung mit Eva?«
Alex lächelte, ertappt. »Ich habe gesagt, dass ich Ihnen nicht wehtun würde.«
Der gewaschene und abgebürstete Metalltorso des mit Gurten auf einer Palette festgezurrten Kamaz-V8 nahm praktisch den gesamten Innenraum des Lieferwagens ein, doch Bela verfrachtete Bobby und Jakow auf zwei Klappsitze in der Ecke, wo sie von der Straße aus nicht zu sehen waren. Ihre Taschen und ihren Laptop stopfte er unter den Motor.
»Nicht versteckt und trotzdem unsichtbar«, sagte Bela.
»Alles wird glatt gehen. Ich habe das schon hundertmal gemacht. Bei der Abfahrt schalte ich die Klimaanlage ein. Ich garantiere Ihnen eine angenehme Reise.«
Jakow behielt eine Hand an der Waffe unter seinem Jackett und lächelte wie ein Opa. Bobby saß zusammengekrümmt da, als brüte er über einer schwierigen Gleichung.
Arkadi begutachtete Belas Cds. »Ihre Tom-JonesSammlung?«
»Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«
Bobby raffte sich zu der Bemerkung auf: »Renko, Sie erinnern mich an einen Hund, den ich mal hatte. Er besaß nur ein Auge, drei Beine und keinen Schwanz. Er hieß Lucky. Sie sind genauso. Sie wissen nie, wann Sie aufhören müssen.«
»Wahrscheinlich nicht.« Arkadi rätselte darüber, ob es ein Kompliment war. »Ist Oschogin wirklich im Anmarsch?«
»Ich glaube schon.«
Jakow nickte. Na wunderbar, dachte Arkadi, die Paranoiker waren sich einig.
»Eins noch, Renko«, fuhr Bobby fort. »Sagen Sie mir, dass Sie bleiben, weil Sie herausgefunden haben, wer Pascha umgebracht hat. Sagen Sie, dass Sie dicht dran sind.«
Arkadi ließ seine Finger lügen: Er hielt Daumen und Zeigefinger einen Zentimeter voneinander entfernt und schob die Tür des Lieferwagens zu.
»Wo sind Sie?«, fragte Surin. »Ich habe Sie vor einer Stunde hier in meinem Büro erwartet.«
»Es tut mir Leid«, antwortete Arkadi, »aber der Flug war ausgebucht.«
»Nach Moskau?«
»Ja.«
»Wo sind Sie jetzt? Was ist das für ein Geschrei?«
»In der Maschine.« Arkadi war in Campbells Zimmer im Wohnheim. Der Professor selbst lag zusammengerollt in der Duschkabine, und im Fernseher lief ein Fußballspiel vom Band. Liverpool gegen Arsenal.
»Welche Flugnummer?«, fragte der Staatsanwalt. »Wann landen Sie in Moskau?«
»Könnte mich Oberst Oschogin abholen?«
»Nein.«
»Woher wollen Sie das wissen? Sie haben ihn ja nicht gefragt.«
»Ich bin mir sicher, dass er beschäftigt ist. Wann
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