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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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landen Sie?«
    »Gerade kommt die Durchsage, dass wir die Handys ausschalten sollen.«
    »Wie können Sie …«
    Arkadi schaltete das Handy aus. Das war das Problem bei einer Politik der langen Leine, dachte er. Man wusste nie genau, ob der Hund noch dran hing oder nicht.
    Er konnte nur hoffen, dass er wenigstens eine Sache richtig gemacht und Bobby und Jakow sicher aus Tschernobyl herausgebracht hatte. Natürlich war das etwas anderes, als kleine Kinder aus einem brennenden Haus zu retten, doch er war fest entschlossen, auch kleine Erfolge zu feiern. Jakows Miene beim Abschied hätte der Anflug eines Lächelns sein können.
    Er räumte eine Ecke auf Campbells Schreibtisch frei und schrieb auf, was er über Timofejew wusste. Da war zunächst seine Beziehung zu Pascha Iwanow. Um sie kreiste alles. Dann die Parallelität ihres beruflichen Werdegangs, ihr miserabler Gesundheitszustand, ihre langsame Vergiftung, schließlich der Brief, von dem Timofejew bei Paschas Wohltätigkeitsveranstaltung gesprochen hatte, und der Umstand, dass Timofejews Leiche von einem, wie der Milizionär Karel Katamai behauptete, illegalen Bewohner der Zone entdeckt wurde. Alles war wie bei Iwanow, alles, bis auf den Tod. Und die einzige Person, die auf die gleiche ungewöhnliche Art erkrankt war wie die beiden, war eben jener Karel Katamai, der Schlüssel zu allem. Ein Mann, der wie ein Gespenst in den Wäldern lebte und sich zumindest tagsüber, wenn die Brüder Woropai Dienst hatten, in der Nähe des Pripjater Theaters verkroch.
    In den nächsten Stunden musste sich Arkadi versteckt halten, um Oberst Oschogin nicht über den Weg zu laufen. Oschogin würde bestimmt versuchen, alles, was er wusste, aus ihm herauszuquetschen, und Arkadi argwöhnte, dass ihm so etwas besondere Freude bereitete. Vorsichtshalber hatte er sein Motorrad in einem Holzhaufen hinter dem Wohnheim versteckt. Aber natürlich bestand die Möglichkeit, dass er sich alles nur einbildete.
    Vielleicht war Oschogin gar nicht auf dem Weg hierher, und die Dringlichkeit von Surins Befehlen verriet nur seine Erregung bei dem Gedanken, Arkadi bald wieder in seiner Nähe zu haben.
    Arkadi flößte dem schlappen Campbell ein Glas Wasser ein und verabreichte ihm eine lauwarme Dusche. Jeder anständige Gast hätte das getan.
    Viktor rief an. »Du hattest Recht, was das Reisebüro angeht. Anton und Galina haben einen Flug nach Marokko gebucht.«
    »Für wann?«, fragte Arkadi zerknirscht. Er hatte Anton völlig vergessen. Er stapfte zwischen den leeren Flaschen auf dem Fußboden hin und her.
    »Übermorgen. Ich habe die Inhaberin des Reisebüros auf dem Weg nach unten abgepasst und zu einem Kaffee eingeladen.«
    »Du hast die Inhaberin angequatscht?« Der neu ausstaffierte Viktor wirkte offenbar nicht so abschreckend wie der alte, dachte Arkadi.
    »Ja, ich habe die Inhaberin angequatscht. Hast du gewusst, dass es oft billiger ist, zu zweit zu reisen als allein?«
    »Du wirst mir langsam unheimlich.«
    »Aber das ist nicht alles. Wir tranken gerade unseren Kaffee, die Inhaberin des Reisebüros und ich, als Anton und Galina aus dem Haus kamen. Wohlgemerkt, nach der Reisebürotante. Sie konnten nur in der Zahnarztpraxis gewesen sein. Das kam mir merkwürdig vor. Wo war die Zahnärztin?«
    »Dr. Levinson?« Kein Spielwitz in Liverpool. Arkadi wechselte die Kassette. England gegen Holland. Aus den Neunzigerjahren. Ein Klassiker.
    »Genau. Ich habe die Telefonnummer angerufen, die auf ihrem Praxisschild steht, und eine Stimme vom Band hat mir mitgeteilt, dass sie morgen für einen Monat in Urlaub fährt. Es war eine süße, aber keine kultivierte Stimme. Ich wette, sie gehört unserer reizenden Galina. Ich mache mir Sorgen um die Zahnärztin.«
    »Warum?«
    »Weißt du, wo Anton von hier aus hingegangen ist? In eine Bank. Ich frage dich, seit wann geht Anton Obodowski in eine richtige Bank? Entweder er wäscht Geld, oder er kauft Diamanten. Aber er stellt sich nicht an einem Bankschalter an wie ein normaler Mensch. Da ist etwas im Busch.«
    »Was?«
    »Keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass er und Galina nichts unerledigt lassen, bevor sie nach Marokko fliegen. Alles andere würde mich von Galina enttäuschen.«
    »Wo ist Anton im Moment?« Das Fußballspiel war zu Ende.
    Arkadi merkte es daran, dass die britischen Fans auf der Tribüne Geländer herausrissen und auf die Polizisten unter ihnen schleuderten.
    »Als ich ihn und Galina zuletzt gesehen habe, sind sie in einem

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