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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Rohr schnitten, ferner aus Abstellräumen, in denen Bewohner Teppiche, Skier und Ähnliches aufbewahrten, und, ganz hinten, einer Ladebucht für Lastwagen. Jede Tür verfügte über eine Code-Tastatur und einen anderen Code.
    »Sie sollten sich an den Sicherheitsdienst von NoviRus wenden«, empfahl Kusnezow. »Das hier ist wie ein unterirdischer Bunker. Dort haben sie alles: Baupläne, Codes, den ganzen Kram.«
    »Gute Idee.« Der Sicherheitsdienst von NoviRus war der letzte Ort, wo Arkadi sein wollte. »Können Sie die Ladebucht öffnen?«
    Licht flutete herein, als das Tor nach oben glitt und den Blick auf eine Zufahrt freigab, die breit genug für einen Möbelwagen war. Müllcontainer reihten sich an einer Backsteinmauer. Sie bildete die Rückseite kleinerer und älterer Gebäude, die auf die Parallelstraße hinausgingen. Doch auch die Zufahrt wurde von Kameras überwacht, die in der Ladebucht, in der Arkadi und Kusnezow standen, und an den neuen Gebäuden links und rechts angebracht waren. Ein schwarz-grünes Motorrad stand unter einem Parkverbotsschild. Eine Kawasaki. Die Maschine erinnerte an eine Gottesanbeterin, und sie sah schnell aus.
    Der Portier verzog das Gesicht, und Arkadi fragte: »Ihre?«
    »Parken ist hier in der Gegend echt beschissen, und was tun Arschloch A und Arschloch B?« Kusnezow deutete mit dem Kopf in ihre Richtung. »Mal kriegt man einen Parkplatz, mal nicht, aber glauben Sie, die beiden lassen mich die Zufahrt benutzen? >Hier ist zu viel Betrieb, am Ende will jeder hier parken.< Entschuldigen Sie.« Er eilte zu dem Motorrad. Arkadi folgte ihm. Auf dem Sattel war ein Stück Pappe angebracht. Darauf stand: NICHT BERÜHREN! ICH BEOBACHTE SIE! Kusnezow borgte sich Arkadis Kugelschreiber und unterstrich das Wort »beobachte«. »Schon besser.«
    »Tolle Maschine.«
    »Früher habe ich eine Uralmoto gefahren«, erklärte Kusnezow, um Arkadi darüber zu informieren, wie weit er es im Leben gebracht hatte.
    Arkadi bemerkte neben der Ladebucht eine Pforte. Pforte und Bucht besaßen getrennte Code-Tastaturen.
    »Parkt hier überhaupt jemand?«
    »Wo denken Sie hin? Die Arschlöcher sind hinter jedem her.«
    »Und am Sonntag, als die Handwerker keinen Dienst hatten?«
    »Als nur die Rumpfbesetzung da war? Na ja, wir können nicht jedes Mal unseren Posten verlassen, wenn in der Zufahrt ein Wagen hält. Wir geben jedem zehn Minuten, dann jagen wir ihn fort.«
    »War das auch am Sonntag der Fall?«
    »Als Iwanow gesprungen ist? An dem Abend war ich nicht im Dienst.«
    »Verstehe, aber haben Sie oder Ihr Kollege während Ihrer Schicht in der Zufahrt etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    Kusnezow überlegte eine Weile. »Nein. Außerdem ist die Rückseite sonntags fest verschlossen. Da brauchen Sie schon eine Bombe, um reinzukommen.«
    »Oder den Code.«
    »Dann werden Sie immer noch von der Kamera erfasst. Wir würden es merken.«
    »Davon bin ich überzeugt. Waren Sie auf der Vorderseite?«
    »Unter dem Vordach, ja.«
    »Sind Leute aus und ein gegangen?«
    »Bewohner und Besucher.«
    »Hat jemand Salz dabeigehabt?«
    »Salz? Wieso Salz?«
    »Eine größere Menge.«
    »Nein.«
    »Hat Iwanow nicht Tag für Tag Salz mit nach Hause gebracht? Ist Salz aus seinem Aktenkoffer gerieselt?«
    »Nein.«
    »Wurden Lebensmittel und Salz angeliefert?«
    »Nein.«
    »Ich habe nur Salz im Kopf, stimmt’s?«
    »Ja«, kam gedehnt die Antwort. »Ich sollte etwas dagegen tun.«
    Der Arbat war eine Promenade für Straßenmusiker, Porträtzeichner und Souvenirstände, die Bernsteinketten, Matrjoschkas und nostalgische Stalin-Poster verkauften. Dr. Nowotnys Praxis lag über einem Internetcafe, und wie sie Arkadi erzählte, trug sie sich mit der Absicht, ihre Räumlichkeiten an eine Firma zu verkaufen, die hier ein griechisches Restaurant eröffnen wollte, und sich mit dem Geld zur Ruhe zu setzen. Arkadi gefiel die Praxis so, wie sie war, ein verschlafener Raum mit prallen Polstersesseln und Kandinsky-Drucken, leuchtenden Farbklecksen, die Windmühlen, Rotkehlchen oder Kühe hätten darstellen können. Die Psychotherapeutin war eine lebhafte Siebzigerin, ihr Gesicht eine runzlige Maske um strahlende dunkle Augen.
    »Ich habe Pascha Iwanow vor etwas mehr als einem Jahr kennen gelernt, in der ersten Maiwoche. Er kam mir vor wie ein typischer Vertreter unserer neuen Unternehmerschicht. Aggressiv, intelligent, anpassungsfähig, überhaupt nicht der Typ, der therapeutischen Beistand sucht. Sie schicken gern ihre Frauen oder

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