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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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auf.
    Nummer drei. Iwanow fährt mit dem Zug nach Leningrad. Frag mich nicht, wieso mit dem Zug. Unterwegs, du kennst das, sprüht jemand Betäubungsgas ins Abteil, um die Fahrgäste, normalerweise Touristen, auszurauben. Iwanow hat einen leichten Schlaf. Er wacht auf, sieht den Typ hereinkommen und erschießt ihn. Alle halten seine Reaktion für übertrieben, bis man ein Rasiermesser und ein Foto von Iwanow im Mantel des Toten findet. Auch er besaß wertlose Iwanow-Aktien.
    Anschlag Nummer vier, und das ist der beste. Iwanow ist mit Freunden in Südfrankreich. Sie rasen mit Jetbooten umher, wie das reiche Leute eben so tun. Hoffman klettert auf Iwanows Flitzer, und das Ding geht unter. Es kommt verkehrt herum wieder an die Oberfläche, und rate mal, was an der Unterseite klebt? Eine kleine Haftmine, kurz vorm Explodieren. Die französische Polizei lässt den Hafen räumen. Jetzt weißt du, warum russische Touristen einen so schlechten Ruf haben.«
    »Wer waren Iwanows Freunde?«
    »Leonid Maximow und Nikolai Kusmitsch, seine allerbesten Freunde. Und einer von ihnen hat wahrscheinlich versucht, ihn umzubringen.«
    »Gab es eine Untersuchung?«
    »Machst du Witze? Du weißt doch, wie groß unsere Chancen sind, einem dieser Herren auch nur guten Tag zu sagen. Die Sache liegt jetzt drei Jahre zurück, und seitdem ist nichts mehr passiert.«
    »Was ist mit den Fingerabdrücken?«
    »Die schlechteste Nachricht zum Schluss. Wir haben auf allen Gläsern welche gefunden. Aber nur von Iwanow, Timofejew, Surin und dem Mädchen.«
    »Was ist mit Paschas Handy? Er hatte immer eins bei sich.«
    »Fehlanzeige.«
    »Such das Handy. Sein Chauffeur sagt, dass er es dabeihatte.«
    »Und was tust du inzwischen?«
    »Oberst Oschogin ist zurück.«
    » Der Oberst Oschogin?«
    »Genau.«
    Viktor sah die Dinge plötzlich in einem anderen Licht. »Ich kümmere mich um das Handy.«
    »Der Sicherheitschef von NoviRus will sich mit mir beraten.«
    »Beraten? Er will deine Eier auf einen Zahnstocher spießen. Wenn Iwanow nicht gesprungen ist, wie steht Oschogin dann da? Hast du ihn schon mal ringen sehen? Ich habe ihn bei einem Turnier auf Republikebene erlebt. Er hat seinem Gegner den Arm gebrochen. Das Krachen war in der ganzen Halle zu hören. Selbst wenn wir das Handy finden, Oschogin wird es uns abnehmen. Er bekommt seine Befehle jetzt von Timofejew. Der König ist tot, lang lebe der König.« Viktor zündete sich eine Verdauungszigarette an. »Aber das mit der Firma hat was für sich. Ein Geschäftspartner hat nicht nur ein Motiv, sondern auch die Gelegenheit zum Mord. Eine perfekte Kombination. Da fällt mir ein, ich hab was für dich.« Viktor zückte eine Telefonkarte aus Plastik.
    »Was soll ich damit? Umsonst telefonieren?« Arkadi kannte Viktors seltsame Methoden, die Zeche zu teilen.
    »Nein. Das heißt, ich weiß es nicht, aber die Karte eignet sich hervorragend für …« Viktor ließ die Karte durch zwei Finger gleiten und verbog sie. »… Schlösser. Nicht wenn der Schließriegel ausgefahren ist, aber du wirst staunen. Ich selbst habe auch eine, und die ist für dich. Steck sie in deine Brieftasche.«
    »Fast wie bares Geld.«
    Zwei junge Männer ließen sich mit Ravioli am Nebentisch nieder. Sie trugen die Jacketts und schmalen Krawatten von Büroangestellten. Außerdem hatten sie die kahl geschorenen Schädel und schorfigen Fingerknöchel von Skinheads, was bedeuten konnte, dass sie tagsüber im Büro arbeiteten, nach Feierabend aber ein berauschendes, gewalttätiges Leben nach dem Vorbild von SA-Männern und britischen Hooligans führten.
    Einer der beiden funkelte Arkadi an und sagte: »Was glotzt du denn so? Bist du pervers oder was?«
    Viktor bekam glänzende Augen. »Zeig’s ihm, Arkadi. Los, mach den Blödmann fertig! Ich geb dir Rückendeckung.«
    »Nein, danke«, erwiderte Arkadi.
    »Verpass ihm eine Abreibung, zeig ihm, wo der Hammer hängt«, drängte Viktor. »Los, so darfst du nicht mit dir reden lassen. Gleich um die Ecke ist das Hauptquartier, du blamierst den ganzen Laden.«
    »Wenn er kneift, ist er eine Schwuchtel«, meinte der Skinhead.
    »Wenn du es nicht tust, tu ich es.« Viktor stemmte sich aus dem Stuhl.
    Arkadi zog ihn am Ärmel zurück. »Lass es gut sein.«
    »Du bist weich geworden, Arkadi, du hast dich verändert.«
    »Hoffentlich.«
    Nachdem Oschogin Arkadi einen Platz angeboten hatte, ließ er ihn erst einmal zappeln. Sein Büro war minimalistisch eingerichtet: Glasschreibtisch,

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