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Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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halbem Weg zwischen Beleidigung und Anbiederung.
    »Das Problem ist, dass ich Ihnen nicht glaube. Amerikaner würden weder einem Kriminellen wie Ihnen noch einem Ermittler wie mir trauen. NoviRus hat einen eigenen Sicherheitsdienst, dem auch ehemalige Kripoleute angehören. Sollen die doch ermitteln, die werden dafür bezahlt.«
    »Dafür bezahlt, die Firma zu schützen«, erwiderte Hoffman.
    »Gestern hieß das noch, Pascha zu schützen, heute Timofejew.
    Wie auch immer, jedenfalls ist Oberst Oschogin dafür zuständig, und der kann mich nicht ausstehen.«
    »Wenn Oschogin etwas gegen Sie hat, würde ich Ihnen dringend raten, ins nächste Flugzeug zu steigen, denn es nutzt niemandem, wenn Sie in Moskau bleiben.« Oschogins Antipathie sollte jeder zum Anlass für einen Tapetenwechsel nehmen, dachte Arkadi.
    »Erst wenn Sie ein paar Fragen gestellt haben. Monatelang waren Sie hinter Pascha und mir her. Jetzt können Sie einen anderen jagen.«
    »So einfach ist das nicht.«
    »Ein paar lächerliche Fragen, mehr verlange ich nicht.«
    Arkadi machte Viktor Platz, der ein Notizbuch aus seinem Aktenkoffer nahm, aufschlug und fragte: »Darf ich Sie Bobby nennen?« Er kaute auf dem Namen wie auf einem Bonbon herum. »Bobby, mit ein oder zwei Fragen wäre es nicht getan. Wir müssten mit jedem reden, der Pascha Iwanow gestern Abend gesehen hat, mit seinem Chauffeur, seinen Leibwächtern, dem Gebäudepersonal. Und wir müssten uns die Überwachungsbänder ansehen.«
    »Das würde Oschogin nicht gefallen.«
    Arkadi zuckte mit den Schultern. »Wenn es kein Selbstmord war, muss es eine Sicherheitslücke gegeben haben.«
    »Der Vollständigkeit halber müssten wir auch mit seinen Freunden sprechen«, meinte Viktor. »Die waren nicht hier.«
    »Sie kannten Iwanow. Seine Freunde und die Frauen, mit denen er etwas hatte, wie die, die gestern Abend hier war.«
    »Rina ist ein großes Kind. Künstlerisch veranlagt.«
    Viktor warf Arkadi einen viel sagenden Blick zu. Der Kriminalpolizist hatte einst eine Theorie namens »Fick die Witwe« entwickelt. Danach war der mutmaßliche Mörder unter denen zu suchen, die sich als Erste bemühten, die trauernde Gattin zu trösten. »Und seine Feinde.«
    »Jeder hat Feinde. Auch George Washington hatte Feinde.«
    »Nicht so viele wie Pascha«, erklärte Arkadi. »Es gab früher bereits Mordanschläge gegen ihn. Wir müssten nachprüfen, wer darin verwickelt war und wo die betreffenden Personen sich aufhalten. Es geht also nicht nur um einen zusätzlichen Tag oder ein paar Fragen mehr.«
    Viktor ließ eine Kippe in die Limonadenbüchse fallen. »Was der Chefinspektor wissen möchte: Werden Sie verschwinden, wenn wir etwas herausfinden? Werden Sie uns mit heruntergelassener Hose und blankem Hintern stehen lassen.«
    »Wenn ja«, sagte Arkadi, »möchte Ihnen mein Kollege raten, sich jetzt aus dem Staub zu machen. Bevor wir anfangen.«
    Bobby klammerte sich ans Sofa. »Ich bleibe hier.«
    »Wenn wir tatsächlich anfangen, gilt die Wohnung als möglicher Tatort, und dann müssen wir Sie als Erstes hier rausschaffen.«
    »Lass uns reden«, sagte Viktor zu Arkadi.
    Die beiden Männer zogen sich in den geräumigen weißen Flur zurück. Viktor zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch wie Sauerstoff ein. »Ich sterbe. Ich habe Herzbeschwerden, Lungenbeschwerden, Leberbeschwerden. Das Dumme ist nur, dass ich zu langsam sterbe. Früher war meine Rente noch was wert. Heute muss ich arbeiten, bis sie mich unter die Erde bringen. Neulich bin ich gerannt. Ich dachte, ich höre Kirchenglocken läuten. Es war meine Brust. Wodka und Tabak werden immer teurer. Aufs Essen kann ich verzichten. Fünfzehn italienische Pastasorten, aber wer kann sich die leisten? Habe ich also wirklich Lust, auf meine alten Tage für einen Wichser wie Bobby Hoffman den Leibwächter zu spielen? Genau dafür braucht er uns nämlich, als Leibwächter. Und er wird verschwinden, jawohl, er wird verschwinden, sobald er mehr Geld aus Timofejew herausgeholt hat. Er wird sich verdünnisieren, wenn wir ihn am dringendsten brauchen.«
    »Das hätte er schon längst tun können.«
    »Er treibt nur den Preis in die Höhe.«
    »Du hast gesagt, auf den Gläsern seien gute Fingerabdrücke. Vielleicht gibt es noch mehr.«
    »Arkadi, diese Leute sind anders. Jeder denkt nur an sich selbst. Iwanow ist tot? Gott sei Dank, den wären wir los.«
    »Dann glaubst du also nicht an Selbstmord?«, fragte Arkadi.
    »Was weiß ich? Wen kümmert’s? Früher

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