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Treue in Zeiten Der Pest

Treue in Zeiten Der Pest

Titel: Treue in Zeiten Der Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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schuldig. Und falls doch, hättet Ihr die Angelegenheit früher regeln sollen. Solange mein Gehilfe nicht in Freiheit ist, sei Euch nicht einmal der Anblick des Goldes gewährt.« Zornig schloss Henri seine Satteltasche und machte kehrt.
    »Aber, aber, guter Mann. Traut Ihr mir etwa nicht?«
    »Nun, wenn Ihr es unbedingt wissen wollt…«
    »Vergesst es, ich will Eure Antwort gar nicht erst nicht hören! Sie könnte unser Geschäft verderben. Lasst uns lieber gemeinsam überlegen, wie wir nun vorgehen wollen.«
    »Nun, das ist denkbar einfach, würde ich sagen. Mein Begleiter wird sofort freigelassen. Ihr stellt eine entsprechende Anweisung aus und leitet sie an Euren Kerkermeister weiter. In etwa einer halben Stunde steht Joshua ben Shimon hier neben mir, und Ihr könnt über den Inhalt dieser Tasche verfügen.«
    »Tja, wenn es wirklich so einfach wäre. Aber das ist es leider nicht. Auch mir sind Grenzen gesetzt.«
    »Nun denn, dann sorgt dafür, dass Ihr diese Grenzen passieren könnt. Ruft mich, wenn es so weit ist. Ich warte in meiner Herberge auf Eure Entscheidung.«
    Mit einem Ruck machte Henri kehrt und steuerte auf den Ausgang zu. An der Tür angekommen, drehte Henri sich noch einmal um. »Und macht ja keinen Fehler, Bürgermeister. In Geschäften verstehe ich keinen Spaß. Und was ich Euch gestern schon sagte, gilt weiterhin: Wenn Joshua ben Shimon auch nur ein Haar gekrümmt wird, bevor ich ihn wiedersehe, werdet Ihr das bitter bereuen. Verlasst Euch darauf.«

 
    8
     
     
     
    Mai 1318. Brennende Schiffe
     
    Zur gleichen Stunde begab sich Uthman in den Wald. Nachts wurde es dort zu dieser Jahreszeit oft noch ziemlich kalt und feucht, aber tagsüber schickte die Sonne sanfte, wärmende Strahlen zur Erde, die alle Kräuter erblühen ließ. Uthman wusste genau, was er suchte. Henri hatte, bevor sie sich trennten, gemeint, Joshuas Befreiung stünde zwar an erster Stelle, man müsse aber auch weiter gegen die Pest vorgehen. Und Uthman kannte Kräuter, die gegen die Seuche helfen sollten. Zumindest hatte er in gelehrten Büchern davon gelesen.
    Uthman trug stets ein Räucherpfännchen im Gepäck, das er nun gut würde gebrauchen können. Er würde die Kräuter darin verbrennen, um die schädlichen Pestmiasmen zu vertreiben. Riechäpfel hatte er schon aus dem Vorratskeller eines Klosters erhalten, und Joshua hatte unlängst etwas Krötenpulver hergestellt, aus dem er den notwendigen tierischen Zusatz zu der Kräutermischung gewinnen konnte.
    Viele Medici, das wusste Uthman, hielten nichts von Rezepten für Räucherwerk, Riechstoffe, Essenzen und Antidoten, sie befürworteten chirurgische Eingriffe. Sie wollten die Krankheit besiegen, indem sie die befallenen Körperstellen entfernten, das heißt, sie wollten die schwärzlichen Knoten, die sich am Körper der Erkrankten bildeten, aufschneiden oder aufbrennen. Diese Maßnahme schwächte die Befallenen jedoch meist über Gebühr, sie verloren viel Blut und starben oft an den Schmerzen der Prozedur.
    Die Kräutertherapie war sanfter. Uthman hatte davon aus den Schriften arabischer Medici erfahren, die er in Cordoba studiert hatte. Das Gemüt wurde durch die Kräuter angeregt, so sagten sie, und die Organe wurden gestärkt, vor allem das Herz, das Zentrum der menschlichen Kraft.
    Während er immer tiefer in den Wald eindrang, stieß Uthman auf Alraunewurzeln, Klee, Latwerge und Thymian. Neben diesen sammelte er Eichenblätter, Eschenzweige und Myrtenholz und etwas, das die Alchimisten canabis sativa nannten – ein ganz besonderes Gewächs, das den Geist erhellte und Heiterkeit hervorrief.
    Von nun an werde ich all unsere Speisen in einem Sud aus Mooskraut, Baumöl und Kampfer tränken, dachte der Sarazene. Ich werde alles sorgfältig zubereiten und hoffe, dass ich damit zu unserem Schutz beitrage.
    Uthman sammelte Himmeltau und Frauenmantel. Immer wieder schlugen ihm Zweige ins Gesicht. Er wusste, die besten Kräuter wuchsen, wie alle wirkungsvollen Mittel, stets an den geheimsten Stellen.
     
     
    Henri und Sean warteten, bis es dunkel wurde. Dann brachen sie auf. Sie verließen das Gasthaus durch einen Hinterausgang. Unter ihren Umhängen verbargen sie alle für das Ziel ihres Ausflugs nötigen Utensilien. Sie achteten darauf, sich im Schatten der Häuser zu halten, denn sie wollten sagen können, dass sie ihre Zimmer in der Herberge nie verlassen hatten.
    Auf ihrem Weg, der sie aus der Innenstadt hinausführte, kamen sie durch stillere Gassen. Hier kam ihnen

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