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Treuepunkte

Treuepunkte

Titel: Treuepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Bürgerhaus bittet? Investiert er nur in Frauen, die allein stehend sind? Hat er für Britta eine Ausnahme gemacht, schon allein wegen der Doppel-D-Auslage? »Ja – aber warum willst du das wissen?«, frage ich ein bisschen genervt zurück. »Das wirst du gleich sehen!«, sagt er und zeigt mir sein legendäres Lächeln. Zähne wie aus Hollywood. Gerade und perlweiß. »Komm, Schnidt, lass uns ein bisschen frische Luft schnappen«, säuselt er mir ins Ohr und steht auf. Frauen mit dem Nachnamen anzusprechen ist nicht unbedingt charmant, aber wie im Reflex stehe ich auch auf. Er packt mich an der Hand und wir gehen durch den Saal. Nicht nur Karolina guckt uns hinterher. Was auch immer er mir vor dem Bürgerhaus zeigen will, der Gang allein ist es wert. Im Klassenranking steige ich so in ungeahnte Höhen. Eine Frau, die Lukes Aufmerksamkeit erregt, ist etwas Besonderes. Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Schon deshalb genieße ich meinen Auftritt. Natürlich wäre es souveräner gewesen zu sagen: »Was soll ich mit dir vorm Bürgerhaus? Die Zeiten sind definitiv vorbei, dass ich darauf aus bin.« Aber ich schaffe es nicht. Draußen ist es dunkel und Luke zieht mich an sich. »Andrea«, sagt er, »ich habe dich immer gemocht.« »So«, sage ich nur und denke, »Wieso habe ich davon nie was gemerkt?« Immerhin hat er meinen Vornamen gebraucht. »Ich hätte da was, was alle begehren«, redet er weiter und klopft sich dabei auf die Hosentasche. Das
finde ich nun nicht mehr besonders charmant, sondern nur peinlich und eingebildet. Was soll dieses Klopfen? Mehr als ein Penis kann da wohl nicht drin sein in dieser Hose. Und ein Penis ist letztlich nicht mehr als ein Penis. Nicht, dass es keine Unterschiede gäbe, aber ein Mann, der so fixiert auf sein Teilchen ist, dass er wie ein Sechsjähriger permanent draufzeigt, ist ein armes Würstchen, egal was er für ein Würstchen hat. Jetzt wäre der Moment, sich umzudrehen und in den Saal zurückzugehen, aber er zieht mich noch näher zu sich heran. »Britta und ihr Mann sind dabei, vielleicht hätte dein Mann auch Lust, du kannst natürlich auch, wenn du magst – oder wir alle zusammen! Egal welches Spiel«, redet er auf mich ein, immer untermalt von diesem Hosentaschengefummel. Gott, wie ekelhaft! Bietet der mir gerade wahlweise einen Dreier an? Ist der schöne Luke bi? Warum hat mich Britta nicht gewarnt? Eigentlich müsste ich ihm eine scheuern. Das ist ja so ziemlich das unappetitlichste Angebot, das ich je bekommen habe. Warum eigentlich nicht? Ich mache es. Hole aus und knalle ihm ein paar. Eine herrliche Ohrfeige. Es macht patsch, ein richtig sattes Geräusch und ich habe das Gefühl, das hat er verdient. Nicht nur für seinen jetzigen Auftritt, sondern auch für all die Jahre der Ignoranz zuvor. Ich will zurück ins Bürgerhaus stürmen, aber er hält mich fest. »Sag mal, tickst du noch richtig, Schnidt?«, brüllt er mich an. »Sei froh, dass ich keine Tussen schlage, sonst würdest du hier nicht mehr auf beiden Beinen stehen, hast du einen Knall oder was?« Luke entpuppt sich als Superprolo. Na bravo. »Du ekelhafter Kerl«, schreie ich ihn an, »meinst, du könntest mich und meinen Mann noch dazu in die Kiste
zerren, da hast du dich aber getäuscht. Mein Mann ist ein ganz anderes Kaliber, als du es je sein wirst«, gerate ich vollends in Rage. »Wieso in die Kiste?«, fragt ein fassungslos guckender Luke.
    »Wieso sollte ich mit dir oder sogar deinem Mann ins Bett? Wenn ich mit dir in die Kiste wollte, hätte ich das längst erledigt.« Ich glaube, eine Ohrfeige ist definitiv zu wenig. Der braucht eine ordentliche Tracht Prügel. Leider habe ich keine Nahkampfausbildung. Überheblicher Drecksack! Wie demütigend! »Hätte ich mit dir in die Kiste gewollt, hätte ich das längst erledigt.« O Gott, ich hasse diesen Typ. Wie verblendet war ich all die Jahre? Jetzt müsste ich mir eigentlich selbst eine Ohrfeige geben. Oder besser mehrere. Was für ein Widerling! »Hat dir Britta nicht gesagt, was ich im Angebot habe?«, fragt er ein wenig ruhiger und zerrt an meinem Arm. »Lass mich los, du Arschloch!«, begebe ich mich auf sein sprachliches Niveau und zerre ebenfalls. »Es geht um WM -Karten. Ich habe ein Kontingent und du hättest welche kriegen können!«, herrscht er mich an und zieht ein Bündel aus seiner Hosentasche. Das setzt dem Ganzen die Krone auf. Der lockt mich vors Bürgerhaus und will mir nicht etwa an die Wäsche, sondern will mir WM -Karten

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