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Treuepunkte

Treuepunkte

Titel: Treuepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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verkaufen. »Britta, du Ratte, das hättest du mir wirklich sagen können.« Tut so, als wäre da wunder was gelaufen, dabei hat sie ihm Tickets abgekauft. Dieser Schmierlappen dealt mit WM -Tickets. Wo er die wohl her hat? »Für tausend Euro kannst du selbst beim Eröffnungsspiel Plätze kriegen«, wird er ein wenig freundlicher und lässt auch endlich meinen Arm los. »Steck sie dir sonst wohin«, kreische ich und nutze die Gelegenheit, ihn stehen zu lassen.
    Mit hochrotem Kopf komme ich zurück an den Tisch. Karolina hebt neugierig den Kopf und sieht mich nur fragend an. »Vergiss es«, sage ich nur und hoffe, das klingt nicht allzu unfreundlich. Irgendwie habe ich keine Lust, diese Geschichte zum Besten zu geben. Ich glaube, es ist definitiv Zeit, nach Hause zu gehen. Ingmar ist in der Zwischenzeit auch gegangen. Er muss morgen früh raus, erzählt mir Karolina. Mit seiner Privatmaschine nach New York fliegen. Ich habe mal wieder aufs falsche Pferd gesetzt, stehe mit windigen Arschlöchern vorm Bürgerhaus und Karolina macht fette Beute. Wir beschließen, uns bald mal wieder zu treffen. Sie bietet mir nochmal ihr Hundefutter zum Einkaufspreis an und ich gehe, natürlich ohne auch nur noch einen Blick auf Luke zu werfen. Dieser Mythos hat sich ein für alle Mal erledigt. Immerhin dafür war das Jahrgangstreffen gut.
     
    Christoph ist noch wach, als ich gegen ein Uhr nachts unser Haus betrete. »Und, wie war’s?«, fragt er freundlich, »Hast du Spaß gehabt?« Ich schäme mich. Allein für die Tatsache, dass ich mit einem Vollidiot vors Bürgerhaus gegangen bin. Dagegen ist die Ponchonummer geradezu lächerlich nichtig. Mist. Ich habe den Pipiponcho liegen lassen! »War ganz nett«, sage ich und erzähle ganz nebenbei, dass einer meiner Klassenkameraden Tickets für die WM hatte. »Super«, sagt Christoph, »das ist ja toll. Hast du welche bestellt?« Ich schüttle den Kopf. »Nee, du machst dir doch gar nicht viel aus Fußball«, antworte ich. Christoph ist entsetzt. » WM -Tickets sind der Knaller. Was meinst du, wie ich da in der Kanzlei hätte auftrumpfen können. Ruf den auf jeden Fall an, ich nehme
zwei Tickets. Egal für welches Spiel. Da kann ich den Langner einladen.« Lieber lasse ich mir ohne Narkose den Blinddarm rausschneiden, als Luke anzurufen, aber genau das kann ich schlecht Christoph erklären, ohne den Rest der unsäglichen Geschichte auszubreiten. »Ich versuche, ihn zu erreichen«, sage ich nur und verspreche, es gleich morgen zu tun. Außerdem werde ich nie wieder zu einem Jahrgangstreffen gehen. Demütigen kann ich mich auch anderweitig.
     
    Ich bin zwei Minuten zu spät am Kindergarten. Mark steht schon fertig angezogen gleich an der Tür. Wie ein kleiner, lebender Vorwurf. »Endlich, Mama«, sagt er und springt mir in die Arme. »Ich hatte wahnsinnig viel zu tun heute Morgen«, entschuldige ich mich bei der Kindergärtnerin für die Verspätung. Schließlich musste ich im Minutentakt meine diversen Telefone kontrollieren und mir das Hirn mit der Frage zermartern, wo mein Mann die Nacht verbracht hat. »Wie immer!«, sagt die nur und guckt mich streng an. Ich habe so was von keine Lust, mich weiter zu rechtfertigen, schnappe mir meinen Sohn und gehe. Jetzt ist es bereits früher Nachmittag und noch immer kein Lebenszeichen von meinem Mann. Der scheint ja richtig sauer zu sein. Oder er ist direkt bei Belle Michelle eingezogen und wird irgendwann nur nochmal vorbeischauen, um seine Klamotten abzuholen. Ich prüfe, kaum zu Hause angekommen, den Anrufbeantworter und meine Handy-Mailbox. Nichts. Nicht ein einziger Anruf. Keine Nachricht von Christoph. Auch sonst ruft er tagsüber eher selten an, aber wenigstens verbringt er normalerweise seine Nächte zu Hause.
    »Mama, heute ist doch Reiten«, erinnert mich meine Tochter, kaum dass sie die Haustür aufgerissen hat und bringt mich so zurück ins Hier und Jetzt. Stimmt. Einmal die Woche geht Claudia reiten, weil sie leider kein eigenes Pferd hat. Noch nicht mal ein Pony. Was natürlich an seelische Grausamkeit grenzt. Aber ich will kein Pony. Und ein Pferd schon gar nicht. Mal ganz abgesehen von den Kosten. Ich fürchte mich ein wenig vor Pferden. Sie sind groß und es heißt, sie seien nicht besonders schlau. Wie ich finde, eine eher unheilvolle Kombination. Außerdem: Ich kann nicht reiten, kenne mich mit der Pferdepflege nicht aus und habe auch keinerlei Lust, noch für ein weiteres Lebewesen die Verantwortung zu übernehmen. Ich sehe an

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