Treueschwur
selbst etwas Essen und Schlaf gönnen. Das Körperliche färbte unweigerlich auf das Seelische ab, und sie war im Augenblick körperlich so ausgelaugt wie schon seit langem nicht mehr.
Sie holte gerade ihr Gericht aus dem Ofen, als sie durch das halb geöffnete Fenster das ferne Geräusch von zersplitterndem Glas vernahm.
Sofort war Chivkyrie auf den Beinen, einen Blaster in der Hand. »Runter«, flüsterte er, als er sich vorsichtig auf das Fenster zubewegte.
Leia ignorierte ihn und ging stattdessen zur Tür, um das Licht auszuschalten. Als es in der Wohnung dunkel war, zog sie ihren Miniblaster aus der Tasche und gesellte sich zu Chivkyrie am Fenster.
In diesem Teil der Stadt gab es weniger Straßenlaternen als in den höherrangigen Gebieten. Aber das Licht reichte aus, um die beiden schemenhaften Gestalten auf dem Dach des dreigeschossigen Gebäudes auf der anderen Seite der breiten Seitengasse zu erkennen - sowie eine dritte Gestalt, die sich just in diesem Moment ihren Weg durch eins der dunklen Fenster in der dritten Etage bahnte.
»Einbrecher«, murmelte Chivkyrie, seine Stimme scharf vor Verachtung.
»Glaubt Ihr, dass irgendjemand zu Hause ist?«, fragte Leia.
»Unwahrscheinlich«, sagte Chivkyrie. »Das sind sicherlich die Quartiere der Mitarbeiter des Theaters eine Straße weiter, und das schließt erst in einer Stunde. Typisch für Feiglinge wie.«
»Wartet!«, sagte Leia und strengte ihre Augen an. Das Fenster, das zwei weiter neben dem lag, durch das der Einbrecher gerade eingestiegen war - hatten sich dort nicht eben die Vorhänge bewegt?
Sie bewegten sich wieder. Und dann teilten sie sich zu Leias Entsetzen, und ein kleines Adarianergesicht spähte ängstlich in die Nacht hinaus.
Leia steckte den Blaster wieder in ihre Tasche und zog das Fenster ganz auf. »Was macht Ihr da?«, wollte Chivkyrie wissen, mit Bestürzung in der Stimme.
»Da drinnen ist ein Kind«, erklärte Leia und lehnte sich aus dem Fenster. Unmittelbar unter ihr befand sich ein schmaler schmückender Sims, der etwa zwanzig Zentimeter über das steinerne Mauerwerk hinausragte und einmal um das Gebäude verlief. Von dort aus war es nicht weit bis zu einem Vorsprung unter den Fenstern im dritten Stock und dann zum Sims in der zweiten Etage und schließlich bis in die Gasse. Über ihr markierten ähnliche Simse den Weg nach oben zu den Fenstern im zehnten Stock. Die Steinfassade des Gebäudes selbst war alt und bröckelte ab, mit jeder Menge Spalten und Rillen, die sich ein erfahrener Kletterer mit dem richtigen Werkzeug vermutlich hervorragend zunutze machen konnte.
Aber Leia war nicht erfahren, sie hatte auch keine Kletterausrüstung, und selbst wenn sie welche gehabt hätte, damit hätte sie es nicht über den zwanzig Meter breiten Abgrund geschafft.
»Ihr solltet Euch nicht einmischen«, sagte Chivkyrie drängend und zupfte an ihrem Ärmel. »Wenn Patrouillengänger kommen.«
»Ich werde dieses Kind nicht sich selbst überlassen«, schnitt Leia ihm das Wort ab. »Ich weiß, wozu Einbrecher fähig sind, wenn ihnen plötzlich potentielle Zeugen gegenüberstehen.« Einen Meter links von ihrem Fenster führte ein dickes Plastikablaufrohr von der Regenrinne an der Dachkante hinab in die Gasse. In jeder Etage war das Rohr mit einer fadenscheinig aussehenden Halterung am Mauerwerk befestigt. Sie beugte sich nach draußen auf den Fenstersims, stützte sich auf dem Vorsprung ab und rüttelte an der Rohrleitung. Sie wackelte in ihrem Griff: die Halterungen waren gerade stark genug, um sie daran zu hindern, das Rohr einfach mit bloßen Händen loszureißen. Das Rohr selbst schien ziemlich stabil, mehr als dick genug, um ihr Gewicht zu tragen. Sie drehte sich zur Seite, zog erneut ihren Blaster und zielte auf die oberste Halterung.
»Prinzessin, ich flehe Euch an«, sagte Chivkyrie beinahe bettelnd. »Wenn die Patrouillengänger kommen, sind wir verloren. Und die Einbrecher könnten es ebenfalls hören.«
»Ich bezweifle, dass irgendwer in dieser Gegend Notiz von Blasterschüssen nimmt«, sagte Leia mit scharfer Zunge. »Oder sich darum kümmert.« Sie hielt den Atem an, zielte sorgsam am Lauf entlang und drückte den Abzug.
In der relativen Stille der Nacht klang der Blasterschuss doppelt so laut wie gewöhnlich. Das Echo, das von den Gebäuden ringsum widerhallte, übertönte beinahe das leise Klappern, mit dem die Überbleibsel der zertrümmerten Halterung auf den Fenstersims prasselten. Sie senkte die Mündung ein wenig und
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