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Treueschwur

Treueschwur

Titel: Treueschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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zerschoss die nächste Halterung, um sich auf diese Weise bis zu der in ihrer eigenen vierten Etage hinabzuarbeiten.
    Sie war vielleicht keine besonders gute Tabcafe-Kellnerin, dachte sie mit einem Anflug freudloser Genugtuung, aber was ihre Schießkünste anging, konnte sie es mit den Besten aufnehmen.
    Aus dem Augenwinkel heraus hatte sie bemerkt, dass Chivkyrie bei jedem Schuss zusammengezuckt war. »Und nun?«, wollte er wissen, als sich von neuem Stille über das Viertel senkte.
    Leia runzelte die Stirn. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass das eine sehr gute Frage war. Ihr Plan hatte darin bestanden, die Halterungen wegzuschießen und die Rohrleitung am Verbindungsgelenk direkt über dem Sims im vierten Stock umzuknicken, um das Ende auf dem anderen Dach zu platzieren und dann zu der Stelle runterzurutschen, wo sie die Konfrontation mit den Einbrechern suchen würde. Aber nun wurde ihr mit Verspätung klar, dass sie, wenn sie das Rohr hinunterglitt, eine perfekte Zielscheibe für die beiden Komplizen abgab, die auf dem anderen Dach warteten.
    Und selbst, wenn sie Leia nicht erschossen, was dann? Wenn sie es schaffte, das Kind zu retten und sie davonzujagen, wie sollte sie dann wieder zurück in ihr Zimmer gelangen? Indem sie wie ein draufgängerischer Bühnenakrobat das Rohr nach oben lief?
    In ihrer Müdigkeit hatte sie die Sache nicht richtig durchdacht, und leider war keine Zeit mehr, sich alles noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Das Kind schwebte in Gefahr, und sich hinüber zu dem anderen Gebäude zu begeben war nach wie vor die einzige Möglichkeit, ihm zu helfen. Leia lehnte sich erneut aus dem Fenster und packte das Rohr.
    »Wartet!«, rief Chivkyrie und ergriff ihr Bein. »Seht - sie machen sich aus dem Staub.«
    Tatsächlich war der Einbrecher, den Leia durch das Fenster hatte einsteigen sehen, wiederaufgetaucht und kletterte mit halsbrecherischem Tempo seine Seile hoch. Über ihm half einer seiner beiden Komplizen dabei, ihn hochzuziehen, während der andere verzweifelt ihre Ausrüstung in einen dunklen Schultersack stopfte. »Ich schätze, sie nehmen Schüsse in dieser Gegend doch zur Kenntnis«, kommentierte Leia.
    »Eure Schüsse haben vermutlich das gesamte Viertel alarmiert«, sagte Chivkyrie und klang, als wüsste er nicht recht, ob er erfreut oder besorgt sein sollte. »Die Einbrecher wurden dadurch eingeschüchtert.«
    Leia sah wieder auf das Fenster mit dem Vorhang. Gewiss war dem Einbrecher keine Zeit geblieben, dem Jungen etwas anzutun.
    Und dann teilten sich die Vorhänge, und das Gesicht des Kindes schaute einmal mehr nervös nach draußen.
    Leia atmete mit einem erleichterten Schnaufen aus und schenkte dem Kind ein ermutigendes Lächeln, auch wenn sie bezweifelte, dass der Junge in der Dunkelheit ihren Gesichtsausdruck ausmachen konnte. Als sie wieder hoch zum Dach schaute, sah sie, wie das Einbrechertrio über das niedrige Geländer rüber zum nächsten Gebäude sprang und weiter den Block entlanghastete, bis sie schließlich außer Sicht gerieten.
    »Bitte, kommt herein!« Chivkyrie zupfte wieder an ihrem Bein. »Bevor noch jemand anderes Euch sieht.«
    Einen Moment später war Leia wieder im Zimmer.
    »Das, was Ihr getan habt, war tapfer und ehrenvoll«, sagte er, als er das Fenster hinter ihr schloss. »Hoffen wir, dass es im Gegenzug nicht den Untergang für uns bedeutet.«
    »Schon möglich«, räumte Leia ein, durchquerte den Raum und schaltete das Licht wieder an. »Aber ich musste es einfach, tun. Der Grund, warum die Rebellenallianz existiert, ist der, die Galaxis von Tyrannei zu befreien. Die Angst vor Gewalttätern und Gesetzlosen ist nicht minder eine Tyrannei als die Erlasse aus dem Thronsaal des Imperators.«
    Sie schob den Blaster in ihre Tasche zurück und wandte sich wieder der Kochecke zu, »Aber hin und wieder«, fügte sie hinzu, »müssen selbst die Bewahrer der Freiheit etwas essen.«
    Zu Leias gelinder Überraschung kamen die Patrouillengänger in dieser Nacht nicht. Sie tauchten auch nicht am Morgen auf, noch warteten sie auf sie, als sie sich kurz vor Mittag im Tabcafe meldete, um ihre Schicht anzutreten.
    In den ersten paar Stunden machte ihr Herz jedes Mal einen Satz, wenn die Tür geöffnet wurde, gefolgt von einem vergleichbar kurzen Aufzucken von Erleichterung, wenn sich zeigte, dass es bloß ein weiterer Gast war. Es dauerte bis zum frühen Abend, als sich die Nachmittagsflaute legte - erst dann fiel ihr die subtile Veränderung im Verhalten der

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