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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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»Vielen Dank.« Ich zeigte auf meine Schuhe. »Die sind noch nicht eingelaufen.«
    Daniel lachte höflich und nickte verständnisvoll. »Kein Problem.«
    Ich tat, als wollte ich weitergehen, setzte dann aber einen Blick auf, als käme er mir irgendwie bekannt vor. »Sagen Sie, habe ich Sie nicht neulich am Jachthafen gesehen?« Quelle: Abschnitt 2a der Daniel-Miller-Biographie. Sein Boot ankert im Jachthafen von Marina del Rey.
    Daniels betrübte Miene erhellte sich ein wenig, und ein bescheidenes Lächeln umspielte seine Lippen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er vermutet, diese hübsche junge Lady legte es darauf an, ihn ein bisschen von seinen Problemen abzulenken und aufzumuntern.
    Was natürlich völlig ausgeschlossen war.
    »Schon möglich«, erwiderte er. »Da bin ich oft. Meine Jacht liegt dort unten.«
    Ich legte die Stirn in Falten und biss mir nachdenklich auf die makellose, mit schimmerndem Lipgloss überzogene Unterlippe, als müsste ich eine komplizierte Rechenaufgabe lösen. Als würde ich versuchen, mir etwas ins Gedächtnis zu rufen, das sich meiner Erinnerung hartnäckig entzog. Und dann fiel es mir plötzlich doch ein: » Die fünf Winde« , sagte ich und nickte stolz.
    Quelle: Abschnitt 2b der Daniel-Miller-Biographie. Sein Boot heißt Die fünf Winde.
    Das munterte ihn gleich noch mehr auf. »Genau! Sie kennen mein Boot?«
    Ich lächelte breit. »Aber natürlich! Ihre 2000 Morgan Classic sloop ist eine der schönsten Jachten da unten. Einundvierzig Fuß Gesamtlänge, Vier-Meter-Mast, Flossenkiel,
Skeghung-Ruder. Ich wette, damit können Sie fünfunddreißig Grad gegen den Wind segeln.«
    Quelle: Seite drei einer Broschüre über die Morgan Classic sloop electronic, erhältlich auf fast jeder Webseite zum Thema Segeljacht.
    Daniel nickte gebührend beeindruckt. »Sie kennen sich ja ganz gut aus mit Segeljachten.«
    Ich zuckte bescheiden die Achseln. »Hab ich von meinem Dad. Sie sind mir doch gleich so bekannt vorgekommen.«
    Er streckte mir die Hand hin. »Ich bin Daniel.«
    Ich schüttelte sie eifrig. »Ashlyn.«
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.«
    »Danke, gleichfalls.« Ich stand einen Augenblick unschlüssig in der Gegend herum, spähte zur Bar hinüber, als würde ich mit mir hadern: Soll ich mir einen Drink genehmigen oder hier stehen bleiben und über Segeljachten plaudern?
    Meine etwas gelangweilte Miene sollte ihm zudem vermitteln, dass ich auf eine Einladung von ihm wartete, weil ich zu wohlerzogen war, um mich einfach zu ihm zu setzen.
    Zu meiner Verblüffung wirkte er ebenfalls gelangweilt.
    Dann sah er auf die Uhr. »Tja, ich mache mich dann mal auf die Socken. Es ist schon spät, und ich habe noch eine lange Fahrt vor mir.« Er erhob sich und reichte mir noch einmal die Hand. »Auf Wiedersehen, Amy.«
    »Ashlyn«, verbesserte ich ihn und schüttelte sie verdattert.
    »Ach, richtig. Verzeihung. Nun, vielleicht laufen wir uns ja mal am Jachthafen über den Weg.« Damit holte er einen großen Geldschein aus der Brieftasche und legte ihn auf den Tisch.
    »Ja, vielleicht«, murmelte ich und starrte ihm sprachlos hinterher, als er auf den Durchgang zur Hotellobby zumarschierte. Kaum war er außer Sichtweite, huschte ich ihm nach
und beobachtete ihn aus sicherer Entfernung, mit derselben ungläubigen Neugier wie es ein Meeresforscher getan hätte, wenn er einen Delfin bei einem Spaziergang auf dem Trockenen ertappt hätte. Ich sah noch, wie Daniel Miller das Hotel durch den Haupteingang verließ, dann war er weg.
    Weg.
    Er war einfach gegangen .
    Für alle anderen in der Bar hatte es bestimmt ausgesehen, als wäre ich eine dieser verrückten Amerikanerinnen, die jeden Star verfolgen und anquatschen. Einige der anderen Gäste hatten sich aufgrund meines seltsamen Verhaltens sogar neugierig umgedreht und Daniel ebenfalls nachgesehen. Bestimmt fragten sie sich, warum sein Gesicht ihnen nichts sagte.
    Doch ich wusste, dass Daniel Miller kein Star im herkömmlichen Sinn war. Sein Konterfei würde nie die Titelseite des Us Weekly zieren, würde es noch nicht einmal ins Innere der Zeitschrift schaffen. Access Hollywood würde keinen Dreißig-Sekunden-Bericht über ihn bringen, und ganz bestimmt würde er auch nicht von einem der großen Radiosender von L.A. zu seinem neuesten Album oder Blockbuster interviewt werden.
    Doch für mich würde Daniel Miller ab heute auf ewig ein Star sein.
     
    Als ich an diesem Abend nach Hause kam, rannte ich schnurstracks zu meinem

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