Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
Vom Netzwerk:
tippte mein nächstes Fahrtziel ins Navigationssystem und verließ den Parkplatz. Auf Anraten der Computerstimme bog ich links ab und fuhr nach etwa einem Kilometer auf den Century Boulevard auf.
    Schon sehr bald würde ein Mann namens Andrew Thompson das Mädchen seiner Träume kennenlernen.
    Er wusste es nur noch nicht.
     
    Andrew Thompson hatte schon immer eine Schwäche für Stewardessen gehabt. Und für American Football.
    »Anfangs war es eine Art Running Gag«, hatte mir seine Frau bei unserem ersten Meeting vergangene Woche erklärt. »Wann immer er im Fernsehen oder am Flughafen eine Flugbegleiterin erblickte, flüsterte er mir ins Ohr: ›Schatz, wir müssen dir so ein Outfit besorgen‹. Früher war das noch süß.« Sie schüttelte mit düsterer Miene den Kopf. »Früher war so einiges süß. Ich zum Beispiel.«
    Heute Abend würde ich mich deshalb in Andrew Thompsons Traumfrau verwandeln – in eine Stewardess, die ein riesiger American-Football-Fan war. Über den Wolken stets höflich und gesittet, aber lümmelhaft und hemmungslos, sobald sie ein paar Bier intus hatte und auf ESPN ein Spiel ihres Lieblingsteams verfolgte.

    Recherche und Vorbereitung machen einen beträchtlichen Teil meiner Arbeit aus. Ich versuche immer, mich vor dem Test möglichst umfassend zu informieren, denn je mehr ich weiß, desto schneller bringe ich ihn hinter mich. Natürlich genügt es nicht, die Vorlieben eines Mannes zu kennen, um sich in seine Traumfrau zu verwandeln, sei es nun eine Stewardess oder eine Pokerspielerin. Genauso wenig, wie es für einen erfolgreichen Staubsaugervertreter genügt, wenn er Daten über die Saugkraft des neuesten Hoover-Modells herunterrasseln kann. In den zwei Sekunden, in denen die Haustür vor ihm aufschwingt, muss er blitzschnell analysieren, wie der Mensch tickt, der vor ihm steht. Er muss auf der Stelle erkennen, was der oder die Betreffende über Staubsauger hören will, sonst wird man ihm die Tür vor der Nase zuknallen.
    Ich schätze, wenn ich tatsächlich eine Art Superheldin wäre, dann wäre genau das meine charakteristische Fähigkeit. Meine Menschenkenntnis zählt seit jeher zu meinen größten Begabungen, und mit den Jahren habe ich sie perfektioniert.
    Es soll ja Mathematikgenies geben, die innerhalb von Sekunden jeden noch so kniffligen Geheimcode knacken können.
    Tja, das kann ich nicht.
    Aber was ich kann , ist noch weitaus kniffliger. Ich kann innerhalb von dreißig Sekunden abschätzen, mit was für einem Mann ich es zu tun habe.
    Ganz recht. Ich lese in Männern wie in einem offenen Buch.
    Ich weiß nicht, wie ich zu dieser Fähigkeit gekommen bin. Ich nehme an, sie wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Freundinnen nennen sie »ein Geschenk Gottes«, was ich dann doch etwas übertrieben finde, aber es ist zweifellos praktisch, Männer dechiffrieren zu können wie Kryptologen
einen streng geheimen Zahlencode, vor allem, wenn man Abend für Abend neue kennenlernen und ihre potenzielle Traumfrau spielen muss.
    Wenn meine Freundinnen wüssten, wofür ich mein Talent nutze.
    Andrew Thompson lebt mit seiner Frau in San Francisco, doch an diesem Abend hatte er geschäftlich in L.A. zu tun, weshalb er im Westin direkt am Flughafen ein Zimmer reserviert hatte. Ich bat einen der Angestellten vom hoteleigenen Valet-Service, mir unauffällig den Hintereingang zu zeigen, was er gerne tat, nachdem ich ihm einen größeren Dollarschein zugesteckt hatte. Ich folgte ihm mit meinem Rollkoffer um die Ecke, wo er mir ehrerbietig eine unscheinbare Glastür aufhielt. Ich trat ein und verkrümelte mich umgehend in einer leeren Toilette im Erdgeschoss, wo ich mich in der Behindertenkabine einschloss.
    Ich schälte mich aus den Kleidern und holte eine dunkelblaue Uniform aus dem Koffer. Sie stammte von einer Bekannten, die für Continental Airlines als Flugbegleiterin arbeitet. Sie hatte kichernd eingewilligt, sie mir zu borgen, nachdem ich erklärt hatte, ich sei zu einer Party mit dem Motto populäre sexuelle Fantasien eingeladen, für die ich mich als aktives Mitglied des »Mile-High-Clubs« verkleiden wollte.
    Rasch schlüpfte ich in den marineblauen Rock und die dazugehörige Kostümjacke und rückte die goldenen Flügel auf dem Aufschlag zurecht. Dann verstaute ich meine geliebte Birkin im Koffer und klemmte mir stattdessen eine schlichte schwarze Handtasche unter den Arm, die schon eher nach dem Gehalt einer Flugbegleiterin aussah.
    Ich frisierte mich, frischte mein Make-up auf, atmete

Weitere Kostenlose Bücher