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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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»Äh, nein... merkwürdig wäre, wenn du mich fragen würdest, ob du an mir riechen darfst.«
    Er lachte. »Oh, das hab ich schon getan, vorhin an der Bar. Du riechst gut.«
    »Ach ja? Nach Flugzeugessen?« Ich brach in unkontrolliertes, betrunkenes Gekicher aus.
    Andrew stimmte mit ein. »Was hältst du davon, wenn wir hier verduften?«
    »Gute Idee.«
    »Mein Zimmer?«
    Ich nickte energisch, als hätte man mir seit Jahren keinen so guten Vorschlag mehr unterbreitet. Als hätte ich nur darauf gewartet.
    Er schoss von seinem Stuhl hoch wie eine Rakete und zog mich hinter sich her, meine Hand fest umklammert.
     
    Die Frage »Darf ich dich küssen?« hat mir der liebe Andrew dann gar nicht mehr gestellt. Kaum hatten wir sein Zimmer betreten, fiel er über mich her wie ein angetrunkener Erstsemester auf einer Studentenparty. Seine Küsse waren nass und notgeil. Offenbar hatte ihn das Footballspiel in die Vergangenheit zurückversetzt und ließ ihn noch einmal seine unbeschwerten Jugendjahre an der University of Michigan durchleben... Noch dazu mit einer Flugbegleiterin, wie in seinen kühnsten Träumen.

    Zweifellos konnte er sein Glück kaum fassen, als er mich nun Schicht für Schicht aus der Uniform schälte.
    Den Ring behielt er einfach an, als hätte er ihn völlig vergessen. Als wäre er ein Teil von ihm, ein Teil seines täglichen Lebens, seiner monotonen Ehe geworden und hätte dabei seine symbolische Bedeutung eingebüßt.
    Ich hatte ihn allerdings nicht vergessen. Bei jeder seiner Berührungen spürte ich das kalte, harte Gold auf meiner Haut, eine ständige Erinnerung daran, was ich hier tat. Was er hier tat.
    Doch ich erhob keine Einwände. Ich ließ zu, dass seine Lippen und seine Finger über meinen Körper wanderten, samt Ehering und allem drum und dran.
    Denn genau das ist mein Job.
    Keine Einwände zu erheben. Mitzuspielen.
    Ganz gleich, wie sehr es mich anwidert.
    Deshalb muss ich in diesen Situationen geistig abschalten. Es ist nicht Jennifer Hunter, die da einen Fremden küsst, seinen Händen gestattet, sie zu berühren. Es ist immer Ashlyn.
    Denn Ashlyn überschreitet niemals meine Türschwelle.
    Ashlyn schlüpft nicht in die blütenweißen Baumwollschlafanzüge, die dank Marta nach Weichspüler duften. Ashlyn schmiegt sich nicht in die weißen Satinlaken, kuschelt nicht mit dem lila Plüschelefanten, der seit Jahren mein Bettgenosse ist. Und Ashlyn wacht nicht morgens auf und betrachtet sich in meinem Badezimmerspiegel.
    All das ist Jennifer, und es ist von größter Wichtigkeit, die beiden strikt auseinanderzuhalten. Wenn erst einmal die Grenzen verschwimmen, ist es vorbei. Dann kann ich nicht länger die nötige Distanz wahren.
    In meinem Geschäft muss die persönliche Komponente gänzlich ausgeblendet bleiben. Alles andere wäre zu gefährlich. Ein Spiel mit dem Feuer. Schließlich bin ich immer noch
ein Mensch und kein Roboter, so sehr ich mir auch wünsche, mein Herz, meine Arme und Beine wären aus Stahl.
    Ashlyn ist mein Schutzschild.
    »Ich habe schon immer davon geträumt, mit einer Stewardess zu schlafen«, murmelte Andrew in meine Halsbeuge.
    »Dann ist heute wohl dein Glückstag.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    Und dann wurde aus Andrew Thompsons kühnstem Traum unversehens ein Albtraum.
    Vielleicht hat er bis heute nicht ganz begriffen, was ich ihm als Nächstes eröffnete. Vielleicht wird er auch nie so recht zu schätzen wissen, dass ich ihm in Bezug auf den Zustand seiner Ehe die Augen geöffnet habe. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Seit diesem denkwürdigen Tag sieht Andrew Thompson Flugbegleiterinnen garantiert mit völlig neuen Augen.

5
    Die Entstehung der Arten (Teil 1)
    Als ich in dieser Nacht meine Wohnung betrat, war der Unterschied zu dem düsteren Hotelzimmer, das ich kurz zuvor verlassen hatte, geradezu überwältigend. Es kam mir vor, als wären es zwei verschiedene Welten, die nebeneinander existierten: Dort das Reich der Dunkelheit, des Misstrauens und der Lügen, hier das Reich des Lichts, geräumig, funkelnd, blendend weiß. Wie in einem Werbespot für Allzweckreiniger.
    Hier konnte ich ich selbst sein.
    Musste keine andere Identität annehmen.
    Allein in der vergangenen Woche war Ashlyn Anwältin, Uni-Absolventin, Mitglied einer Studentenvereinigung, Research Manager und Flugbegleiterin gewesen. Da war es schön, zur Abwechslung wieder einmal Jennifer Hunter zu sein.
    Es gab nur ein Problem.
    Nachdem ich mich abgeschminkt, meine verfremdende Maske aus

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