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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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gestoßen. Unfähig die Neuigkeiten zu verarbeiten, unfähig zu begreifen, was das bedeutete. Ich starrte Sophie ungläubig an, fragte mich, ob ich sie vielleicht missverstanden hatte. Korrigiere: Ich war ganz sicher , dass ich sie missverstanden hatte.
    Und dann hörte ich Zoë und John kreischen, sodass an mindestens fünf Tischen Köpfe herumflogen, um zu sehen, ob ein Mord passiert oder ein Star hereingekommen war.
    Alles andere ist in L.A. kein Grund, seinen Brunch zu unterbrechen.
    Ich stierte Sophie weiterhin mit hängender Kinnlade an und versuchte, ihren Worten einen Sinn zu entlocken. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich glaubte, das Wort »verlobt« gehört zu haben, aber das konnte nicht stimmen. Meine Freundinnen gingen nicht einfach hin und verlobten sich.
    Vielleicht hatte sie »er tobt« gesagt. Das würde bedeutend mehr Sinn ergeben, bei Sophies Neigung zur Dramatik. Ja, genau, so musste es sein. Sie hatte Eric geärgert, und jetzt tobte er.
    Doch dann legte Sophie ihre Hände, die sie offenbar bis jetzt absichtlich versteckt hatte, auf den Tisch, und zeigte uns den riesigen Diamanten an ihrem Ringfinger, der mit ihren Augen um die Wette leuchtete.
    Zoë sprang sogleich auf und beugte sich ohne Rücksicht auf Verluste über mich hinweg zu Sophie hinüber, um das gute Stück zu bewundern. Ich saß derweil stocksteif da, den Oberkörper nach hinten gelehnt, um Zoës langer blonder Mähne auszuweichen – und dem riesigen, gefährlichen Edelstein, der mir mit jeder von Sophies Handbewegungen bedrohlich nahe kam.
    Unfähig, auch nur einen Finger zu rühren, verfolgte ich das Spektakel, das vor meinen Augen ablief wie ein alter
Schwarz-Weiß-Film, Bilder ohne Ton, stumme Gestalten, die Glückwünsche aussprachen, ihre Freude ausdrückten.
    »Jen«, vernahm ich Sophies Stimme schließlich wie von weither. Das Dröhnen in meinen Ohren verebbte jäh.
    Ich blinzelte. »Ja?«
    »Was ist los?«
    Ich hob den Kopf. Zoë und Sophie starrten mich über den gigantischen Diamanten hinweg an. Zoë hatte sich mittlerweile erhoben und stand hinter Sophie, um den Ring einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen.
    »Ich... äh... Ich dachte, er kommt nicht?«, sagte ich matt.
    Sophie lächelte noch breiter. »Ja, das hat er behauptet, um mich auszutricksen, und dann hat er mich gestern Abend überrascht!«
    »OMG«, stieß Zoë hervor, was für »oh mein Gott« steht und im Falle besonders dramatischer, denkwürdiger oder grotesker Ereignisse zum Einsatz kommt. Oder auch einfach um Zeit zu sparen. »Wie hat er dir den Antrag gemacht?«
    Sophie strahlte unverändert. »Ich saß allein zu Hause und war sauer, weil er sein Handy ausgeschaltet hatte. Ich war sicher, dass er mit seinen dämlichen Kumpels von der Klinik auf Sauftour war und nicht gestört werden wollte.«
    Zoë und John nickten eifrig, gierig nach weiteren Details.
    »Irgendwann klingelte es an der Tür. Ich hatte keine Ahnung, wer das sein könnte. Bei mir klingelt nie jemand, außer vielleicht meine Vermieterin, wenn sie tagsüber ein Paket für mich angenommen hat«, erklärte Sophie atemlos, und bei jedem Wort blitzten ihre Augen auf wie Wunderkerzen an einem Weihnachtsbaum. »Fast hätte ich gar nicht aufgemacht, weil ich niemanden durch den Türspion gesehen habe.«
    »Wahnsinn«, krähte Zoë und bedeutete ihr ungeduldig, fortzufahren.

    Sophie grinste. »Tja, ich habe trotzdem aufgemacht. Ich dachte, vielleicht hat mir die Vermieterin ja etwas vor die Tür gelegt.«
    »Und da stand er dann!«, rief Zoë voller Stolz auf ihren detektivischen Scharfsinn.
    »Genau!«, rief Sophie. »Besser gesagt, da kniete er, mit dem Ring in der Hand!«
    Zoë und John wechselten einen schmachtenden Blick, der eines alten Hollywoodschinkens würdig gewesen wäre.
    »Deshalb konnte ich ihn auch nicht sehen, als ich durch den Spion geschaut habe!«, erklärte Sophie.
    »Weil er vor deiner Tür kniete!«, wiederholte Zoë überflüssigerweise und in einem Tonfall, den sie sonst nur anschlägt, wenn sie Seifenoperndarsteller, Teilnehmer von Reality Shows oder ungeliebte Arbeitskolleginnen nachäfft, die ihr »zu mädchenhaft« sind.
    »Genau!«, erwiderte Sophie in exakt demselben Tonfall.
    Die drei stießen im Chor einen gerührten Seufzer aus. Dann fiel ihnen auf, dass ich nicht mitgeseufzt hatte. Sie wandten die Köpfe und starrten mich an, alle mit derselben entnervenden, fragenden Miene, als wären sie Wissenschaftler, die soeben eine unbekannte Lebensform von einem

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